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Löwen fehlen nur Kleinigkeiten

Köln. Die Blicke leer, der Körper am Ende, sah Olafur Stefansson sich bestätigt. „Ich habe vorher gesagt, dass hier die Kleinigkeiten entscheiden werden“, sagte der isländische Linkshänder hinterher. Vieles hatte gestimmt im Halbfinale der Handball-Champions-League gegen den späteren Triumphator FC Barcelona, die Kulisse in Köln (19 000 Fans), der Kampfgeist, eine famose Torhüterleistung. Aber am Ende trübten doch wieder Fehler dieses Bild; Fehler, die den Rhein-Neckar Löwen eine unglückliche 28:30 (12:12)-Niederlage gegen den Favoriten bescherten. Im Spiel um Platz drei unterlagen sie dann am Sonntag mit 31:33-Toren gegen den HSV Hamburg, bei dem Trainer Martin Schwalb seinen Ausstand als Trainer der Königsklasse gab. Er wird künftig in der Geschäftsführung arbeiten.

Am Abend machten die Ballwerfer aus Barcelona weiter, wo die Fußballer des Vereins am Vortag aufgehört hatten. Im rein spanischen Duell bezwang der Rekordsieger BM Ciudad Real mit 27:24 (14:10), das die Hamburger am Samstag mit 28:23 im Kampf um die Krone ausgeschaltet hatte.
„Wir haben 40 Minuten super gespielt.“ Dieses Fazit zog Stefansson nach dem verlorenen Halbfinale. In der Tat hatten die Löwen eine verheerende Anfangsphase (0:4 nach acht Minuten) weggesteckt und waren bis eine Viertelstunde vor der Schlusssirene ebenbürtig. Sie hielten die Partie auch offen, obwohl sie die slowenischen Schiedsrichter in der ersten Halbzeit durch krasse Fehlurteile benachteiligten.

Linksaußen Uwe Gensheimer brachte die Halle mit spektakulären Toren zum Raunen, Torwart Slawomir Szmal hielt famos, die 6:0-Deckung stand gegen die Katalanen, die zeitweise hilflos wirkten. Die Sensation, der Finaleinzug, schien möglich. Doch dann der Bruch: Beim Stand von 19:19 konnte Szmal nicht mehr. Der Torwart musste sich mit Problemen im Oberschenkel auswechseln lassen, und Ersatzmann Henning Fritz hielt die hohe Fangquote nicht. Zudem leisteten sich die Löwen nun auch im Angriff zu viele Ballverluste und Würfe aus schlechten Positionen. So zogen die Katalanen davon und machten das rein spanische Finale gegen Ciudad Real, das den HSV bezwang mit 28:23 bezwang, perfekt.

„Wir waren nah dran“, bedauerte Trainer Gudmundur Gudmundsson, „es ist ein langer Weg nach oben“. Er sei dennoch stolz auf die Mannschaft. Sie habe in der Königklasse mit Siegen in Zagreb, Barcelona und Montpellier Großes geleistet. Man dürfe nicht zu hohe Ansprüche stellen, forderte der Isländer. Tatsache aber ist, dass die Löwen erneut ihr gestecktes Ziel, einen Titel zu gewinnen, verpasst haben.

Manager Thorsten Storm sieht den Club „in einer sehr schwierigen Situation“. Er macht sich weiterhin Sorgen über die Zukunft, da der Konflikt mit dem Sponsor Jesper Nielsen eskaliert. „Wir würden diese Mannschaft gern zusammenhalten, aber es ist die Frage, ob wir es wirtschaftlich können“, sagte Storm in Köln, die Stirn voller Sorgenfalten. Nach Storms Aussagen werden die beiden polnischen Rückraumstars Karol Bielecki und Krzystof Lijewski den Isländern Gudjon Valur Sigurdsson und Stefansson nicht zum FC Kopenhagen folgen, den Nielsen nun zum Champions-League-Sieger aufbauen will. „Beide haben das Angebot von Kopenhagen abgelehnt und wollen bleiben“, sagt Storm. Kompliziert indes macht die Angelegenheit, dass Nielsen für die Gehälter der Profis aufkommt, insofern sind hier noch Wendungen möglich.

Im Endspiel des Final4 vor 19 250 Zuschauern ragten Barcelonas Torhüter Danijel Saric und Jesper Nöddesbo mit acht Treffern heraus. Vorjahresgewinner THW Kiel war im Viertelfinale an Barcelona gescheitert.

Von Erik Eggers

 30.05.2011