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Löwen erneut als Zebra-Jäger

Heidelberg/Wien. Viele ahnten es, andere wünschten es sich: Die Rhein-Neckar Löwen haben ihr Hammerlos, ihren Champions-League-Kracher. Das Rudel trifft im Viertelfinale auf den THW Kiel. Löwen gegen Zebras, Süden gegen Norden, Titelhamster gegen Spitzenteam. Gestern Vormittag wurde in Wien ausgelost, die Kugeln rotierten. Löwen-Manager Thorsten Storm, 45, schockte das Los nicht. Im Gegenteil: Er „wusste“ es bereits, es wurde ihm schon am Ostermontag zugeflüstert: „UteKrebs, unsere Presse-Chefin, hatte den richtigen Riecher. Wenn sie in die Glaskugel schaut, hat sie immer Recht“, lacht Storm.

Demnach war er also vorbereitet. Und gut gelaunt. Er freut sich auf das königliche Wiedersehen mit den Nordlichtern. Was nicht heißen soll, dass er den THW auf die leichte Schulter nimmt. Storm sagt: „Kiel ist immer Favorit.“ Aber auch: „Gegen sie hast du nichts zu verlieren – kannst eigentlich nur gewinnen.“

Apropos gewinnen, das können die Gelbhemden. Und zwar gegen jeden, gegen alle: An einem guten Tag sind sie kaum zu stoppen. Das haben die Badener schon bewiesen. Eindrucksvoll, fast wie im Rausch. Löwen-Trainer Ola Lindgren kennt sie, diese magischen Momente, hat sie schon häufig erlebt. Beim Gedanken an den THW Kiel wird’s ihm dann aber doch etwas mulmig: „Ich hatte auf einen ausländischen Rivalen gehofft“, erklärt der 46-Jährige, „wir haben in der Vergangenheit keine guten Ergebnisse gegen Kiel erzielt.“ Wann das Hinspiel in der SAP Arena ausgetragen wird, ist momentan noch unklar. Zwischen dem 21. und 25. April wird ein Termin gesucht. Das Rückspiel in Kiel soll am 2. Mai stattfinden.

Zuletzt lieferten sich beide ein spannendes Duell: Mitte Februar gewannen die Kieler nur hauchdünn mit 23:22 im Bösfelder „Ufo“. Souverän war das nicht, glücklich trifft’s eher. Im Vorjahr war das noch anders. Damals, als sich beide im Halbfinale der Champions League gegenübergestanden, damals, als die Löwen im Hinspiel von den Zebras regelrecht überrannt wurden. Bei Storm sind die Bilder noch präsent. Bittere Bilder, ernüchternde Bilder. Doch das war einmal – zählt nicht mehr: „Ich bin gespannt, ob wir uns weiterentwickelt haben und nun unsere Chance nutzen können.“

Genug geträumt. Denn die Königsklasse ist Zukunftsmusik, am Wochenende wird auf nationaler Bühne getanzt. Die Party steigt in der Color Line Arena: Das Final Four, das Pokal_ Gipfeltreffen, wirft seinen Schatten voraus. Storm war gestern schon in Hamburg. Die Abschluss-Pressekonferenz fand statt. Klar ist: Ein Spiel um Platz drei gibt es dort nur, wenn der HSV Hamburg ins Finale kommt.

Storm stand gestern noch aus einem anderen Grund im Rampenlicht: Er wurde nach Details zum möglichen Wechsel von HSV-Ass Krzysztof Lijewski zu den Löwen gefragt. Storm zur RNZ: „Olafur Stefanssons Vertrag läuft 2011 aus und wir stehen in Gesprächen mit verschiedenen Spielern, deren Kontrakt ebenfalls 2011 ausläuft. Krzysztof Lijewski hat sich mit dem HSV nicht geeinigt und ist einer dieser Spieler.“ Die Bild berichtete gestern, dass die Löwen dem polnischen Nationalspieler mit einem monatlichen Netto-Gehalt von 30.000 Euro locken würden. Storm: „Ein finanzielles Angebot hat er noch nicht bekommen. Diese Gespräche stehen noch an.“

Von Daniel Hund

 07.04.2010