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Löwen biegen auf die Zielgerade ein

Karlsruhe. Es gibt Spiele, die man nicht so einfach abhaken kann, die man nicht so schnell vergisst. Das gilt nicht nur für Siege und Triumphe, sondern ganz besonders auch für bittere Niederlagen. Solche, die richtig weh tun. Die Saison-Ziele zerstören und Träume platzen lassen. Niederlagen wie das 25:32-Debakel der Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga am letzten Wochenende in Flensburg, das wohl den dritten Tabellenplatz und damit die direkte Qualifikation zur Champions League gekostet hat.

Einen Ausweg aus dem Dilemma gibt es allerdings noch für die Mannschaft von Trainer Ola Lindgren: Der vierte Rang bedeutet einen Platz in der Champions League-Qualifikation und damit die Möglichkeit, doch noch in die Königsklasse einzuziehen. Mit dem 34:27 (17:11)-Erfolg am Mittwoch im Landesderby gegen Frisch Auf Göppingen haben die Löwen einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht und die Schwaben vom vierten Rang verdrängt, dürfen sich aber nun in den restlichen vier Spielen gegen Magdeburg, Berlin, Düsseldorf und Wetzlar keinen Ausrutscher mehr erlauben.

„Die Mannschaft hat sich zusammengerissen, die Spieler waren sehr enttäuscht nach dem Flensburg-Spiel“, sagte Ola Lindgren. „Gut, dass das Spiel gegen Göppingen so schnell kam, um zu zeigen, dass sie doch gut spielen können.“ Aber der Schwede warnt davor, die Saison schon abzuhaken: „Wir haben den vierten Platz noch nicht sicher. Wir haben noch vier Spiele, das heißt Gas geben bis zum Ende.“ So wie die Löwen gegen Göppingen wieder Ehrgeiz zeigten und Frisch Auf keine Chance ließen. Sie kontrollierten das Spiel und machten den Gästen in der mit 4.850 Zuschauern ausverkauften Karlsruher Europahalle schnell klar, dass sie mit leeren Händen wieder nach Hause reisen mussten. „Ich wusste, dass es so kommt“, hatte es Göppingens Coach Velimir Petkovic schon zuvor geahnt, „nach der letzten Niederlage in Flensburg wäre es eine Katastrophe gewesen, wenn die Löwen verloren hätten.“ Und er sollte Recht behalten, die Trotzreaktion war deutlich zu erkennen. Nur zu Beginn des Spiels wirkte die Mannschaft leicht verunsichert und hatte vor allem in der Abwehr Probleme, Nationalspieler Lars Kaufmann in den Griff zu bekommen: Die ersten vier Gästetreffer gingen auf das Konto des wurfgewaltigen Rückraumspielers, der danach aber zusehends unglücklicher agierte und viel verwarf.

Immerhin schien er aber Karol Bielecki angesteckt zu haben, denn der Pole kannte die richtige Antwort: Mit seinen gewaltigen Würfen erzielte der Rückraumschütze Tore aus der zweiten und dritten Reihe. Aber anders als Lars Kaufmann hörte Bielecki nicht mehr auf und kam auf sieben Treffer. Da auf der anderen, der rechten Seite, Michael Müller, der für Olafur Stefansson von Beginn an ran durfte, eben_ falls glänzte und fünf Treffer erzielte, waren die Löwen – anders als zuletzt in Flensburg – aus dem Rückraum sehr gefährlich. „Müller hat Stefansson gut vertreten“, erhielt er vom Trainer ein Sonderlob. Durchaus möglich, dass die Löwen demnächst im rechten Rückraum eine weitere Verstärkung erhalten, denn nach RNZ-Informationen hat der Pole Krzysztof Lijewski (26) bei den Löwen unterschrieben, sein Vertrag beim derzeitigen Verein HSV Hamburg läuft aber noch bis 2011. Der Linkshänder würde allerdings gerne schon in diesem Sommer zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln.

Keine Pause gibt es für die Rhein-Neckar Löwen die bereits am Sonntag um 18.30 Uhr beim Tabellenelften SC Magdeburg antreten müssen. „Dort geht es wieder von vorne los, das wird ein schweres Spiel“, sieht Manager Thorsten Storm das Spiel an der Börde keineswegs als Selbstläufer, verteidigt aber auch die Mannschaft nach der Flensburg-Klatsche: „Es gibt solche Tage im Sport, ich war überrascht, wie die Mannschaft nun zurück gekommen ist und bin froh, dass sie die Kurve gekriegt hat.“

Von Hasso Waldschmidt

 14.05.2010