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Löwen in der Königsklasse!

33:26 gegen León sichert Sieg im Wildcard-Turnier

Die Rhein-Neckar Löwen haben durch einen starken 33:26 (15:9)-Erfolg gegen Ademar León das Wildcard-Turnier gewonnen und sich somit zum dritten Mal in Folge für die Champions League qualifiziert. Die attraktiven Gegner in der Ende September beginnenden Gruppe A heißen nun THW Kiel, RK Celje, FC Barcelona, Chambéry-Savoie und KS Kielce. „Henning Fritz hat heute hervorragend gehalten und uns dadurch immer wieder Tempogegenstöße ermöglicht“, lobte Löwen-Coach Ola Lindgren seinen Schlussmann, der es auf 18 Paraden brachte.

Wenn der gegnerische Trainer eine frühe Auszeit nimmt, ist das für das eigene Team in der Regel ein gutes Zeichen. 4:0 führten die Löwen bereits, als Jordi Ribera nach 6:54 Minuten seine Spieler zum Gruppengespräch bat. Uwe Gensheimer per Siebenmeter, zwei Mal Bjarte Myrhol in seiner unnachahmlichen Art und einmal Andy Schmid mit einem Rückraumkracher hatten angedeutet, dass die Gelbhemden Rechenspiele jeglicher Art vermeiden wollten. Denn im Endeffekt hätte ihnen sogar eine Niederlage mit drei Toren Unterschied gereicht, um dann bei Punktgleichheit – aber dem besten Torverhältnis – im Dreikampf mit León und Bjerringbro die Nase vorn zu haben.

Mit einer „Monsterparade“ sowie einem gehaltenen Siebenmeter gegen Javier Ortigosa tat Keeper Henning Fritz ein Übriges, um den Spaniern schon früh den Zahn zu ziehen. Beleg dafür war auch, dass ausgerechnet der russische Routinier Denis Krivošlykov – mit 39 Jahren der erfahrenste Akteur auf dem Parkett – weniger durch seine gefährlichen Gegenstöße auffiel, als durch ständige Diskussionen mit den eigenen Mitspielern und den Schiedsrichtern, was ihm eine unnötige Zeitstrafe (und anschließende Denkpause durch seinen Coach) einbrachte. Sein Ersatz auf Rechtsaußen, der Portugiese Ricardo Martins da Costa, trat dafür umso nachhaltiger in Erscheinung. Als er nach einem verwandelten Siebenmeter abdrehte und auf den im Weg stehenden Børge Lund auflief, ließ er sich zunächst theatralisch fallen, um kurz darauf dem Norweger eine „abzuräumen“. Die zwingende Rote Karte des isländischen Schiedsrichtergespanns blieb allerdings aus, während sich da Costa daraufhin minutenlang auf dem Feld behandeln ließ und – nachdem er wiederauferstanden war – Lund den Handschlag verweigerte. Das Publikum hatte nun seinen Buhmann und einen Grund mehr, seine Löwen nach vorne zu brüllen. Obwohl Ademars kroatischer Schlussmann Venio Losert im ersten Abschnitt auf zehn Paraden kam, gingen die Löwen mit einem 15:9, also einem „virtuellen“ Neun-Tore-Vorsprung, in die Pause. Das sagt alles über die Überlegenheit des Rudels in den ersten 30 Minuten. Die Lindgren-Sieben wirkte viel konzentrierter als noch zum Auftakt gegen Velenje und zeichnete sich auch dadurch aus, dass sich die Tore fast gleichmäßig verteilten, von fast allen Akteuren also ständig Torgefahr ausging.

Fulminant war auch der Start in die zweite Hälfte. Nach nicht einmal zwei Minuten hatten die Löwen den Vorsprung auf 18:10 ausgebaut. Großer Jubel brandete auf, als Fritz einen Siebenmeter da Costas parierte (35.) oder Ólafur Stefánsson Gensheimer mit einem Pass über das ganze Feld  zentimetergenau bediente und der zum 22:13 einnetzte (40.). Zu diesem Zeitpunkt war eigentlich schon klar, dass nur ein nie da gewesener kollektiver Blackout die Champions-League-Qualifikation hätte verhindern können. „Noch drei Minuten bis zur Champions League“, verkündete Hallensprecher Bernie Epple beim Stand von 32:25. Eine kleine Schrecksekunde mussten die Löwen noch überstehen, als Andy Schmid wegrutschte und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb. Der Schweizer musste zwar raus, schien aber nicht schwer verletzt. Es war irgendwie symptomatisch, dass Oliver Roggisch den letzten Löwen-Treffer des Abends markierte.

„Wir haben uns super Spiel für Spiel vorbereitet, unsere Kräfte sehr gut verteilt und freuen uns nun auf die Königsklasse“, jubelte Lindgren nach der Partie. „Fünf Spiele in acht Tagen, das ist nicht ohne. Aber jetzt sind wir einfach nur glücklich.“ Stefánsson, der während der Pressekonferenz souverän den Übersetzer für Jordi Ribera gab, sagte: „Wir sind meiner Meinung nach jetzt schon viel besser drauf als letztes Jahr. Wir treffen gleich auf Barcelona und das ist eine Riesensache.“ Der verletzte Löwen-Kapitän Guðjón Valur Sigurðsson zeigte sich von den Spaniern relativ enttäuscht: „Die hatten zu keiner Zeit eine Chance.“

„Wir haben mit Martin Straňovský und Dalibor Čutura auf zwei verletzte Spieler verzichten und auf viele junge Akteure zurückgreifen müssen“, haderte Leóns Coach Ribera mit dem Schicksal. „Andererseits haben die Löwen auch eine sehr starke Mannschaft. Unser Fehler war, das erste Spiel gegen Bjerringbro zu verlieren und mit dieser Hypothek in die Partie gegen die Löwen gehen zu müssen.“ Im bedeutungslosen ersten Spiel des letzten Tages bezwang Bjerringbro-Silkeborg Gorenje Velenje mit 31:28. Als Sieger der anderen beiden Wildcard-Turniere gingen die Slowaken von Tatran Prešov und Dinamo Minsk hervor.

Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Szmal (n.e.) – Stefánsson (2), Schmid (2), Bielecki (5) – Groetzki (2), Gensheimer (6/3) – Myrhol (5) – Roggisch (1), Tkaczyk (1), Lund (1), Gunnarsson (2), Ruß (1), Müller (4), Čupić (1).
Ademar León: Losert, Álamo (bei zwei Siebenmetern) – Buntić (2), Vega (4), Aguirrezabalaga (3) – Krivošlykov (1), Ortigosa (4/1) – Carou – Goñi (2), Montoro (4), da Costa (2/2), Andreu (2), Carrillo (2), Černov, Straňovský (n.e.), Čutura (n.e.).
Strafminuten: Roggisch (2), Lund (2) – Krivošlykov (2), Černov (4), Carou (2), Andreu (2), Goñi (2).
Trainer: Ola Lindgren – Jordi Ribera.
Zuschauer: 2.508.
Schiedsrichter: Hlynur Leifsson / Anton Pálsson (Island).
Spielfilm: 4:0 (7.), 8:4 (13.), 12:7 (21.), 14:8 (26.), 15:9 (Hz.) – 20:12 (37.), 25:16 (45.), 30:23 (54.), 33:26 (Endstand).
Zeitstrafen: 2 / 6.
Siebenmeter: 3/3 – 6/3.
Ademar León: Ortigosa scheitert an Fritz.
Ademar León: Da Costa scheitert an Fritz.
Ademar León: Ortigosa scheitert an Fritz.
Beste Spieler: Fritz, Gensheimer – Vega.