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Löwen beißen nochmals kräftig auf die Zähne (MM)

Endspurt vor der EM-Pause geht an die Substanz

MANNHEIM. Beim 37:30 gegen den HBW Balingen-Weilstetten hatte Kim Ekdahl du Rietz (Bild) nicht weniger als elfmal getroffen, doch strahlende Sieger sehen ein bisschen anders aus. Mit der schweren Sporttasche auf der Schulter humpelte der schwedische Nationalspieler der Rhein-Neckar Löwen sichtlich müde aus der Kabine und grüßte noch kurz, andere hatte es dagegen deutlich schlimmer erwischt.

Sergej Gorbok musste mit einer leichten Gehirnerschütterung pausieren, Isaias Guardiola saß mit einer Schulterverletzung hinter der Bank und Oliver Roggisch stand mit Schmerzen am lädierten Innenband nur für den absoluten Notfall bereit. Keine Frage, die Löwen gehen kurz vor der EM-Pause auf dem Zahnfleisch. Das nahm auch Trainer Gudmundur Gudmundsson zur Kenntnis und gab seinen Schützlingen vor dem Auswärtsspiel bei der HSG Wetzlar (Sonntag, 15 Uhr) spontan zwei Trainingseinheiten frei.

„Wer mich kennt, weiß, dass mir das schwerfällt“, schmunzelte der Isländer, doch die Beine der Badener wollten zuletzt sichtbar nicht mehr so ganz, wie es der Kopf eigentlich vorgab. „Das ist mir schon in Hamburg aufgefallen“, sagte der Löwen-Coach, der auch die 30 Gegentore im Landesderby auf den jüngsten Kräfteverschleiß zurückführte. „Das haben wir zu keiner Phase besonders toll gemacht“, kritisierte Gudmundsson die teilweise etwas laxe Defensivarbeit, die seine Mannschaft aber jederzeit über die individuelle Klasse im Angriff kompensieren konnte und deshalb nie ernsthaft in Gefahr geriet.

„Das war eine brutale Hinrunde“, bestätigte Oliver Roggisch, dass auch innerhalb der Mannschaft die Sehnsucht nach der Pause wächst. „Aber damit haben jetzt alle Teams zu kämpfen. Wir dürfen uns jetzt nicht selbst bemitleiden“, will der Kapitän der Nationalmannschaft mit seinen Mitspielern nochmals auf die Zähne beißen, um in der Rückrunde mit dem Plus an Heimspielen nochmals ein Wörtchen um die Titelvergabe mitreden zu können.

Manager Thorsten Storm, von einer Erkältung ebenfalls etwas angekratzt, bemühte im vorweihnachtlichen Endspurt den Vergleich mit dem allmorgendlichen Gang zum Adventskalender. „Da waren gegen Balingen nun zwei Punkte hinter dem Türchen. Und wenn wir das noch zweimal so hinkriegen, haben sich alle die Pause verdient“, richtete Storm auf die beiden letzten Aufgaben in Wetzlar und am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen Minden.

Von Thorsten Hof