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Leitfigur mit Laserpointer

Mannheim. Die Fans standen, sie klatschten – und witterten die Überraschung. Doch dann kam der Spielverderber und erstickte die Handball-Party des TV Großwallstadt im Keim. Humorlos holte Krzysztof Lijewski von den Rhein-Neckar Löwen den linken Hammer raus, der Ball zappelte im Netz, die Badener jubelten. Keine Frage: Auf ihren Neuzugang konnten sich die Gelbhemden beim 27:24-Auswärtssieg über den TVG verlassen.

Als sich die Partie dem Ende zu neigte, als die Begegnung zu kippen drohte und als den Löwen der Fehlstart blühte – genau in dieser Phase blieb der polnischen Nationalspieler cool und clever. Tor Lijewski zum 23:22, Tor Lijewski zum 25:23: Der Linkshänder vollstreckte eiskalt, zeigte Nervenstärke, avancierte zur Leitfigur. Fünf Treffer erzielte das Kraftpaket in 60 Minuten. Seine Würfe schlugen millimetergenau im Netz ein, fast so, als habe er die Stelle zuvor mit einem Laserpointer markiert. „Der Trainer erwartet viel von mir in jedem Spiel. Und ich möchte immer Tore machen, jede Partie gewinnen“, mag der Rückraum-Hüne seine Leistung nicht überbewerten. Er habe eben nur seinen Job gemacht. Dennoch fiel erneut auf, dass es – wie zuletzt schon beim Wildcard-Turnier in Kielce – gerade in kritischen Situationen sehr stark auf den 28-Jährigen ankommt.

„Wir haben ihn geholt, weil er Verantwortung übernimmt“, sagt Geschäftsführer Thorsten Storm, der sich noch eine Steigerung von Lijewski erhofft: „Nach seiner Schulterverletzung ist er nicht bei 100 Prozent. Wenn Krzysztof richtig fit ist, wird er für uns noch wichtiger.“

Am Samstag gegen Balingen

Fraglos wünscht sich aber auch Trainer Gudmundur Gudmundsson ein wenig Entlastung für den ehemaligen Hamburger. „Es liegt momentan sehr viel Last auf seinen Schultern. Augenblicklich ist er unser Mann für die entscheidenden Tore“, sagt der Isländer, der jedoch zuversichtlich ist, dass der Neuzugang zukünftig nicht den Alleinunterhalter spielen muss: „Im Gegensatz zur Saisonvorbereitung ist die Offensive zurzeit sicherlich unser Problem. Wir spielen zu viel parallel, die Aggressivität fehlt. Aber ich vertraue all meinen Jungs.“ Man dürfe nicht vergessen, unterstreicht der Coach, dass der Rückraum neu zusammengestellt sei: „In der Vorsaison haben wir mit Zarko Sesum auf der Mitte, Grzegorz Tkaczyk auf der halblinken und Ólafur Stefánsson auf der halbrechten Position gespielt. Nun ist alles ganz anders.“

Immerhin glückte der Saisonstart, was nicht nur an Lijewski lag, sondern auch am starken Oliver Roggisch und am überragenden Schlussmann Goran Stojanovic. „Ich bin froh, dass wir nach der Enttäuschung in Kielce wieder auf die Beine gekommen sind“, sagt Lijewski, der mit den Gelbhemden am Samstag (19 Uhr/SAP Arena) auf HBW Balingen-Weilstetten trifft und dem man das Sieger-Gen förmlich anmerkt: „Ich habe keine Angst, wenn es eng wird, und übernehme gerne Verantwortung. Da ist es mir egal, wie der Gegner heißt oder wie es steht.“

Von Marc Stevermüer