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Löwen hadern mit höheren Gewalten (MM)

Nach dem 27:30 in Flensburg wird die Luft in der Spitzengruppe der Liga dünner / Groetzki: Fühle mich ungerecht behandelt

FLENSBURG. Manche Auswärtsfahrten stehen irgendwie unter keinem guten Stern. So mussten die Rhein-Neckar Löwen am späten Mittwochabend erst mit der Gewissheit in ihre Flensburger Hotelbetten kriechen, den neuerlichen Ausrutscher von Tabellenführer Kiel nicht ausgenutzt zu haben. Dann gestaltete sich gestern auch noch die Rückreise als problematisch, da die Lufthansa streikte und lange eine zeitraubende, unbequeme Busreise im Raum stand, bevor der Flug doch noch bestätigt wurde. „Höhere Gewalt“ heißt das dann wohl – ein Umstand, der den Badenern bekannt vorkam.

„Da ging nicht alles mit rechten Dingen zu“, blickte in diesem Sinn etwa Rechtsaußen Patrick Groetzki auf den Spielverlauf beim 27:30 zurück und dachte dabei vor allem an das Schiedsrichtergespann Martin Harms/Jörg Mahlich. „Gerade bei den Zeitstrafen wurde nicht der gleiche Maßstab angelegt. Wenn man alles gibt und dann so aus dem Spiel geht, ist das frustrierend. Da fühle ich mich schon ungerecht behandelt. Hier mussten wir heute fünf Tore besser sein, um zu gewinnen“, haderte der sechsfache Torschütze mit den Unparteiischen, auf die auch Trainer Gudmundur Gudmundsson nicht gut zu sprechen war.

„Wir waren oft in Unterzahl, das hat sich natürlich auf das Ergebnis ausgewirkt. Den Rest behalte ich für mich“, knurrte der Isländer, der sein Team ansonsten auf Augenhöhe mit den Nordlichtern sah: „Ich kann meine Mannschaft für nichts kritisieren.“ Doch wie bereits beim Pokalspiel vor sechs Wochen, ließen die Löwen nach dem Seitenwechsel (16:16) etwas nach, brachten mit ungenaueren Würfen SG-Keeper Mattias Andersson ins Spiel und produzierten zudem einige technische Fehler, die die SG zu einfachen Toren nutzte.

„Flensburg war in den entscheidenden Momenten etwas cleverer“, bilanzierte Abwehrchef Oliver Roggisch. Vor allem im Rückraum machte sich die dünn besetzte Bank der Badener bemerkbar. So ging das Spielmacher-Duell mit Blick auf die Torgefährlichkeit klar an Thomas Mogensen, während Andy Schmid nur vom Siebenmeterpunkt traf, und auch insgesamt hatte Flensburg hier mehr Variationsmöglichkeiten, während Gudmundsson nur Nachwuchskräfte auf der Bank hatte und Isaias Guardiola lediglich einen Kurzauftritt absolvieren durfte.

„So ist es eben“, zuckte Gudmundsson mit Blick auf die Personalsituation mit den Schultern und hofft vor allem auf die Rückkehr von Kim Ekdahl du Rietz, der nach seinem Muskelbündelriss an der Hüfte immerhin wieder mit leichtem Lauftraining begonnen hat. Vielleicht schon am Ostersonntag beim SC Magdeburg, eher aber nach der Länderspiel- und Final-Four-Pause Mitte April ist mit dem Schweden wieder zu rechnen – dann, wenn es endgültig auf die Zielgerade der Saison geht.

Kampf um Champions League

Die Zielsetzung für den Tabellenzweiten hat sich trotz des Kieler Patzers dabei nicht geändert: „Kiel wird Meister und wir kämpfen mit Flensburg und Berlin um die Champions-League-Plätze“, ist für Oliver Roggisch die Ausgangslage klar. „Wir müssen nur darauf achten, dass nicht noch ein Vierter dazu kommt“, weiß der Nationalmannschaftskapitän, dass für die Löwen die Luft an der Spitze langsam dünner wird.

Etwas Regeneration statt des Fluges ins ukrainische Zaporoshye zum unbedeutenden Abschluss der Gruppenphase im EHF-Cup am Samstag wäre da natürlich optimal, „aber dafür müssen wir jetzt eben die Reise nutzen“, meint Roggisch. Der Bedarf an Auswärtsfahrten mit Misserfolgen und Unwägbarkeiten ist schließlich seit Mittwoch gedeckt.