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Lemme und Ullrich pfeifen bald wieder

Überraschende Wende im Fall Frank Lemme und Bernd Ullrich: Die international gesperrten Handball-Schiedsrichter aus Magdeburg können schon im Dezember wieder Spiele in der Bundesliga leiten. Der Deutsche Handballbund (DHB) hatte auf der gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Schiedsrichter-Ausschuss am Montagabend die nationale Suspendierung rückwirkend vom 16. März auf neun Monate begrenzt. Der 46-jährige Lemme und sein ein Jahr älterer Partner könnten somit bereits am 15. Spieltag der Männer-Bundesliga ihr Comeback geben.

 

„Wir freuen uns sehr darüber, dass der DHB hinter uns steht und uns die Möglichkeit gibt, auf nationaler Ebene zu pfeifen. Wir wollen auf jeden Fall weiter pfeifen“, sagte Bernd Ullrich gestern der Deutschen Presse-Agentur dpa. Anders als Europas Dachverband EHF, der die beiden Referees wegen Verstoßes gegen den Verhaltenskodex für fünf Jahre gesperrt hatte, geht der DHB milde mit seinem Vorzeige-Gespann um. „Alle Mitglieder der beiden Gremien sind übereinstimmend der Meinung, dass für einen bloßen Formalverstoß, nämlich einen Bestechungsversuch nicht gemeldet zu haben, eine befristete Nichtansetzung von neun Monaten eine ausreichende Bestrafung darstellt“, erklärte DHB-Präsident Ulrich Strombach nach der Sitzung.

 

Lemme und Ullrich hatten im Zusammenhang mit dem Europacup-Finale der Pokalsieger zwischen Medwedi Tschechow und BM Valladolid 2006 weder einen Manipulationsversuch noch den anschließenden Fund von 50 000 Dollar in Ullrichs Gepäck gemeldet. Dies hatte das EHF- Schiedsgericht unter Leitung des Portugiesen Rui Coelho mit einer drakonischen Fünf-Jahres-Sperre geahndet. Zugleich hatte das Gremium dem Duo jedoch attestiert, dass es an der Spielleitung keine Beanstandungen gab. Auf nationale Schiedsrichter-Ansetzungen haben die internationalen Verbände keinen Einfluss. „Uns war klar, dass unsere internationale Karriere beendet sein wird. Aber wir haben darum gekämpft, zumindest in Deutschland noch pfeifen zu dürfen“, sagte Ullrich. Nun prüfen die beiden Magdeburger Referees ihre Einspruchsmöglichkeiten gegen das Urteil der EHF. „Wir wägen das jetzt ab. Wir haben noch zehn Tage Zeit. Wir lassen das Urteil von einem Fachmann prüfen und werden dann entscheiden, ob es Sinn macht, Einspruch einzulegen“, sagte Ullrich.

 

Währendessen haben die Rhein-Neckar Löwen einen neuen Assistenztrainer verpflichtet. Kent-Harry Andersson, der von 2003 bis Ende 2008 erfolgreich bei der SG Flensburg-Handewitt als Trainer arbeitete – mit den Nordlichtern holte der mittlerweile 60-Jährige unter anderem 2004 die Deutsche Meisterschaft und den DHB-Pokal –, wird beim Rudel seinem Landsmann Ola Lindgren mit Rat und Tat zur Seite stehen und ihn des Öfteren ersetzen: Da Lindgren gleichzeitig noch als schwedischer Nationaltrainer arbeitet, wird er häufiger mit Drei-Kronen-Team unterwegs sein. Lindgren ist sich von seinem neuen Mitstreiter begeistert: „Mit Kent-Harry haben wir uns sehr viel Kompetenz geholt. Dadurch können wir in vielen Bereichen breiter arbeiten.“ Beide kennen sich übrigens schon länger. Von 1998 bis 2003 stand das Duo gemeinsam in Nordhorn unter Vertrag. Nun ist Andersson heiß auf die Löwen: „Ich freue mich sehr auf eine neue Herausforderung bei einem Klub, der in der nächsten Saison wieder einen Schritt nach vorne machen will.“ Abzuwarten bleibt, ob Andersson tatsächlich „nur“ als Co-Trainer eingesetzt wird: Schließlich hätte er sicher auch das Zeug zum Sportlichen Leiter. Eine Position, die Manager Thorsten Storm nämlich gerne besetzen würde, quasi als Entlastung für sich selbst. Das erklärte Storm Ende letzter Saison in einem RNZ-Gespräch. Morgen um 18.15 Uhr treten die Löwen im Rahmen des Sparkassen-Cup in Rotenburg a.d. Fulda gegen Grashoppers Zürich an.

12.08.2009