Veröffentlichung:
Lemgo verdient sich bei fahrigen Löwen einen Punkt
Katastrophale Schlussminuten in der ersten Halbzeit bringen die Badener an den Rand einer Heimniederlage / Aufholjagd und Krimi in den Schlusssekunden
Wieder ein Krimi, diesmal ohne Happy End: 29:29 (14:18) haben die Rhein-Neckar Löwen am Donnerstag gegen den TBV Lemgo Lippe gespielt – und im letzten Angriff die Chance auf den Heimsieg vergeben. So stehen die Löwen nach 24 von 34 Spielen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga weiter zwischen Spitzen- und Mittelfeld.
Nach unfassbar schlechten drei Minuten vor der Halbzeitpause stand es 14:18, rafften sich die Löwen wieder auf und führten acht Minuten vor dem Ende mit 26:24. In der Schlussphase ging ihnen wie schon so oft die nötige Ruhe ab und die stark aufspielenden Lemgoer sicherten sich einen am Ende durchaus verdienten Punktgewinn in der SAP Arena.
Abtasten gibt es nicht. Mads Mensah wuchtet zum 1:0 ein, Jonathan Carlsbogard antwortet umgehend mit dem 1:1, Andy Schmid bedient Ymir Örn Gislason am Kreis, Andreas Cederholm Christoph Theuerkauf. Nach nicht einmal drei Minuten steht es 2:2. Dann fordert das brutale Tempo Tribut. Die ersten technischen Fehler und Fehlwürfe bringen die Abwehrreihen samt Torhütern ins Spiel. Zunächst zugunsten der Löwen.
Rasanter Start
Andreas Palicka per Risikopass bereitet das 6:4 von Patrick Groetzki vor – da liegen die Löwen erstmals mit zwei Treffern in Front (10.). Nach dem Ausgleich durch Bjarki Mar Elisson zum 6:6 haben die Gelben ihre beste Phase. Groetzki versenkt aus schwerem Winkel, Palicka landet die vierte Parade, Mensah trifft per zweiter Welle, Gislason provoziert ein Stürmerfoul und Kohlbacher schließt trocken zum 9:6 ab. Nach etwas mehr als 13 Minuten ist die Löwen-Welt in Ordnung.
Unverständlich, warum die Löwen jetzt wieder einen Fehler nach dem anderen machen. Binnen zwei Minuten gleicht Lemgo zum 9:9 aus (18.). Der zweite 3:0-Lauf bringt die Gäste gar mit 12:13 nach vorne (25.). Löwen-Trainer Kristjan Andresson nimmt die Auszeit, bringt nach Alexander Petersson nun auch Gislason in der Offensive für Kohlbacher am Kreis. Mikael Appelgren kommt für den gut gestarteten Palicka.
Auf dem Feld passiert – nichts Gutes. Die Löwen werfen gegen die offensiver herausrückende Lemgo-Abwehr einen Ball nach dem nächsten weg. Zur Pause steht es 14:18 für den Außenseiter aus dem Lipperland, der die Löwen-Fehler hart bestraft. Die Löwen-Reaktion nach der Pause muss deutlich ausfallen, wenn sie noch etwas reißen wollen.
Löwen kommen stark zurück
Und wie sie es reißen wollen! Die Löwen sind nach fünf Minuten wieder auf der Platte, machen sich heiß für die Aufholjagd. Eröffnet wird sie von Mads Mensah, der zum 15:18 einhämmert. Uwe Gensheimer, für Tollbring gekommen, macht das 16:18. Und nach dem nächsten technischen Fehler Lemgos stellt Alex Petersson den Anschluss her (17:18, 34.). So schnell kann es gehen im Handball. Das Momentum liegt nun bei den Löwen. Doch Lemgo lässt sich so leicht nicht beeindrucken.
Die Lipper halten die Führung, der wie schon im Hinspiel überragende Carlsbogard stellt mit seinem fünften Tor auf 18:20 (36.). Das geht viel zu leicht, wie der Schwede da durch das Löwen-Zentrum spaziert. Weil sich die Löwen nun die nächste kleine Schwächephase erlauben, kann Carlsbogard gar auf 20:23 erhöhen (43.). Jetzt, wo es richtig brenzlig wird, schlagen die Löwen zurück.
Nach Kohlbachers 21:23 nimmt Mensah Fahrt auf, ist beim 22:23 und 23:23 nicht zu halten (47.). Uwe Gensheimer erhöht den Löwen-Lauf auf 4:0, besorgt das 24:23 – die erste Führung für die Gelben seit der Anfangsviertelstunde (48.). Die Fans in der SAP Arena geben auch noch einmal alles, aus Team und Zuschauern wird eine kämpferische Einheit. So hält Andy Schmid mit dem 25:24 seine Farben auf Kurs (50.), bevor es in die entscheidende Phase des nächsten Löwen-Krimis geht.
Unerträgliche Spannung in der SAP Arena
Wieder Schmid per schneller Mitte macht das 27:25 (53.), Elisson mit seinem neunten Tor postwendend das 27:26. Die Spannung wird fast unerträglich, die Löwen-Abwehr kämpft mit allem, was sie hat. Gegen Carlsbogard findet sie aber kein Mittel, kassiert dessen neunten Treffer zum 27:27 (57.). Mensah ist der Mann bei den Mannheimern, lässt das Netz beim 28:27 zum siebten Mal zappeln – verursacht in der Abwehr dann aber einen Siebenmeter an Theuerkauf (58.).
Elisson bleibt cool – es steht 28:28 (58.). Wieder Mensah sorgt für die nächste Klasse-Szene, bedient Kohlbacher am Kreis, der mit Treffer Nummer fünf die Löwen nach vorne bringt. Appelgrens sechste Parade gegen Cederholm setzt ein Zeichen, doch Theuerkauf verwertet die zweite Chance zum 29:29 (60.). 25 Sekunden bleiben für den letzten Löwen-Angriff. 21 Sekunden vor dem Ende nimmt Andresson die ultimative Auszeit. Die Löwen wollen es gezielt ausspielen, passen, werden gestoppt – und bringen außer einem Notwurf von Schmid nichts mehr auf die Kiste.
Dass die Fans ihre Jungs für die Moral und den Einsatz in Halbzeit zwei feiern, sagt alles: Ihr seid die Besten, Löwen-Fans. Danke, danke, danke!
Rhein-Neckar Löwen – TBV Lemgo Lippe 29:29 (14:18)
Löwen: Appelgren (29.), Palicka, Gierse – Schmid (5/2), Gensheimer (2), Kirkeløkke (1), Tollbring (2), Abutovic, Mensah (8), Groetzki (2), Schneibel, G. Guardiola, Petersson (1), Gislason (1), Ganz, Kohlbacher (5)
Lemgo: Wyszomirski, Johannesson – Elisson (10/4), Kogut (1), I. Guardiola, Carlsbogard (9), Theuerkauf (4), Schagen (1), Zerbe, Cederholm (2), Hangstein (1), Geis, Reimann, Klimek (1), Klesniks
Trainer: Kristjan Andresson – Florian Kehrmann
Schiedsrichter: Steven Heine / Sascha Standke
Zuschauer: 6086
Strafminuten: Abutovic (2), Gislason (2) – I. Guardiola (2), Cederholm (2), Klimek (2)
Siebenmeter: 2/2 – 4/4
Spielfilm: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 6:4, 6:6, 9:6, 9:9, 12:13, 13:15, 14:18 (HZ), 17:18, 18:20, 20:21, 20:23, 24:23, 26:24, 27:25, 27:26, 27:27, 28:27, 28:28, 29:28, 29:29 (EN)