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Löwen beißen sich in Gummersbach durch (RNZ)

In der Handball-Bundesliga gelang den Rhein-Neckar-Löwen nach einer schwachen ersten Halbzeit doch noch der Sieg – Damit bleibt das Team an der Tabellenspitze

Gummersbach. Die Rhein-Neckar Löwen bleiben Tabellenführer in der Handball-Bundesliga und zogen sich gestern Abend beim 32:27 (15:16) beim VfL Gummersbach am eigenen Schopf aus dem Schlammassel. Der fünfte Saisonerfolg war beeindruckend, weil das Team von Nikolaj Jacobsen ihn mit Willen und Leidenschaft erzwungen hat.

Als Nikolaj Jacobsen nach 30 Minuten in Richtung Kabinen lief, blickte er noch einmal kurz in Richtung Anzeigetafel. Der Däne sah dort gelb auf schwarz das Einzige, was ihm nach der Hälfte des Spiels gefallen haben dürfte. Denn seine Mannschaft lag „nur“ mit einem Tor hinten (15:16), obwohl die Löwen über weite Strecken der ersten Hälfte schlicht schlechter als der VfL waren. Die Gummersbacher waren in der Defensive von ihrem Trainer Emir Kurtagic gut auf der Badener eingestellt, hatten den besseren Torhüter und fanden zunächst auch im Angriff die richtigen Lösungen.

Nach 15 Minuten lagen die Löwen 4:8 hinten, nach 20 Minuten 8:13. Es sah nicht gut um den Vizemeister aus, der anschließend aber eine Eigenschaft zeigte, die ihn bereits in der so erfolgreichen Vorsaison ausgezeichnet hatte: Das Team um den starken Spielmacher Andy Schmid verlor nicht vollends den Kopf. „Ich glaube, die Jungs wollten am Anfang zu viel. Da haben sie mit zu viel Herz und zu wenig Kopf gespielt“, sagte Jacobsen. Die Löwen legten kämpferisch aber noch eine Schippe drauf, überdeckten so die ein oder andere Schwäche und bissen sich zur Pause bis auf einen Treffer Rückstand heran. „Wir haben die Abwehr auf 5:1 umgestellt und das hat sich ausgezahlt“, erklärte der Trainer einen taktischen Kniff.

Schon zu diesem Zeitpunkt hatten viele der 3119 Besucher in der Schwalbe-Arena den Verdacht, dass es sich für ihren VfL rächen sollte, dass sie nicht höher vorne lagen. Und das Gefühl trog nicht, denn die Löwen hatten die richtigen Lehren aus der ersten Hälfte gezogen. Der unbedingte Wille, die Gier nach dem Erfolg war ab der 31. Minute greifbar – und das hinterließ Eindruck bei den Gummersbachern. Und weil die Löwen zudem in der Abwehr unglaublich aggressiv waren und dem VfL überhaupt kein einfaches Tor mehr zuließen, lagen sie nach 41 Minuten mit 23:19 vorne.

„Entscheidend war, dass wir in der ersten Halbzeit Gummersbach nicht davonziehen ließen“, sagte Schmid. Der Schweizer war mit elf Tore herausragender Spieler bei den Löwen.

In der zweiten Hälfte stand zum ersten Mal in dieser Spielzeit die Mannschaft in einer Form auf dem Feld, die in der Rückrunde der Vorsaison durch die Liga gefegt war. Die Leistungssteigerung der Badener beeindruckte sicher nicht nur die Zuschauer in der Halle, sondern auch den Rest der Liga, die sich die Partie live und in Farbe am Fernseher ansehen konnte. „Es ist unsere Stärke, dass wir niemals aufgeben“, hatte Matchwinner Schmid als entscheidenden Faktor zum Erfolg ausgemacht. Seine eigene Leistung kommentierte der Spielmacher so: „Heute war ich erfolgreich, das nächste Mal ist es ein anderer.“

VfL Gummersbach: Bult (4), Jonsson (1), Schröder (5), von Gruchalla (4/2), Santos (6/1), Larsson (3), Ernst (1), Persson (2), Becker (1)

Rhein-Neckar Löwen: Petersson (4), Schmid (11/2), Ekdahl du Rietz (4), Groetzki (5), Gensheimer (2), Myrhol (5), Mensah Larsen (1)

Stenogramm: 3:1 (8.), 8:4 (15.), 13:8 (20.), 16:11 (26.), 26:15 (Hz.), 18:20 (37.), 19:23 (41.), 22:27 (50.), 24:30 (54.), 27:32 (Endstand).

Zuschauer: 3119 – Schiedsrichter: Grobe/Kinzel (Braunschweig/Bochum).

Von Michael Wilkening