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Löwen im Viertelfinale

27:27 gegen Zagreb / Neun Gensheimer-Tore

Die Rhein-Neckar Löwen stehen zum dritten Mal hintereinander im Viertelfinale der Champions League! Nach dem 31:28 am vergangenen Sonntag in Zagreb genügte dem Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson vor 7.686 Zuschauern in der SAP ARENA nun ein 27:27 (11:9)-Unentschieden, um in die Runde der letzten Acht einzuziehen. „Das ist ein Riesending“, freute sich der Isländer über das Weiterkommen.

Beide Mannschaften zeigten zwar von Beginn an, dass sie zum Besten gehören, was Europa zu bieten hat, doch gerade in der Anfangsphase war das Spiel von hoher Nervosität geprägt. Bei den Gelbhemden fiel Bjarte Myrhol mit muskulären Problemen im Oberschenkel kurzfristig aus, dafür feierte Michael Müller nach seinem Kreuzbandriss und knapp sechsmonatiger Verletzungspause sein Comeback – zumindest auf dem Spielberichtsbogen. Auf der Bank saß zunächst auch Zagrebs Superstar Ivano Balić, der erst in der 16. Minute die Platte betrat und nur 180 Sekunden schon wieder runter musste. Der langmähnige Spielmacher fiel eher dadurch auf, dass er ständig mit seinem Trainer Ivica Obrvan diskutierte, als wolle er ihm Tipps geben, was besser zu machen sei. Denn den Auftakt verschlief der zweifache Königsklassen-Gewinner gründlich. Auch dank eines starken Sławomir Szmal im Löwen-Tor (acht starke Paraden im ersten Durchgang) gelangen Zagreb in den ersten zehn Minuten gerade mal zwei Törchen (4:2, 10.). Doch dann gönnte sich auch die Guðmundsson-Sieben eine Auszeit. Grzegorz Tkaczyk und Karol Bielecki fanden in Marin Šego ihren Meister, Børge Lunds Zuspiel auf Ivan Čupić flog ins Leere – fast sieben Minuten blieben die Gelbhemden ohne Treffer, ehe sie Čupić mit dem 5:4 erlöste. Nach einem Schrittfehler von David Špiler erhöhte Uwe Gensheimer mit einem Konter auf 6:4 und sorgte für ein kleines Polster, das bis zur Pause Bestand haben sollte. Selbst in Unterzahl, als Róbert Gunnarsson eine Zweiminutenstrafe abbrummte, verzeichneten die Löwen ein 2:0. Ólafur Stefánsson netzte ein paar Mal ein, wenn es brenzlig wurde, und Gunnarsson erzielte kurz vor der Pause den sehenswertesten Treffer, als er nach einer Parade Šegos den freien Ball per Hechtsprung mit der offenen Hand zum 11:9 ins Tor klatschte. Mit zwei bzw. in der Addition fünf Toren Vorsprung ging es in die Halbzeitbesprechung.

Die Kroaten mussten nun reagieren, wenn sie ihre Chance auf das Viertelfinale nicht frühzeitig verspielen wollten. Und die Obrvan-Sieben legte einen 3:1-Start hin (12:12, 36.). Kurz darauf verhinderte Szmal mit einer Glanzparade im 1:1 gegen Adnan Jaškić das 13:14 und somit den ersten Rückstand seit dem 0:1. Das gab seinen Vorderleuten, die nun wieder etwas konzentrierter zu Werke gingen, mehr Sicherheit. „Ich habe schon nach dem Hinspiel gesagt, dass das erst die erste Halbzeit war und noch schwere 60 Minuten auf uns warten“, sagte der „kroatische Löwe“ Čupić nach der Partie. Tkaczyks herrliches Zuspiel auf Gensheimer, der den Pass in der Luft annahm und zum 17:15 versenkte (43.), sorgte wieder für einen Zwei-Tore-Vorsprung, der zwar noch lange nicht die Vorentscheidung bedeutete, aber den Kroaten ziemlich den Zahn zog. Balić durfte nun deutlich länger das Zepter im Aufbauspiel schwingen, doch gegen eine immer aggressivere Löwen-Abwehr tat auch er sich auf der Suche nach dem genialen Pass schwer. Zehn Minuten vor dem Ende blies Tkaczyk zur Schlussoffensive. Seine Tore waren es, die die Kroaten zunächst auf Distanz hielten, doch als er gegen den frisch eingewechselten Gorazd Škof freistehend scheiterte und Balić im Gegenzug zum 23:24 traf (56.), schöpfte der kroatische Meister noch einmal Hoffnung. Stefánsson und Gensheimer mit seinem vierten verwandelten Siebenmeter brachten die Löwen aber wieder in Front (25:24, 58.). Die Entscheidung – denn fünf Tore in zweieinhalb Minuten waren für den RK Zagreb zu viel. Immerhin reichte es am Ende für die Kroaten noch zu einem Unentschieden – gejubelt wurde allerdings auf der anderen Seite.

Dennoch gab es im Löwenlager Kritikpunkte: „In der ersten Hälfte haben wir nicht gut gespielt“, sagte Guðmundsson. Und auch Stefánsson grantelte: „Wir waren nicht gut genug und müssen uns noch steigern.“ Einen Wunschgegner fürs Viertelfinale wollte der erfahrenste Löwe nicht nennen. „Es kommt nicht darauf an, einen leichten Gegner zu erwischen, denn den gibt es nicht, sondern darum, besser zu sein.“ Marko Kopljar, Zagrebs baumlanger Rückraumspieler (2,10 Meter), nannte die „längere Bank der Löwen“ als einen Grund für das Ausscheiden. Sein Coach Obrvan erkannte die über beide Spiele gesehen bessere Leistung der Löwen an, verwies aber gleichzeitig auf die zahlreichen Verletzten in seinem Team. „Ich wünsche den Löwen alles Gute für den Einzug ins Final Four.“ 

Rhein-Neckar Löwen: Szmal (-56.), Fritz (56.-) – Stefánsson (6), Lund, Tkaczyk (7) – Čupić (2), Gensheimer (9/4) – Gunnarsson (2) – Schmid, Roggisch, Šešum, Bielecki, Müller (n.e.), Sigurðsson (n.e.), Rigterink (n.e.), Groetzki (1).
RK Zagreb: Šego, Škof (ab 55. und bei einem Siebenmeter), Pešić (n.e.) – Kopljar (4), Špiler (9/4), Gojun – Jaškić (3), Štrlek (2) – Gál (2) – Marić (5), Kopčo (n.e.), Stepančić, Matulić, Valčić, Bogunović (n.e.), Balić (2).
Strafminuten: Gunnarsson (4), Lund (2), Stefánsson (2) – Gál (2), Kopljar (4), Gojun (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Ivica Obrvan.
Zuschauer: 7.686.
Schiedsrichter: López (Spanien) / Ramírez (Spanien).
Spielfilm: 2:1 (5.), 4:2 (10.), 4:4 (15.), 7:6 (20.), 9:7 (25.), 11:9 (Halbzeit) – 12:11 (35.), 14:14 (40.), 17:16 (45.), 19:19 (50.), 23:23 (55.), 27:27 (Endstand).
Zeitstrafen: 4 / 4.
Siebenmeter: 4/4 – 5/4.
RK Zagreb: Štrlek scheitert an Szmal.
Beste Spieler: Szmal, Gensheimer, Tkaczyk – Špiler.