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Löwen bewahren kühlen Kopf und damit die weiße Weste (Boulevard Baden)

Karlsruhe (bb).  Es war das erwartete Spiel, es war die befürchtete, ganz schwere Aufgabe für die Rhein-Neckar Löwen: Trotzdem hatten die Badener am Ende die Nase vorn, sie gewannen am Dienstagabend bei der TSV GWD Minden mit 26:23 (13:11) und haben auch nach der 13. Partie in der Bundesliga-Spielzeit 2012/13 eine weiße Weste. 26:0 Punkte – eine beeindruckende Serie, die keiner erwartet hatte,  die keiner erwarten konnte und mit der sich die Löwen beim Blick auf die Tabelle auch immer wieder selbst überraschen.   „Es ist unglaublich und phantastisch zugleich“, beschrieb Löwen-Manager Thorsten Storm und fügte an: „Aber tatsächlich haben wir noch gar nichts erreicht. Die Saison ist noch lang, da kann noch viel passieren.“

Nach dem umkämpften, intensiven und packenden Spitzenspiel drei Tage zuvor gegen die Füchse Berlin wusste Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson: „Natürlich ist es nach solchen Partien schwer, die Konzentration auf die nächste Aufgabe zu lenken. Aber in der Bundesliga darf man sich keinen Aussetzer erlauben, man muss gegen jeden Gegner die 100 Prozent abrufen. Und das ist auch gegen Minden unser Ziel.“

Der erste Abschnitt verlief diesbezüglich nicht ganz nach dem Geschmack des Trainers: Die Löwen gingen in Führung und legten jeweils vor. Sie stellten eine energische, aggressive Deckung mit einem starken Goran Stojanovic im Tor. Aber im Angriff fehlte zeitweise die hundertprozentige Konzentration und die Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Allerdings zeigte sich Linksaußen Uwe Gensheimer wieder in bester Torlaune und markierte bis zur Pause sechs Treffer. Bis kurz vor dem Wechsel hatten sich die Badener eine Drei-Tore-Führung erarbeitet, ehe Linksaußen Aljoscha Schmidt noch einmal verkürzen konnte. Allerdings konnte sich genau dieser Spieler glücklich schätzen, überhaupt noch auf der Platte zu stehen. Denn er traf Keeper Stojanovic per Siebenmeter am Kopf – die Rote Karte der Unparteiischen blieb aber in der Hosentasche (22.).

Löwen-Coach Gudmundsson konstatierte im anschließenden Pressegespräch: „Wir haben in der ersten Hälfte nicht gut im Angriff gespielt, im zweiten Durchgang haben wir dann etwas unsere Linie in der Abwehr verloren, waren zu offensiv. Das hat Minden sehr gut genutzt. Aber dann haben wir im zweiten Teil der zweiten Halbzeit umgestellt, waren defensiver in der Deckung und Niklas Landin im Tor hat uns geholfen und wir haben die beiden Punkte geholt.“ Dagegen meinte GWD-Trainer Ulf Schefvert: „Wir haben 50 Minuten sehr gut gespielt. Das war vielleicht unser bestes Spiel in der ersten Liga. Wir hatten eine Chance, aber haben dann einfache Fehler gemacht. Am Schluss hat uns dann auch etwas die Kraft gefehlt.“

Nach dem Wechsel vergaben die Löwen zu viele Chancen und sahen sich zunächst meist in Unterzahl. So kamen die Mindener, die ihre Chance witterten, nicht nur zum Ausgleich, sondern auch zur ersten Führung in dieser Partie – 18:17 (46.).  Und Auszeit. Gudmundsson hatte die grüne Karte gelegt. Dann bohrte sich  Alexander Petersson wieder unwiderstehlich in die gegnerische Deckung. Ausgleich. Und Landin parierte den Siebenmeter von Schmidt. Wieder Petersson. Und GWD gab noch eine Antwort – Doder zum 19:19 zehn Minuten vor dem Ende. Dann drehte Andy Schmid richtig auf, Myrhol legte nach und nochmal Schmid – ein Rückstand, auf den Minden keine Antwort mehr hatte. Auch weil Torwart Landin immer wieder die Hand an den Ball brachte – und Gensheimer auch in Unterzahl traf: 21:25 (58.). Die Entscheidung.  „Es war das erwartet schwierige Spiel gegen einen Gegner, der nichts zu verlieren hatte und in dem wir zu viele Bälle verworfen haben. Am Ende hat Niklas Landin einige Bälle gehalten und uns gerettet“, sagte Linkshänder Petersson. Landin parierte in den letzten 17 Minuten sechs Würfe.

„Klasse, wie es die Jungs immer wieder schaffen, sich durchzubeißen“, erklärte Manager Storm. Und Rechtsaußen Patrick Groetzki meinte: „Es war wichtig, dass wir in der kritischen Phase der Partie – als wir mit einem Treffer zurücklagen – kühlen Kopf bewahrt und weiter ruhig im Angriff agiert haben.“

Am Samstag starten die Löwen in den EHF-Cup-Wettbewerb. Das Hinspiel der dritten Runde gegen den griechischen VertreterA.C. Diomidis Argous wird um 19 Uhr in der Mannheimer GBG-Halle angeworfen.

TSV GWD Minden: Persson, Vortmann (bei zwei Siebenmetern) – Klesniks (3), Doder (5), Bilbija (4) – Svitlica (4), Schmidt (3/1) – Svarvarsson (3) – Tesch (1), Fuchs (n.e.), Südmeier, Torbrügge (n.e.), Freitag (n.e.), Oechsler,  Antonewitch (n.e.).

Rhein-Neckar Löwen: Stojanović, Landin-Jacobsen (ab 42.)  – Petersson (5), Schmid (8/1), Ekdahl du Rietz – Groetzki (2),  Gensheimer (8/3) –  Myrhol  (3)  – Roggisch, Sesum, I. Guardiola (n.e.), G. Guardiola, Steinhauser, Bitz (n.e.).

Strafminuten: Oechsler (2), Klesniks (2)  – Myrhol (2), Groetzki (2), Ekdahl du Rietz (2), Roggisch (4).

Trainer: Ulf Schefvert – Guðmundur Guðmundsson.