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Lindgren: Ich bin enttäuscht – das ist doch vollkommen klar

Mannheim. Mit seiner Familie lebt Ola Lindgren noch immer in Heidelberg. In der wunderschönen Stadt am Neckar hat sich der ehemalige Trainer der Rhein-Neckar Löwen vor eineinhalb Jahren ein neues Domizil eingerichtet. Dort wurden Pläne geschmiedet. Der Schwede hatte Großes vor mit dem Handball-Bundesligisten, mit dem er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012 schloss. Aus einer langfristigen Zusammenarbeit wurde aber nichts, vor knapp vier Wochen trennten sich die Gelbhemden von ihrem Trainer, der zuvor acht von neun Begegnungen in der neuen Saison gewonnen hatte.

„Entlassungen gehören sicherlich zum Profigeschäft, diese Entscheidung hat mich jedoch überrascht. Zwar geht es mir mittlerweile ganz gut, gleichzeitig bin ich aber immer noch enttäuscht – das ist doch vollkommen klar“, sagt Lindgren im Gespräch mit dieser Zeitung. Seine Mission beim badischen Bundesligisten, bei dem seit Jahren viel investiert und noch mehr von Titeln gesprochen wird, hätte er gerne erfüllt: „Die Löwen haben eine starke Mannschaft. In diesem Jahr hatte ich erstmals Einfluss auf die Personalpolitik. Der Klub holte Spieler, die ich haben wollte. Es ist sehr schade, dass ich nicht mehr mit diesem Team arbeiten darf.“

Möglicherweise bekommt der Schwede aber schon bald einen neuen Arbeitgeber. Die „Handballwoche“ spekuliert, dass Lindgren in der kommenden Saison die SG Flensburg-Handewitt trainiert und den Löwen-Gesellschafter Bernd Rigterink, mit dem er seit Jahren eng befreundet ist, gleich mit an die Ostsee bringt. „Diese Geschichte höre ich jetzt selbst zum ersten Mal. Ich habe mit niemandem aus Flensburg Kontakt, das sind alles nur Gerüchte“, sagt der 46-Jährige. Er will sich mit diesem Thema nicht weiter beschäftigen, sondern widmet sich lieber seiner Arbeit als schwedischer Nationaltrainer: „Darauf fokussiere ich mich jetzt. Im Januar steht für uns die Weltmeisterschaft im eigenen Land an. Da wartet etwas richtig Großes auf mich.“

Mit einer eher kleineren Aufgabe bekommt es dagegen heute (20 Uhr) Lindgrens Ex-Klub zu tun. Die Löwen treten im DHB-Pokal beim Zweitligisten TV Bittenfeld an. „Einige meiner Spieler haben schlechte Erinnerungen an diesen Gegner“, sagt der neue Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson. In der vergangenen Saison gewannen die Badener gegen den gleichen Kontrahenten in der zweiten Pokalrunde glücklich mit 33:32 nach Verlängerung, in die sie Ólafur Stefánsson erst in der Schlusssekunde mit seinem Treffer zum 27:27 gerettet hatte.

Der Isländer spielt möglicherweise seine letzte Saison bei den Gelbhemden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen teilte mit, dass er sich mit Stefánsson auf einen Wechsel zum Löwen-Partner AG Kopenhagen geeinigt habe. Manager Thorsten Storm schränkte jedoch ein, dass eine Entscheidung erst nach der WM fallen werde.

Von Marc Stevermüer

 20.10.2010