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Löwen haben keine Blumensträuße im Gepäck (MM)

Mit einem Sieg im Spitzenspiel gegen die Badener kann der THW Kiel heute Abend den 18. Titel perfekt machen / Hinrunden-Schlappe wurmt Gudmundsson

MANNHEIM. Wenn in der Schlussphase der Saison der Erste gegen den Zweiten antritt, könnte diese Partie durchaus Endspielcharakter haben. Doch aus der Begegnung zwischen Branchenführer THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen (20.15 Uhr/live bei Sport1) scheint angesichts des Kieler Vorsprungs von fünf Minuspunkten die Luft bereits vor dem Anpfiff etwas heraus zu sein. Mehr noch: Ausgerechnet mit einem Sieg gegen den ersten Verfolger aus Baden könnten die Kieler heute Abend vor eigenem Publikum die 18. Meisterschaft perfekt machen.

Blumensträuße und Glückwunschkarten haben die Löwen allerdings nicht im Gepäck, wenn der Flieger heute Morgen Richtung Norden startet. „Wir sind Zweiter, wir können mit breiter Brust nach Kiel fahren“, dementiert etwa Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson einen Besuch beim Floristen seines Vertrauens. Außerdem sitzt dem Isländer noch die herbe 17:28-Hinspielniederlage in den Knochen.

„Da haben wir noch etwas gut zu machen“, appelliert der Coach an die Ehre seiner Spieler – und schließlich wartet am Wochenende noch das Final-Four-Turnier um den EHF-Cup in Nantes. „Da ist es doch klar, dass wir aus der Partie beim THW mit einem guten Gefühl herausgehen wollen“, möchte Gudmundsson Kiel so lange wie möglich auf Augenhöhe begegnen.

Und während der Auftritt für Geschäftsführer Thorsten Storm mit Blick auf die Titelchance im internationalen Wettbewerb eher eine „Durchgangsstation“ darstellt, legt der Trainer den Fokus zunächst auf die Zebras, die sich zuletzt in Lemgo nach langem Rückstand ins Ziel retteten: „Natürlich haben wir Trainer schon mit der Vorbereitung auf das Final-Four und Halbfinal-Gegner Göppingen begonnen – aber für die Mannschaft darf das noch kein Thema sein.“

THW denkt schon ans Triple

Ähnlich sieht es Spielmacher Andy Schmid. „Das ganze Taktieren bringt sowieso nichts und geht meistens nicht gut aus. Ich hoffe, wir bieten einen großen Kampf – und dann schauen wir mal, was draus wird“, sagt der Schweizer, der dennoch einräumt: „Dass Kiel Meister wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“

Den Kielern wäre es dabei am liebsten, dass die Messe tatsächlich schon heute Abend gelesen ist. „Wir wollen den Titel jetzt klarmachen, um uns konzentriert auf Köln vorbereiten zu können“, blickt Trainer Alfred Gislason bereits über das Löwen-Spiel hinaus und hat das Final-Four-Turnier der Champions League am 1. und 2. Juni im Visier.

Und sollte Meisterschaft Nummer 18 tatsächlich vorzeitig feststehen, erwartet die Kieler Profis sogar ungewöhnliche Milde: „Eventuell lasse ich dann am Mittwoch das Vormittagstraining ausfallen“, lässt sich Gislason zitieren.

Von Thorsten Hof