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Pfiffe für fahrlässige Löwen

Karlsruhe. Die Stimmung war am Tiefpunkt: Pfiffe gellten durch die Karlsruher Europahalle. Wut, Frust und Enttäuschung machten sich breit. Fast schon fassungslos wirkten die Fans. Sie konnten es einfach nicht glauben: Die Rhein-Neckar Löwen kamen in der Champions League gegen Chambéry Savoie gestern Abend nicht über ein blamables 31:31 (16:13) hinaus. Ganz bitter: Der Handball-Bundesligist verschenkte den Erfolg leichtfertig, denn er lag nach der Pause schon mit 21:13 (36.) in Führung. Der angepeilte Gruppensieg ist nun ernsthaft in Gefahr. „Jetzt wird es schwierig, am Ende Erster zu sein. Der Erfolg über Veszprém ist nach den Unentschieden gegen Kielce und Chambéry praktisch wertlos“, sagte ein sichtbar mitgenommener Geschäftsführer Thorsten Storm.

Vor 3255 Zuschauern fanden die Badener nur sehr schleppend in die Partie – und Chambéry legte sofort ein 6:5 (13.) vor. Doch die Löwen fingen sich, Schlussmann Henning Fritz vernagelte für sieben Minuten seinen Kasten. Und schon führte die Mannschaft von Trainer Ola Lindgren mit 10:6 (20.). Nach der Pause zogen die Badener mit fünf Treffern in Serie sogar auf 21:13 (36.) davon. Doch sie machten den Sack nicht zu. Drei Sekunden vor dem Schlusspfiff besorgte Yannick Palma noch den nicht mehr für möglich gehaltenen 31:31-Ausgleich.

Aus Fehlern nicht gelernt

Schon gegen Kielce hatten die Badener kurz vor dem Abpfiff den Sieg unnötig aus der Hand gegeben. „Das ist eine Frage der Konzentration und der Aggressivität. Die Mannschaft hat aus dem Spiel gegen Kielce offenbar nichts gelernt“, monierte Storm und legte nach: „Es reicht einfach nicht, nur im Angriff schön zu spielen. Man muss auch eine starke Deckung haben. Doch unsere Abwehr hat nur 15 bis 20 Minuten funktioniert. Dafür fällt mir keine Erklärung ein.“ Trainer Lindgren war ebenfalls restlos bedient: „Unsere Abwehr hat mir überhaupt nicht gefallen. Da waren wir zu bequem. Und was nach der Acht-Tore-Führung passiert ist, kann ich nur als kollektiven Kollaps bezeichnen.“

Löwen-Aufsichtsratsvorsitzenden Jesper Nielsen verfolgte die Partie nicht in der Halle. Darüber wird sich der Däne im Nachhinein wohl auch nicht ärgern. Vielleicht gibt es für ihn und alle Handballfans aber trotzdem bald Grund zur Freude. Nielsen wartet gespannt auf die Aussage des ehemaligen Kieler Managers Uwe Schwenker in der Manipulationsaffäre und sehnt ein Ende dieses Kieler Kapitels herbei. „Ich hoffe, dass Schwenker die Wahrheit sagt und endlich für Klarheit bei der Staatsanwaltschaft sorgt. Die Sache muss vom Tisch. Er soll sagen, wofür die 152 000 Euro gebraucht wurden. Es kann nicht sein, dass es dafür keine Belege gibt „, sagte Nielsen im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Däne machte zudem deutlich, kein Problem mit dem THW Kiel zu haben: „Das ist ein Topverein, der auch in dieser Saison wieder gute Arbeit macht. Die Leute, die dort Mist gebaut haben, sind nicht mehr da.“

Von Marc Stevermüer

 06.11.2009