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Löwen-Aufholjagd bleibt ungekrönt
Kampf- und Taktik-Spiel am 30. HBL-Spieltag geht an Lemgo Lippe
Nach zuletzt vier Siegen erleiden die Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend einen Rückschlag, unterliegen am 30. HBL-Spieltag dem TBV Lemgo Lippe 23:24 (13:14) und bleiben bei nun 30:32 Punkten im Mittelfeld der Liga stecken. Beide Trainer treiben sich mit zahlreichen taktischen Kniffen zu Höchstleistungen an, zudem geht es durchaus rustikal zu zwischen Blauen und Gelben – mit dem besseren Ende für den TBV. Die Löwen rennen ab der 15. Minute einem Rückstand hinterher. Am Ende vergeblich. Das Fazit lautet: Löwen-Aufholjagd bleibt ungekrönt.
Schon der erste Wirkungstreffer der Partie gelingt den Gastgebern. Auf das 1:2 durch Niclas Kirkeløkke folgen vier Lemgo-Treffer am Stück. Ein starker Spielzug, ein Siebenmeter und zwei Gegenstöße nach Löwen-Ballverlusten: Schon steht es 5:2 für den TBV. Ein Faktor dabei: TBV-Coach Florian Kehrmann bringt das Taktik-Spielchen in Gang mit der Umstellung auf eine 5-1-Abwehr. Diese Maßnahme sticht sofort. Sie provoziert allerdings auch eine Reaktion von Löwen-Trainer Ljubomir Vranjes. Mit der Einwechslung von Juri Knorr will er mehr Wucht und Tiefe in sein Angriffsspiel bringen. Und das gelingt ihm auch.
Die Löwen starten einen eigenen 4:0-Lauf, gehen mit dem 5:6 von Jannik Kohlbacher wieder in Front. Drei Treffer davon sind Kreisanspiele auf den in Topform befindlichen Kohlbacher, dazu verwertet Benjamin Helander einen Tempogegenstoß. Mehr Zug zum Tor und die dadurch entstehenden Räume in der TBV-Abwehr sind ein gefundenes Fressen für die Löwen. In der Defensive setzen sie immer mal wieder Lemgos Spielmacher Jonathan Carlsbogard unter Druck, indem sie ihm Patrick Groetzki vor die Nase packen. Dennoch macht der überragende Schwede das 6:6 – und leitet damit die nächste kleine Wende ein in diesem äußerst munteren Spielchen.
Löwen-Aufholjagd bleibt ungekrönt – ein Faktor ist Finn Zecher
Ein Faktor ist jetzt Finn Zecher. Er pariert zweimal in Folge, kommt auf 50 Prozent Fangquote und ermöglicht so die 8:6-Führung seiner Mannschaft (16.). Jetzt reagieren wieder die Löwen. Vranjes bringt den siebten Feldspieler. Es schlägt die Stunde des Entscheiders Andy Schmid, der mit einem Doppelschlag das 8:8 markiert. Lemgo stellt sich schnell auf die neue Situation ein, nutzt kleinere Unaufmerksamkeiten der Löwen zum nächsten 3:0-Lauf (11:8, 21.). Im 6 gegen 6 geht es weiter, und die Löwen spielen weiter ihren Trumpf am Kreis aus. Mit der nächsten Dreier-Serie von Jannik Kohlbacher kommen sie bis zur Pausen-Sirene auf 14:13 ran und haben für die zweite Halbzeit noch alle Chancen auf einen Auswärtssieg.
Andy Schmid eröffnet Durchgang zwei mit seinem vierten Tor und dem 14:14. Tim Suton mit seinem dritten Treffer hält die Blauen vorne. Nach der neunten Zecher-Parade erhöht Elisson auf 16:14 (35.). Nächster Löwen-Ballverlust – Elisson sprintet davon: 17:14 (36.). Schmid setzt dem aktuellen Lauf der Lemgoer ein Ende (17:15, 38.). Seit Minute 15 laufen die Löwen nun einem Rückstand hinterher. Das kostet Kraft. Cool der TBV: Suton packt die Trickkiste aus, verwandelt einen Freiwurf mit schneller Drehung direkt (18:15, 40.). Bobby Schagen erhöht mit dem 19:15 auf plus vier (40.). Jetzt brauchen die Gelben einen echten Kraftakt, Lösungen in Abwehr, Angriff und auf der Torwart-Position, wo sie aktuell überall unterlegen sind.
Weil auch die Lipperländer weit entfernt sind von einem perfekten Spiel, sich einige Leichtsinnsfehler leisten, bringt Albin Lagergren mit dem 19:17 seine Farben wieder in Schlagdistanz (43.). Beim 20:17 nimmt Lubo Vranjes seine zweite Auszeit, dreht vorne wie hinten an den Stellschrauben. Lemgo verteidigt wieder offensiv, bietet riesige Räume an. Die Löwen brauchen Tiefe, wirken aber zögerlich. Zecher hält seinen zehnten Ball, einmal mehr aus dem Rückraum. Joel Birlehm legt seine dritte Parade (ab 21. Minute im Spiel) dazu. Kapital können seine Vorderleute keines daraus schlagen, verlieren wieder unnötig die Kugel, so dass Schagen auf 22:18 erhöhen kann (47.). Mit der zweiten Auszeit stellt Kehrmann den TBV auf die letzten zwölf Minuten ein.
Löwen-Aufholjagd bleibt ungekrönt – obwohl die Löwen am Ende ganz nah dran sind
Für die letzten acht Minuten bringt Vranjes noch einmal den siebten Feldspieler. Groetzki wird freigespielt und trifft zum 22:20 (53.). Jetzt muss der finale Sprung auf Augenhöhe gelingen. Die Abwehr steht. Lemgo tut sich schwer. Birlehm hält gegen Carlsbogard. Wer jetzt die besseren Lösungen in der Offensive findet, wird das Spiel gewinnen. Kirkeløkke findet die Lücke im Block, schafft den Anschlusstreffer (22:21, 55.), schnappt sich hinten die Kugel und wirft ins leere Lemgoer Tor zum 22:22 (56.). 4:0-Lauf Löwen – Ausgleich! Carlsbogard feuert an den Pfosten. Chance zur ersten Löwen-Führung seit Minute 13. Kristjan Horžen trifft die Latte. Nun bringt auch der TBV den siebten Feldspieler. Das Taktik-Spielchen erreicht ein neues Niveau.
Ist das die Vorentscheidung? Kirkeløkke verschuldet einen Siebenmeter und sieht dazu eine Zeitstrafe. Elisson versenkt den Strafwurf zum 23:22 (59.). Bei genau 60 Sekunden vor Schluss nimmt Vranjes seine letzte Auszeit. Lion Zacharias nimmt sich den Wurf aus durchwachsenem Winkel und scheitert am starken Zecher. Frederik Simak macht den Deckel drauf mit dem 24:22. Am Ende steht ein 24:23 für den TBV. Stark gekämpft, Löwen. Leider ohne Fortune am Ende.
TBV Lemgo Lippe – Rhein-Neckar Löwen 24:23 (14:13)
Lemgo: Zecher (12 Paraden), Johannesson – Hutecek, Elisson (7/2), Simak (2), Carlsbogard (4/1), Schagen (2), Schwarzer, Suton (4), Zerbe (3), G. Guardiola (2), Hansen, Reitemann, Blaauw, Geis
Löwen: Appelgren (1.-21., 3 Paraden), Birlehm (ab 21., 6 Paraden), Katsigiannis – Schmid (5), Zacharias, Kirkeløkke (4), Patrail, Knorr (1), Helander (2), Abutovic, Lagergren (1), Groetzki (2), Michalski, Horžen (1), Gislason, Kohlbacher (7)
Trainer: Florian Kehrmann – Ljubomir Vranjes
Schiedsrichter: Suresh & Ramesh Thiyagarajah
Strafminuten: Simak (2), G. Guardiola (2) – Kirkeløkke (4), Gislason (2)
Siebenmeter: 3/4 – /
Vergebene Siebenmeter: Birlehm hält gegen Elisson (50.)
Spielfilm: 1:0, 1:2, 5:2, 5:6, 8:6, 8:8, 11:8, 12:10, 14:11, 14:13 (HZ), 14:14, 17:14, 19:15, 20:18, 22:18, 22:22, 24:22, 24:23 (EN)