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Löwen bieten Berlin lange heißen Meistertanz

Füchse müssen sich ersten HBL-Titel hart erkämpfen – verdient ist er allemal

Löwen bieten Berlin lange heißen Meistertanz. Füchse müssen sich ersten HBL-Titel hart erkämpfen - verdient ist er allemal.
Steven Plucnar stürzt Lasse Andersson entgegen.

Löwen bieten Berlin lange heißen Meistertanz: In der 37. Minute liegen die Rhein-Neckar Löwen 25:21 vorne, zeigen den Berliner Füchsen die Zähne. Die brauchen einen Punkt für den ersten Titel in der DAIKIN Handball-Bundesliga. Alles spitzt sich zu an diesem letzten Spieltag, in diesen letzten Minuten der Saison 2024/25 in der SAP Arena. Ausverkauft, von der ersten Sekunde an voll da und so laut wie ganz selten ist die Löwen-Höhle lange der mitentscheidende Faktor. Am Ende verlassen die mutig kämpfenden Löwen Kräfte und Konzentration, steht es 33:38 (20:17), sind die Berliner verdient Deutscher Meister.

Wie viel der Titel dem Hauptstadtklub bedeutet? Sportchef Stefan Kretzschmar, hartgesotten und vielgeprüft, stehen kurz nach der Schlusssirene die Tränen in den Augen. Ein paar Meter daneben liegen sich Spieler, Co-Trainer, Betreuer in den Armen. Nach hartem Kampf gegen bestens eingestellte Löwen sind die Füchse an ihrem Ziel. Lange sieht es gar nicht danach aus in Mannheim vor 13.200 Zuschauern, von denen die meisten früh komplett entzündet sind. Die Männer in Gelb, als Neunter vor allem noch der (Sportler-)Ehre, sich selbst und den Fans verpflichtet, stecken die Arena an.

1:0 Olle Forsell Schefvert, Parade David Späth. 2:0 Jon Lindenchrone, alles in einer Minute. Dann hält Späth den zweiten Berliner Versuch, wieder stürmt Lindenchrone auf und davon. 3:0 in 90 Sekunden zirka – ja hallo! Es sind wildentschlossene Löwen, die der Partie um Berlins erste Meisterschaft den Stempel aufdrücken. Juri Knorr macht das 5:2, Mathias Gidsel das 6:4 (6.). Beide Ausnahmespieler sind da. Aber Knorr noch ein bisschen mehr. Vor allem emotional. Letztes Heimspiel, da kocht die Löwen-Seele. Er nimmt die Fans mit – aber die sind längst am Anschlag, als Knorr mit dem 15:10 die bis dahin höchste Führung des Abends erzielt (20.).

Löwen bieten Berlin lange heißen Meistertanz – und dann der Bruch

In die Pause nehmen die Löwen drei der fünf Treffer mit (20:17). Die Geschichte, trotz der 17 Gegentreffer, schreiben Abwehr, Späth und Knorr, immer wieder Knorr, und ein erneut groß aufspielender Lindenchrone. Halil Jaganjac schuftet wie ein Berserker, Schefvert daneben genauso, Jannik Kohlbacher hinten wie vorne da, wo es garantiert immer wehtut. Alle haben Bock. Aber wie viele Reserven? Zu Beginn von Durchgang zwei hauen die Jungs alles rein. Ivan Martinovic holt das feine Handgelenk raus, trifft aus unmöglichem Winkel (23:19, 34.). Beim 25:21 durch Knorr, seinem achten Tor im zehnten Versuch, scheint alles möglich.

Der Rest ist Handball-Geschichte. Die Geschichte der Füchse, die sich in dieser Saison nicht nur gefunden haben, sondern vor allem nie verlieren. Die Geschichte der Löwen, die sich gefunden zu haben scheinen, und dann selbst im Wege stehen. Aus 25:21 und einer geölten Maschine wird über ein 26:23 (38.) und 26:26 (42.) ein 26:28 (43.) und Verunsicherung pur. Eine ganze Löwen-Saison in fünf Minuten, mit Ausnahmen und einer nochmal ganz eigenen (Neben-)Geschichte im Pokal. Einmal vorne, ist Berlin wiederum maschinengleich nicht mehr aufzuhalten. Nachdem es beim 29:32 erstmals drei Tore minus sind für die Löwen, nimmt der Abend seinen, nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Emotional wird es danach noch auf der Meisterbühne, aus Löwen-Sicht tiefschürfend bei den Abschiedsworten u.a. von Sebastian Hinze, Olle Forsell Schefvert und Juri Knorr. Mehr dazu bald. Danke, Löwenfans. Ihr seid die größten.

Stenogramm folgt.