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Löwen beißen sich durch (MM)

Die Anreise war anstrengend, mit Hindernissen verbunden: Doch die Rhein-Neckar Löwen trotzten den Strapazen und gaben sich in der Champions League keine Blöße. Der Handball-Bundesligist gewann beim kroatischen Meister HC Osiguranje Zagreb mit 28:24 (13:12), festigte in der Vorrundengruppe A den zweiten Platz hinter MKB Veszprém und machte einen großen Schritt Richtung Achtelfinale.

Ein früher Flug am Freitagmorgen, eine knapp 200 Kilometer lange Busfahrt von Graz nach Zagreb, verloren gegangenes Gepäck. Nein, einfach hatten es die Rhein-Neckar Löwen nicht bei ihrer Anreise in die kroatische Hauptstadt. Ein Streik am Zagreber Airport erschwerte den Trip des Bundesligisten, dem die Strapazen gestern Abend im schicken Zagreber Handball-Tempel vor den Toren der Stadt anzumerken waren. „Die letzten 20 Minuten waren in Ordnung. Wir mussten viel investieren, um zu gewinnen“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson nach dem hart erkämpften 28:24-Sieg in der Champions League.

Zum Matchwinner wurde letztendlich einer, den man nicht unbedingt auf der Rechnung haben musste. Der gebürtige Kroate Roko Peribonio rückte nach 41 Minuten zwischen die Pfosten, nachdem der 22-Jährige beim Hinspiel in der Vorwoche sein Debüt in der Königsklasse gefeiert hatte. Damals kam er in der Schlussphase, als das Spiel entschieden war. Diesmal wurde Peribonio zu einem ganz wichtigen Faktor. „Er hat einen fantastischen Job gemacht“, freute sich Gudmundsson ebenso wie der junge Keeper: „Auf dieses Spiel war ich richtig heiß.“

Die Badener zeigten von Beginn an eine sehr durchwachsene Leistung und kamen nie so richtig in Schwung. Auf die Abwehr und Torwart Niklas Landin war wie gewohnt Verlass, doch im Angriff lief bei den Gelbhemden wenig zusammen – insbesondere dann, wenn sie nicht in den Gegenstoß kamen. Viel zu langsam trugen die Löwen ihre Bemühungen vor, ab und zu wurde wenigstens Patrick Groetzki auf der Rechtsaußenposition frei gespielt. Das war’s dann aber auch schon, drei magere Treffer aus dem Rückraum vor der Pause unterstrichen die Schwierigkeiten in der Offensive. Trotzdem hätten die Badener zur Pause höher als 13:12 führen können. Mehrfach lagen die Löwen mit zwei Treffern vorn, mehrfach bot sich die Chance auf drei oder vier Treffer davonzuziehen. Doch statt konsequent auf eine Vorentscheidung zu drängen, präsentierten die Löwen in schöner Regelmäßigkeit eine breite Palette an Nachlässig- und Unzulänglichkeiten. „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht“, ärgerte sich Gudmundsson: „Und dann wird es natürlich schwer, ein Spiel in der Champions League zu gewinnen.“ Klare Chancen wurden ausgelassen oder Bälle hergeschenkt. Und so hielten die Kroaten, die Begegnung lange offen.

Zumal die Löwen nach dem Seitenwechsel keinen Gang höher schalteten, sondern den Start in den zweiten Abschnitt völlig verschliefen, sich erst einmal eine 0:5-Serie einhandelten und plötzlich 13:17 (37.) zurücklagen. „Wir haben weiterhin viel zu langsam gespielt. Ich habe die richtige Einstellung zu diesem Spiel und diesem Gegner vermisst“, ärgerte sich Gudmundsson, der eine Auszeit nahm und im Angriff mehr Bewegung forderte. Fortan liefen immer wieder die Außenspieler Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki an den Kreis, die Badener knackten jetzt häufig die Zagreber Abwehr – brauchten aber trotzdem einige Zeit, um das Spiel an sich zu reißen, weil zu vielen Chancen vergeben wurden. Aber sie hatten ja noch Peribonio, der seinen Kasten vernagelte und den Löwen Sicherheit gab. Kraftpaket Kim Ekdahl du Rietz war es, der mit einem Doppelpack das 25:23 (53.) herauswarf – die Weichen waren auf Sieg gestellt.

Von Marc Stevermüer