Veröffentlichung:

Liga-Lust nach EM-Frust: Löwe Groetzki wieder heiß auf Handball (MM)

Die Handball-EM ist Geschichte, am Mittwoch sind die Rhein-Neckar Löwen bei HBW Balingen-Weilstetten gefordert. Nationalspieler Patrick Groetzki fiebert der Partie entgegen.

Ein paar Tage Auszeit gönnte er sich. Nichts hören, nichts sehen. Einfach nur ausspannen, die Beine hochlegen, den Kopf frei bekommen. Der aufgestaute Frust musste verarbeitet, das enttäuschende Ende der Handball-EM verdaut werden. Das Halbfinale, es war zum Greifen nah. Und dann reichte es noch nicht einmal für die Teilnahme am Olympia-Qualifikationsturnier. Diese Achterbahn der Gefühle, diesen bitteren EM-Abschluss musste Patrick Groetzki erst einmal verarbeiten. „Ich bin ein paar Tage weggefahren. Das hat mich auf andere Gedanken gebracht“, berichtet der Rechtsaußen des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen.

Der Linkshänder spielte eine gute EM, erzielte 13 Treffer bei 20 Versuchen und demonstrierte, dass er nicht nur der Mann der Zukunft auf dieser Position ist, sondern Bundestrainer Martin Heuberger schon jetzt als verlässliche Größe mit ihm planen kann. „Meine Leistung war ganz in Ordnung“, war der Rechtsaußen mit sich zufrieden – wenn auch nicht zu 100 Prozent. Denn Groetzki wäre nicht Groetzki, wenn er nicht doch noch ein Haar in der Suppe finden würde. „Im letzten Spiel gegen Polen lief es leider nicht ganz so rund.“

Der ehrgeizige Pforzheimer will sich ständig verbessern, arbeitet akribisch, gibt niemals auf, spielt mit Freude, Herz, Leidenschaft und Emotionen. Ein vorbildlicher Vollgas-Profi ohne Allüren, den der Absturz in der EM-Hauptrunde hart traf. „Wir waren so nah dran“, erinnert sich Groetzki an die gute Ausgangssituation vor dem vorletzten Hauptrundenspiel gegen Dänemark. Ein Remis hätte fürs Halbfinale gereicht, die Deutschen verloren 26:28 – und am Ende wurden die fast schon ausgeschiedenen Dänen sogar noch Europameister, die DHB-Auswahl Siebter. „Das hat irgendwie ins Bild gepasst“, meint der Rechtsaußen, der trotz aller Enttäuschung dem Turnier auch etwas Positives abgewinnen kann: „Wer jetzt von einem Debakel spricht, ist ganz schön mutig. Aber das sind genau diejenigen, die uns hochgejubelt haben, als das Halbfinale zum Greifen nah war.“

Natürlich sei es bitter, dass der deutsche Handball nicht bei Olympia in London vertreten sei, räumt der 22-Jährige ein. Und dennoch hätte die Mannschaft in Serbien nicht enttäuscht: „Es war sicherlich kein Neuanfang, schließlich waren viele Spieler dabei, die schon in den vergangenen Jahren zum Nationalteam gehörten. Aber wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es war nicht alles schlecht, vor allem wenn man an die Außendarstellung bei den vorangegangenen zwei Turnieren denkt.“

Der Junioren-Weltmeister von 2009 hat an die EM mittlerweile einen Haken gemacht, am Mittwoch (20.15 Uhr) ist er mit den Löwen in der Bundesliga bei HBW Balingen-Weil-stetten gefordert. „Vor ein paar Tagen hätte ich nicht gedacht, dass ich mich darauf so schnell wieder konzentrieren kann. Aber jetzt bin ich bereit für die nächsten Aufgaben“, sprüht der 22-Jährige schon wieder vor Tatendrang. Eine kleine Pause hat er gebraucht – nun ist Groetzki schon wieder richtig heiß auf Harz und Halle. Dieser Mann ist eben ein echter Vollblut-Handballer.

Von Marc Stevermüer