Veröffentlichung:

Löwen in der Hölle Süd mit kühlem Kopf (MM)

Tabellenführer setzt sich beim Überraschungsteam HBW Balingen-Weilstetten letztlich souverän mit 32:27 durch

BALINGEN. Zäh ging es gestern Abend auf den Autobahnen rund um Stuttgart zu, auch die Rhein-Neckar Löwen standen auf der Fahrt nach Balingen im Stau und waren erst 60 Minuten vor dem Anpfiff in der Halle. Doch auf dem Parkett der Arena am Rande der Zollernalb ließ sich der Tabellenführer der Handball-Bundesliga dann nicht mehr stoppen. Mit 32:27 (18:11) setzten sich die Badener bei der HBW Balingen-Weilstetten souverän durch und fügten den Gastgebern zugleich die erste Heimniederlage bei.

„Wir haben zuletzt in Skopje in einer hitzigen Atmosphäre gespielt und waren daher auch auf dieses Spiel gut vorbereitet. Am Ende hat wohl den Ausschlag gegeben, dass wir in den entscheidenden Phasen einfach abgezockter waren“, freute sich Kapitän Uwe Gensheimer über den Derby-Sieg.

Die Löwen traten beim Überraschungsteam der Liga, das in eigener Halle schon Kiel und den HSV Hamburg geschlagen hatte, von Beginn an mit der Dominanz einer Klasse-Mannschaft auf. Die Balinger Angreifer wurden bereits an und auch weit vor der Neun-Meter-Linie aggressiv bearbeitet, Anspiele der Balinger verfingen sich ebenso wie viele Wurfversuche in der Löwen-Defensive. Schnell hieß es 3:0 (5.), Balingen, das verletzungsbedingt zunächst ohne Linkshänder auf Rechtsaußen beginnen musste, benötigte sieben Minuten bis zum ersten Treffer. So kam die gefürchtete Stimmung in der „Hölle Süd“ erst gar nicht auf.

Beim 9:5 der Löwen (13.) nahm HBW-Coach Markus Gaugisch die erste Auszeit, die ihre Wirkung aber völlig verfehlte. Die Badener erhöhten bis auf 13:5 (19.), dem Druck des Tabellenführers konnten die Schwaben wenig entgegensetzen, immer wieder waren sie einen Schritt zu spät, was auch ein Blick auf die Zeitstrafen-Bilanz verdeutlichte. Bis zur Halbzeit waren die Löwen dreimal einen Mann mehr und fanden immer wieder den freien Mitspieler.

Einzig den wendigen Olivier Nyokas bekam die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen nicht zu fassen. Der Rückraumspieler hatte mit seinen spektakulären Würfen schon bis zum Wechsel sechsmal getroffen. Auch das 10:15 aus Sicht der Balinger ging auf das Konto des Franzosen (26.), doch die Löwen ließen sich nicht beirren. Nach dem 16:11, sorgte ein Doppelschlag durch Petersson und Guardiola für die beruhigende 18:11-Pausenführung.

Auch in Halbzeit zwei waren die Gelbhemden stets Herr der Lage. Zwar war beim 20:15-Anschlusstreffer des HBW zu spüren, welcher Sturm in dieser kleinen Halle vor den 2350 Fans losbrechen kann (36.), doch die Löwen waren gestern Abend Stimmungstöter allererster Güte. So war es vor allem Andy Schmid, der immer wieder mit trockenen Würfen das Feuer aus der Partie nahm. Sein Treffer zum 24:17 (40.) brachte die Löwen endgültig in eine komfortable Situation. Diesen Vorsprung transportierte der Primus auch durch die nächste hektische Phase, als die HBW-Fans die Schiedsrichter als Buhmänner ausgemacht hatten, und kam mit dem 32:27 ungefährdet ins Ziel.

Von Thorsten Hof