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Löwen hadern mit vielen Kleinigkeiten

Mannheim. Die Nervenschlacht gegen den THW Kiel ging an keinem spurlos vorbei, selbst Löwen-Manager Thorsten Storm sah nach dem 22:23 aus, als ob er selbst am Ball gewesen wäre. Schweiß im Nacken, mitgenommen – der Geschäftsführer hatte die Partie bis in die letzten entscheidenden 35 Sekunden mitgelebt, am Ende blieb aber nur eine altbekannte Weisheit: „Sport ist nicht immer gerecht.“

Doch mit der These vom glücklichen Gewinner THW wollte es sich beim Handball-Bundesligisten im zweiten Blick auf die Partie niemand zu bequem machen. Storm stellte etwa das misslungene Überzahl-Spiel beim Stand von 15:13 als Schlüsselszene heraus, als die Badener zwei Tore kassierten, anstatt zu erhöhen. Michael Müller erinnerte dagegen an den Fehlstart. „Wenn du gegen Kiel mit 0:4 beginnst, musst du dich nicht beschweren, am Ende mit einem Tor zu verlieren“, hatte der Linkshänder ebenfalls eine Erklärung parat. „Bei diesem Ausgang kann man sicher jede Kleinigkeit aufzählen“, machte es für Patrick Groetzki die Summe der Fehler aus, zu der sich noch grundlegende Defizite wie etwa das verlorene Duell im linken Rückraum gesellten. Da nutzte es auch nichts, dass die Löwen dieses Mal den klar besseren Mann zwischen den Pfosten hatten.

Fritz: Es reicht eben noch nicht

„Jetzt haben wir zwei Spiele hintereinander den gegnerischen Keeper zum Welttorwart gemacht“, konnte Kiels Kim Andersson die Wurfquote des Meisters und die Weltklasse-Leistung von Henning Fritz letztlich mit Humor nehmen, während Fritz selbst die Krönung seines Auftritts versagt blieb. „Man hat gesehen, dass wir an Kiel dran sind – aber es reicht eben noch nicht“, räumte der 35-Jährige ein. „Aber wenn wir weiter so spielen, ist der dritte Platz noch drin“, lenkte der Routinier das Augenmerk gleich wieder auf die nächsten Ziele.

Denn während die ersten beiden Plätze wohl an Hamburg und Verfolger Kiel vergeben sind, geht der Fünfkampf um den dritten Champions-League-Platz munter weiter. Doch bevor es hier zum nächsten Spitzenspiel in Hamburg (17. Februar) kommt, wartet am Samstag (16 Uhr/live in Eurosport) beim polnischen Meister KS Vive Kielce in der aktuellen Saison der Königsklasse erst einmal der nächste Prüfstein.

Im Duell Zweiter gegen Dritter der Gruppe B wollen die Löwen den Vorsprung wahren, diese Aufgabe muss der Bundesligist aber weiter ohne Bjarte Myrhol und Gudjon Valur Sigurdsson angehen. Sigurdsson musste gestern sogar unters Messer, in einer Operation wurde entzündetes Narbengewebe am linken Knie entfernt. Der isländische Kapitän wird bis zu drei Monate ausfallen. Ein herber Schlag für die Löwen.

„Als Führungsspieler ist Goggi Sigurdsson nicht zu ersetzen. Da muss unser Team enger zusammenrücken“, erklärte Löwen-Manager Thorsten Storm. Kurzfristiger Ersatz für den Linksaußen oder eine Rückholaktion von Niklas Ruß aus Friesenheim sind aber nicht geplant. „Auf dieser Position sind wir zum Glück königlich besetzt“, so Storm.

Von Thorsten Hof

 12.02.2010