Veröffentlichung:

Letzte Ausfahrt EHF-Cup (RNZ)

Mannheim. Danach war eigentlich alles wie immer. Thorsten Storm und Gudmundur Gudmundsson, der Manager und der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, saßen oben, ganz links außen auf dem Podium. Dort, wo die sitzen, die etwas zu sagen haben. Die starken Zwei bei den Gelben versuchten das in Worte zu fassen, was zuvor beim 30:30-Remis gegen den TBV Lemgo passiert war. Und das fiel ihnendiesmal nicht leicht.Freuenoderdoch trauern? Angebracht wäre beides gewesen: Der Punktgewinn war nämlich glücklich und ärgerlich zugleich.

Gudmi und Theo entschieden sich schließlich für die Gute-Laune-Variante. Sie grinsten, leicht gequält, aber sie grinsten. Sprachen von einem Erfolg, der irgendwie keiner war. Eher ein Rückschlag, der möglicherweise schon entscheidende Dämpfer im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Verletzte hin oder her – der eine Zähler war einer zu wenig. Gudmundsson sagte Sätze wie: „Wir haben einen Punkt gewonnen.“ Aber auch: „Natürlich können wir nicht überglücklich sein.“

Uwe Gensheimer vor Rückkehr

Wenig später, im Business-Club des „Ufos“, dann ein ganz anderes Bild. So plötzlich das Stimmungshoch auch kam, so schnell hatte es sich auch wieder verzogen. Nun sah man den anderen, den nachdenklichen Gudmundsson. Der Isländer und Tomas Svensson, sein Co- Trainer, steckten die Köpfe zusammen. Zu zweit saßen sie an einem Tisch für vier. Das Piccata Milanese und der Rest des Buffets interessierte das Duo weniger. Dazu war die Zeit zu kostbar: Sie diskutierten viel, flüsterten manchmal, verschränkten immer wieder die Arme. Die Sorgenfalten waren dabei nicht zu übersehen. Bei Beiden.

Apropos Sorgenfalten. Die waren am späten Dienstagabend Programm. Denn auch den Spielern war das Lachen vergangen. Niedergeschlagen, mit hängenden Schultern, kreuzten Goran Stojanovic und Co. im Business-Bereich auf. Kaum einer redete. Jeder schien mit sich selbst beschäftigt zu sein.

Es war die Ruhe vor dem Sturm: Gestern begann das Warm Up für das nächste Duell. Nach Lemgo ist nämlich vor Göppingen, wo am Freitag um 19.30 Uhr das Halbfinal-Rückspiel im EHF-Cup steigt. Tief im Schwabenland gilt es einen 33:32-Vorsprung zu verteidigen, um so noch weiter vom letzten erreichbaren Saisonziel träumen zu können. Endspiel oder raus ohne Applaus – am Freitagabend gegen 21 Uhr weiß man mehr.

Wie bitter wäre der vorzeitige europäische K.o. eigentlich? Käme er gar einer Katastrophe gleich? Storm: „Katastrophe ist wohl das falsche Wort.“ Und das Richtige? Der Nordmann nannte es nicht. Wobei er ohnehin positiv bleibt. Er baut auf die Mannschaft: „Ich wünsche mir einfach für uns alle, für den ganzen Verein, dass es klappt.“

Klar ist: Spielen die Löwen wie gegen Lemgo, könnte der Abstecher nach Göppingen zum Trauerspiel werden. Kämpfen alleine reicht in der „Hölle Süd“ nicht. Spielerische Klasse und Konzentration sind dann gefragt. Sowie ein Denker und Lenker, ein Andy Schmid in Topform. Storm nickt: „Er muss die Spielsituationen wieder besser erkennen.“

Das ist das eine, die angedachte Rückkehr von Kapitän Uwe Gensheimer das andere. „Ich gehe davon aus, dass er am Freitag spielen wird“, schnaufte Gudmundsson. Erleichtert wirkte er dabei. Es war die Vorfreude auf seine Tormaschine, auf den Mann, der Spiele alleine entscheiden kann. Ähnlich wie Patrick Groetzki, „Gensels“ Flügelzangen-Partner. Sein Comeback-Zeitpunkt steht aber noch in den Sternen. „Johnny“ hat nach wie vor zwei ständige Begleiter: Krücken. Eine links, eine rechts.

Tore für die Löwen wird der Linkshänder erst in der neuen Saison wieder werfen. Dann übrigens gemeinsam mit einem Spanier. Denn mittlerweile ist das offiziell, was die RNZ bereits vor zehn Tagen berichtete: Kreisläufer Gedeon Guardiola (San Antonio) bestätigte, dass er ein Löwe wird. Fehlt nur noch das Löwen-Bekenntnis seines Bruders Isaias…

Von Daniel Hund