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Löwen eiskalt zum Doppelpack

27:23-Erfolg der Badener im Spitzenspiel in der Flensburger Hölle Nord

Zweiter gegen Dritter, der Kracher nach der EM-bedingten Pause – für die Rhein-Neckar Löwen wurde er zu einem eiskalt herausgespielten Erfolg auf ganzer Linie. Die Badener starteten am Mittwochabend mit einem 27:23-(13:13)-Auswärtssieg bei der SG Flensburg-Handewitt in die restliche Rückrunde der DKB Handball-Bundesliga und haben damit ihre Ambitionen auf einen Champions-League-Platz eindrucksvoll unterstrichen. Uwe Gensheimer avancierte  mit 7/3 Treffern zum erfolgreichsten Werfer der Sieben von Trainer Gudmundur Gudmundsson, der nach den 60 Minuten einfach nur zufrieden war: „Das war heute ein Klassespiel, Handball auf hohem Niveau. Wir haben uns sehr gut vorbreitet. Wir wussten, dass es hier nicht einfach wird zu gewinnen. Sind wir in der ersten Halbzeit nicht schnell genug zurück gelaufen, war unsere Rückwärtsbewegung nach der Pause viel besser. Nur 23 Gegentore. Das ist Weltklasse. Genauso wir Niklas Landin im Tor, der im zweiten Abschnitt seinen Kasten zugenagelt und von den letzten acht Würfen sechs weggenommen hat.“  Löwen-Manager Thorsten Storm erklärte nach der richtungsweisenden Partie: „Das war eine tolle Arbeit. Unser Team war hervorragend eingestellt. Man hat gesehen, dass sich unsere Mannschaft weiter entwickelt hat. In einer sehr guten Abwehr hat einer dem anderen geholfen. Auf diese Defensive hatte die SG im zweiten Durchgang keine Antwort. Das war der Schlüssel zum Sieg.“ Durch den Doppelpack rückten die Gäste bis auf einen Punkt an die zweitplatzierten  Flensburger heran.

Rechtsaußen Rajko Prodanovic hatte die Reise in den hohen Norden erst gar nicht mit angetreten, der Serbe zog sich im Abschlusstraining eine  Verletzung der Bauchmuskulatur zu. Kurzfristig mussten die Gelbhemden auch auf Zarko Sesum verzichten, der Rückraumspieler fiel wegen einer Magen-Darm-Grippe für die Partie beim Klub an der dänischen Grenze aus und verfolgte das Duell vor dem Fernseher im Hotel. Zudem nicht im Löwen-Kader: Keeper Goran Stojanovic, der mit der Nationalmannschaft von Katar bei der Asienmeisterschaft in Bahrain das Finale erreicht hat und dort am 6. Februar auf das Team des Ausrichters trifft. Coach Gudmundsson schickte Niklas Landin – Alexander Petersson – Andy Schmid – Kim Ekdahl Du Rietz – Patrick Groetzki – Uwe Gensheimer und Bjarte Myrhol als erste Sieben ins Rennen um die wichtigen beiden Punkte. Gedeon Guardiola und Nikola Manojlovic kamen für die Defensive. Klar war dem Isländer auf der Löwen-Bank: „Man muss schon einen sehr, sehr guten Tag erwischen und nahezu perfekt spielen, um aus dieser Festung etwas Zählbares mitzunehmen“, so Gudmundsson.  In der Bundesliga hatte Flensburg letztmals Ende 2011 in heimischer Halle verloren, das letzte positive Erlebnis der Badener an der Flensburger Förde lag sogar noch länger zurück: Dies datierte vom 23. Dezember 2008, als die Löwen mit 30:29 die beiden Zähler entführen konnten. Nun, im Februar 2014 heimsten die Badener mit einer abgeklärten, sehr disziplinierten Vorstellung die beiden Zähler völlig verdient ein. In Rückstand zeigten sie stets erfolgreich die Zähne, hielten die Begegnung über 50 Minuten völlig offen – und schlugen dann in der Schlussphase – basierend auf einer bärenstarken Defensive – entscheidend zu. Aber der Reihe nach.

Der EHF-Cup-Sieger startete an diesem Mittwoch-abend in der mit 6017 Zuschauern gefüllten FLENS-ARENA mit einer 3:1-Führung.  Das Duell zwischen dem Zweiten und dem Dritten entwickelte sich im Hexenkessel „Hölle Nord“ zu einer hart umkämpften Angelegenheit, die geprägt war von zwei starken Abwehrreihen. Dabei behielten die Löwen bei hitziger Atmosphäre kühlen Kopf – und zunächst eine Zwei-Tore-Führung, auch beim 5:3 per Siebenmeter durch Gensheimer (13.).  Dann nahm Keeper Mattias Andersson einige Bälle weg – und die SG glich aus: 6:6 (15.).  Zeit für Coach Gudmundsson, die Partie zu unterbrechen. Auszeit Löwen. Dann trafen Petersson und Gensheimer, Landin stach gegen den dänischen Landsmann Eggert: 9:7 (17.) für die Gäste. Aber die Defensive der Löwen war nicht mehr so aufmerksam wie zu Beginn, Eggert und Svan stellten auf 9:9 (20.). und Eggert erzielte das 10:9 (21.). Nach dem 1:0 zu Beginn hatten die Flensburger die Partie gedreht und zur zweiten Führung verwandelt. Beim 12:10 (24.) war die SG zum ersten Mal mit zwei Toren in Front. Aber Gensheimer per Siebenmeter mit dem Anschluss. Auszeit Flensburg (26:07). Schmid in Unterzahl zum Ausgleich. Weinhold antwortete für die SG, ehe Groetzki nach feinem Pass von Schmid die eigene Überzahl zum 13:13-Halbzeitstand nutzte.  

Nach dem Wechsel sorgte Petersson erneut für die Führung der Löwen. Aber dann scheiterten Guardiola (an Andersson),  Gensheimer per Siebenmeter (an Rasmussen) und Myrhol (an Andersson). Svan im Gegenzug: 15:14 (36.), Myrhol machte es besser: 15:15.  Beide Mannschaften zeigten nun im Angriff einige Unkonzentriertheiten.  Linksaußen Eggert in Überzahl zur erneuten Führung, aber als Myrhol auffüllte, packte Ekdahl Du Rietz den Hammer aus. Ausgleich. Und erneut wechselte die Führung: Gensheimer per Siebenmeter: 19:18 (45.) für die Löwen. Svan mit seinem siebten Treffer und Knudsen. Flensburg wieder vorn. Beide Teams marschierten weiter im Gleichschritt. Eben hatte Myrhol nur die Latte getroffen, machte es Manojlovic per Gegenstoß besser: 22:20 (50.). Auszeit Vranjes. Aber Guardiola setzte noch einen drauf. 23:20 (51.) für die Löwen. Die erste Drei-Tore-Führung in diesem Spiel. Noch knapp zehn Minuten. Der Däne im Kasten der Badener wurde immer stärker. Und Gensheimer zum 24:20. Den Flensburgern war ihre Nervosität anzumerken. Sie machten leichte Fehler, die die Badener eiskalt nutzten. Beim 24:21 scheiterte Gensheimer per Siebenmeter und Heber an Andersson. Sieben Minuten vor dem Ende erwachte die Hölle Nord zu neuem Leben. Stürmerfoul von Gensheimer, ein zu weiter Abwurf von Landin direkt in  die Hände von Andersson – die Löwen hätten den Sack längst zumachen können.  So strapazierten sie die Nerven der eigenen Bank und der mitgereisten Anhänger. Svan erzielte dreieinhalb Minuten vor Schluss das 22:24. Und endlich traf Myrhol auch wieder für die Badener. Noch 43 Sekunden. Nenadic musste verletzt (Verdacht auf Innenbandverletzung) von der Platte. Petersson und Gensheimer machen alles klar.

Best of #LoewenLive: Spielbilder vom Sieg in Flensburg

SG Flensburg-Handewitt – Rhein-Neckar Löwen 23:27 (13:13)

SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Rasmussen ( bei einem Strafwurf), Karlsson, Nenadic (4), Eggert (7/3), Glandorf, Mogensen (1), Svan (8), Weinhold (29, Wanne (n.e.), Heinl, Gottfridsson (n.e.), Radivojevic (n.e.), Knudsen (1)

Rhein-Neckar Löwen: Landin Jacobsen, Peribonio (bei einem Strafwurf); Schmid (2), Gensheimer (7/3), Roggisch (n.e.) Groetzki (3) , G. Guardiola (2),  Ekdahl du Rietz (3), Petersson (5) , Myrhol (4), Manojlovic (1), Gorbok , Sigurmannsson (n.e.), I. Guardiola (n.e.)

Trainer: Ljubomir Vranjes – Gudmundur Gudmundsson

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies (Magdeburg)

Strafminuten: Weinhold (6), Knudsen (2) – Manojlovic (2), Ekdahl du Rietz (2)

Rote Karte: Weinhold, dritte Zeitstrafe (36.)

Zuschauer:  6107

Zeitstrafen:  4 – 2

Siebenmeter:  3/3 –  5/3

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Andersson und Rasmussen

Spielfilm: 1:2 (5.), 2:4 (10.), 6:6 (15.), 10:10 (22.), 13:13 (HZ), 16:16 (40.), 20:22 (50.), 21:24 (55.), 23:27 (EN)

Beste Spieler: Andersson, Svan –  Landin Jacobsen, Petersson