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Löwen mit Senkrechtstart (MM)

Badener entscheiden nach der EM-Pause gleich das Gipfeltreffen in Flensburg mit einem 27:23 für sich

FLENSBURG. Das nennt man wohl einen Senkrechtstart. Die Rhein-Neckar Löwen sind gestern nach der EM-Pause mit einem 27:23 (13:13)-Sieg beim Tabellenzweiten SG Flensburg-Handewitt in die restliche Rückrunde gestartet und rückten den Nordlichtern vor allem dank einer bärenstarken Abwehrleistung bis auf einen Punkt auf die Pelle.

Zugleich war es die erste Bundesliga-Heimniederlage der SG seit Dezember 2011. „Wir haben die gesamte Spielzeit eine super Abwehrleistung gezeigt. Das muss man hier erst einmal schaffen“, war nicht nur Kreisläufer Bjarte Myrhol sichtlich stolz. Trainer Gudmundur Gudmundsson sprach mit Blick auf die Defensive sogar von „Weltklasse“ und hob auch seinen Keeper Niklas Landin heraus: „Er hat zum Schluss sechs von acht Bällen gehalten. Das sagt alles.“

Von Beginn an wurde deutlich, dass es in diesem Gipfeltreffen nichts zu verschenken gab und es vor allem auf die Abwehrreihen ankommen würde. Die Löwen versuchten es hier mit einer aggressiven 6:0-Formation, die sich weit bis an die Grenze des 9-Meter-Raums nach vorne schob und die Flensburger damit ordentlich unter Druck setzte.

Dieses Mittel erwies sich als die richtige Maßnahme, der SG-Angriff kam – von der 1:0-Führung einmal abgesehen – nicht recht in Schwung und es waren die Löwen, die das Spielgeschehen mit einer Zwei-Tore-Führung diktierten. Doch es war jederzeit zu spüren, dass der Tabellenzweite sofort zur Stelle wäre, wenn die Gelbhemden nachlassen würden.

Deshalb nahm Trainer Gudmundur Gudmundsson bereits beim 6:6 (15.) die erste Auszeit, nachdem sich die Löwen die ersten unvorbereiteten Würfe genommen hatten und wenig später drehte Flensburg die Partie nach einem 7:9-Rückstand (18.) mit einer Dreier-Serie zum 10:9 durch den Gegenstoß von Anders Eggert. Nicht zuletzt Sergey Gorbok fand nicht ins Spiel und ermöglichte den Nordlichtern immer wieder Ballgewinne. Plötzlich liefen die Löwen einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher, gingen nach dem 12:10 (24.) aber nach einem gelungenen Überzahlspiel mit einem leistungsgerechten 13:13 in die Pause. Auch auf der Torhüter-Position herrschte ein Gleichgewicht der Kräfte, es kam auf den zweiten Durchgang an.

Der hatte dann zunächst den ersten Nackenschlag für Flensburg parat, als Steffen Weinhold – der gestern immer zur falschen Zeit an der falschen Stelle war – schon nach 35 Minuten mit der dritten Zeitstrafe vom Platz musste. Doch die Löwen wollten dieses Geschenk wohl nicht annehmen, Uwe Gensheimer vergab den folgenden Siebenmeter und auch Myrhol scheiterte klar. Zudem fabrizierten die Gelbhemden nun technische Fehler, während Flensburg die einfachen Tore erzielte. Aber weil auch Weinhold-Vertreter Holger Glandorf keinen guten Tag erwischt hatte, blieb die Fehlerquote ausgeglichen. Beim 19:19 (46.) war weiter alles offen.

Nach dem 20:19 (48.) hatte Flensburg dann jedoch endgültig sein Pulver verschossen und blieb immer wieder in der engagierten Löwen-Abwehr hängen. Dagegen nutzen die Badener die Patzer der SG zu Gegenstößen, eine Fünfer-Serie der eiskalten Badener drehte die Partie, innerhalb von nur vier Minuten lagen die Löwen entscheidend mit 24:20 in Front (52.).

In ihrer etwas kopflosen Schlussphase konnten sich die Badener dann bei Torwart Niklas Landin bedanken, dass die SG nicht mehr näher als zwei Tore herankam und der erste Löwen-Sieg in Flensburg seit Dezember 2008 Gestalt annahm.

Von Thorsten Hof