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Löwen beißen im zweiten Durchgang zu

Nach Startschwierigkeiten starker Auftritt beim 31:23 gegen den TV Großwallstadt

Mit einem am Ende deutlichen 31:23 (14:12) gegen den TV Großwallstadt blieben die Rhein-Neckar Löwen auch im fünften Bundesliga-Heimspiel dieser Saison ungeschlagen. In der vorgezogenen Partie des 12. Spieltags tat sich das Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson allerdings lange Zeit schwerer, als es das Endergebnis aussagt. Bester Schütze war Uwe Gensheimer mit sieben Toren.

Die Körpersprache von Børge Lund sprach Bände. Der Norweger schaute Hilfe suchend nach oben, nach dem Stefan Kneer trotz aller Gegenwehr gerade das 4:7 erzielt hatte (15.). Die Löwen fanden in der Anfangsphase einfach nicht ihren Rhythmus, Patrick Groetzki gelang erst nach fast fünf Minuten der erste Treffer, nach 8:20 Minuten sah sich Guðmundsson beim Stand von 1:5 zu einer Auszeit gezwungen. Lund hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei „Fahrkarten“ geworfen, seine Teamkollegen machten es allerdings nicht viel besser und bissen sich immer wieder am gut aufgelegten Mattias Andersson im TVG-Tor die Zähne aus. „Wir haben besprochen, dass wir im Angriff beweglicher werden und den Schwung aus der gegnerischen Offensive nehmen müssen“, verriet später Löwen-Linksaußen Uwe Gensheimer Einzelheiten aus der Timeout-Unterhaltung. Dass die Löwen vorübergehend für einige Stunden die Tabellenführung übernommen haben, ließ Gensheimer kalt: „Das ist eine Momentaufnahme, mehr nicht.“

Die Bayern erwiesen sich auch ohne ihren Denker und Lenker Oliver Köhrmann wie so oft als zäher Knochen, Coach Michael Biegler versuchte mit einem verbalen Scharmützel gegen Gensheimer die Unsicherheit zu vergrößern. Doch so langsam fingen sich die Gelbhemden. Unterstützt von einigen Paraden Sławomir Szmals legten sie in 90 Sekunden einen 3:0-Zwischenspurt zum 7:7 hin, nach genau 23 Minuten gelang ihnen durch Gensheimer auch die erste Führung (10:9). Nach zwei weiteren Gensheimer-Toren und einem schönen Lupfer Groetzkis schienen die Löwen nun endgültig Fahrt aufzunehmen (13:10), doch Großwallstadt blieb im Rennen. Moritz Schäpsmeier, der bis dahin auf der Bank schmorte, sorgte mit einem schönen Zuspiel auf Andreas Kunz und einem eigenen Treffer wieder für den Anschluss, vergab dann aber die Chance zum möglichen Ausgleich, so dass Bjarte Myrhol kurz vor der Pausensirene noch das beruhigende 14:12 erzielen konnte. Entschieden war diese Partie vor 9.185 Zuschauern, darunter der Weltmeister von 1978 Joachim Deckarm, noch lange nicht.

Und tatsächlich: Nach zweieinhalb Minuten im zweiten Durchgang hatte die Biegler-Sieben – trotz mehrerer Szmal-Paraden – wieder den Ausgleich hergestellt (14:14). Auch wenn die Löwen nun auf 19:15 davonzogen, so hatte man nie das Gefühl, dass die zwei Zähler im Sack sind. Erst, als Karol Bielecki für den ersten Sechs-Tore-Abstand sorgte (25:19, 51.), machte sich in der SAP ARENA Optimismus breit. Entscheidenden Anteil daran hatte Keeper Szmal, der es am Ende auf 17 gehaltene Bälle brachte. Dank einer bärenstarken Abwehrleistung im zweiten Abschnitt, als die Löwen als geschlossene Einheit auftraten und mit Ausnahme Szmals kein Einzelakteur heraus stach, zwang die Guðmundsson-Sieben den TVG vor allem in den letzten zehn Minuten immer wieder zu Fehlern und hätte am Ende – obwohl das hohe Resultat etwas trügt – sogar noch höher gewinnen können, wenn der ein oder andere Pass zu Beginn der Tempogegenstöße genauer gespielt worden wäre.

Vor den richtungsweisenden Spitzenbegegnungen in den kommenden Wochen – in Flensburg und Hamburg sowie zu Hause gegen Kiel – haben die Löwen also noch einmal Selbstvertrauen getankt und ihr Torverhältnis durch die beiden Heimsiege dieser Woche um 23 Treffer verbessert. „Wir hatten am Anfang ein paar Probleme“, gestand Guðmundsson. „Aber bei nur zwölf Gegentoren zur Halbzeit muss ich zufrieden sein. Beide Mannschaften hatten heute starke Torhüter, Sławomir war überragend.“ Nicht ganz so glücklich war TVG-Coach Biegler, der aber sachlich analysierte: „Bis zur 35. Minute war alles gut. Danach haben zu viele falsche Abschlüsse und technische Fehler unser gutes taktisches Konzept zunichte gemacht. Der Sieg der Löwen ist auf jeden Fall verdient, aber in der Höhe nicht in Ordnung.“

Auch Löwen-Manager Thorsten Storm gestand: „Ich hatte vor dem Spiel ein schwaches Ziehen in der Magengegend. Das war ein richtiger Fight und wir mussten uns ganz schön lang machen. Natürlich freue ich mich über die zwei Punkte. Klar ist aber, dass wir am Sonntag in Flensburg die ersten zehn Minuten nicht so verschlafen dürfen.“

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Hannawald (ein Siebenmeter) – Stefánsson (3), Lund (3), Bielecki (4) – Groetzki (3), Gensheimer (7/1), Gunnarsson (1) – Schmid (3), Roggisch, Šešum, Tkaczyk (3), Myrhol (4), Ruß (n.e.), Čupić (n.e.).
TV Großwallstadt: Andersson, Rominger (ein Siebenmeter) – Weinhold (2), Szűcs (2), Kneer (4) – Spatz (6/5), Kunz (3) – Tiedtke (2) – Larsson (2), Jakobsson, Schäpsmeier (1), Reuter, Kossler (1).
Strafminuten: Bielecki (2), Myrhol (2), Roggisch (2), Tkaczyk (2) – Jakobsson (2), Szűcs (4), Larsson (2), Weinhold (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Michael Biegler.
Zuschauer: 9.185.
Schiedsrichter: Martin Harms (Magdeburg) / Jörg Mahlich (Stendal).
Spielfilm: 0:2 (5.), 2:5 (10.), 4:7 (15.), 8:8 (20.), 10:10 (25.), 14:12 (Halbzeit) – 15:14 (35.), 19:15 (40.), 21:18 (45.), 24:19 (50.), 27:20 (55.), 31:23 (Endstand).
Zeitstrafen: 4 / 5.
Siebenmeter: 2/1 – 5/5.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Rominger.
Beste Spieler: Szmal, Gensheimer – Andersson, Spatz.