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Löwen haben aus ihren Fehlern offenbar nicht gelernt

Karlsruhe. Aus Fehlern nicht gelernt haben die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Champions League. Wie schon beim Heimspiel gegen das polnische Team aus Kielce reichte dem haushohen Favoriten gestern in der Karlsruher Europahalle gegen Chambéry Savoie HB eine hohe Führung nicht zum Sieg. Der Bundesligist musste in letzter Sekunde noch einen Gegentreffer zum 31:31 (16:13)-Endstand hinnehmen. Während die Franzosen nach der Schluss-Sirene ausgelassen diesen unverhofften Punktgewinn in der Gruppe B feierten, standen die Löwen konsterniert auf dem Spielfeld und konnten es kaum fassen, den sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gegeben zu haben.

„Das war total unnötig“, ärgerte sich Löwen-Rechtsaußen Patrick Groetzki, der vier Tore zum Remis beigesteuert hatte, „ich hatte gedacht, dass wir aus dem Kielce-Spiel gelernt haben. Aber für Dummheit wird man bestraft…“ Die Löwen waren zu Beginn des Spiels zu zahm und fanden nur langsam zu alter Stärke. Nach dem es bis zur Pause und dem 16:13 noch ziemlich eng war, kamen sie mit Feuer aus der Kabine und zogen innerhalb von fünf Minuten auf 21:13 davon. Und danach fühlten sich die Hausherren ganz offensichtlich ihrer Sache zu sicher. Hochmut kommt vor dem Fall, heißt es und so erging es dann auch den Löwen. Die Franzosen kamen immer näher ran – und die Löwen wurden immer nervöser. „Es ist alles Kopfsache. Wir sind die klar bessere Mannschaft, aber haben auf Automatik geschaltet und gedacht, das läuft schon“, meinte Kapitän Gudjon_Valur Sigurdsson. Ähnlich urteilte Trainer Ola Lindgren: „Wir hatten das Gefühl, dass wir das Spiel dominieren und das ist gefährlich. Die Mannschaft hatte einen kollektiven Kollaps.“

Spätestens nach dem 30:28 wurde es überdeutlich, die Löwenwaren völlig verunsichert und erlaubten sich Fehler auf Fehler und trafen das Gästetor nicht mehr. Als Olafur Stefansson 105 Sekunden vor Schluss noch einmal zum 31:29 erhöhte, schien der Sieg dennoch fast sicher. Aber Chambéry verkürzte erneut, dann traf Bjarte Myrhol, der zuvor schon sechs Mal getroffen hatte, 45 Sekunden vor Schluss die Latte. Chambéry nahm den Torhüter heraus und spielte den letzten Angriff mit sieben Feldspielern. Und drei Sekunden vor Schluss warf Yannick Palma dann den Ausgleich.

„In der Abwehr war zu wenig Aggressivität. 31 Gegentore sind zu viel“, befand Ola Lindgren. „Schön spielen alleine reicht nicht aus, man muss auch aggressiv decken und das haben wir nur 15 Minuten lang gemacht“, meinte Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm sichtlich geknickt. Philippe Gardent dagegen, Chambérys Trainer, freute sich vor allem, weil er ein Jahr zuvor noch eine bittere Klatsche an gleicher Stelle hinnehmen musste: „Wir wollten ein anderes Gesicht zeigen“, sagte der Franzose.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 7/2, Bielecki 5, Manojlovic 1, Stefansson 3, Müller 2, Myrhol 6, Sigurdsson 3, Groetzki 4.
Chambéry: Botti 1, Barachet 3, Csaszar 5, Nocar 2, Roine 8, Paty 1, Massot_Pellet 5, Palma 3, Detrez 3.
Zuschauer: 3.255
Stenogramm: 5:6, 10:6, 13:9, 16:12, 16:13 (Halbzeit), 21:13, 21:16, 28:23, 29:27, 31:29, 31:31 (Endstand).

Von Hasso Waldschmitt

 06.11.2009