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Löwen mit einem Bein in der Königsklasse
Die Erleichterung war groß. Die Rhein-Neckar Löwen jubelten, lachten und freuten sich. Zwar sind die Gelbhemden noch nicht am Ende ihres Weges angelangt, aber sie haben ihr Glück selbst in der Hand: Ihnen winkt die Teilnahme an der Champions League. Wenn sie heute (17.45 Uhr) gegen den spanischen Spitzenverein Ademar León nicht verlieren, sind die Gelbhemden sicher in der Königsklasse dabei. Keine Frage: Die Ausgangslage ist komfortabel, nachdem die Löwen gestern in der Karlsruher Europahalle Bjerringbro-Silkeborg mit 31:26 (17:13) bezwungen haben.
Allerdings dürfen sich die Badener nicht zu sicher sein. Auch Ademar León hat noch die Chance, sich mit einem Sieg für die Champions League zu qualifizieren. Nach ihrer 26:27-Auftaktniederlage gegen Bjerringbro-Silkeborg gewannen die Spanier das Duell mit dem slowenischen Vizemeister Gorenje Velenje mit 27:21 (15:12). Löwen-Manager Thorsten Storm war zufrieden: „Jetzt haben wir ein Endspiel, vor dem wir uns nicht fürchten. Gegen Velenje haben wir 30 Minuten lang stark gespielt, jetzt waren es 50 Minuten.“
Auch Trainer Ola Lindgren stellte seiner Mannschaft ein gutes Zeugnis aus: „Solch ein Turnier ist nicht einfach, die Belastung immens. Es hängt viel von der Tagesform ab. Bislang haben wir das gut gemacht. Ich habe vielen Jungs Spielanteile gegeben. Jetzt wollen wir auch die Partie gegen León gewinnen. Das wird allerdings unsere schwierigste Aufgabe an diesem Wochenende.“
Verlassen konnten sich die Löwen zu Beginn der Begegnung vor allem auf einen, der es seit Jahren gewohnt ist, in wichtigen Spielen Verantwortung zu übernehmen. Ólafur Stefánsson, der Denker und Lenker auf dem Feld, das unumstrittene Hirn des Bundesligisten, führte seine Mannschaft nicht nur als kluger Stratege und Ballverteiler. Er zeigte vor 2246 Zuschauern auch Zug zum Tor und verwandelte seine Würfe mit einer traumhaften Sicherheit im Netz. „Er war ein wenig enttäuscht nach seiner Leistung am Freitag gegen Velenje und wollte es allen zeigen. Ich bin zufrieden mit ihm“, sagte Lindgren. Manager Storm meinte: „Stefánsson hat ein gutes Spiel gemacht. Nur er selbst wird mal wieder nicht mit sich zufrieden sein.“
Nach 17 Minuten gönnte Lindgren seinem Führungsspieler Stefánsson ein erstes Verschnaufpäuschen, bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Isländer mit vier blitzsauberen Treffern einen großen Teil zur 11:7-Führung beigetragen. Der Vorsprung gab den Löwen Sicherheit, zumal sie sich auf ihre Defensive verlassen konnten. Torwart Slawomir Szmal zeigte einmal mehr seine Extraklasse, im Mittelblock ließen Børge Lund und Bjarte Myrhol wenig anbrennen. Der Lohn für eine couragierte Leistung war die 17:13-Pausenführung.
Kurzzeitig verloren ging der Spielfluss in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel. Die Gelbhemden schlossen oft überhastet ab, verloren ihre spielerische Linie. In Gefahr gerieten sie dennoch nicht, weil der überragende Szmal kaum einen Ball in die Maschen ließ. Und als auch im Angriff die Konzentration zurückkehrte, zogen die Löwen leichtfüßig wie eine Raubkatze davon und erhöhten durch Ivan Cupic auf 24:17 (46.). Der wieselflinke Kroate machte auf dem rechten Flügel mächtig Alarm, lief viele Gegenstöße und nutzte seine Chancen konsequent: Mit acht Treffern war der Linkshänder erfolgreichster Torschütze seines Teams, das heute seinen Weg Richtung Champions League erfolgreich zu Ende gehen und noch einmal jubeln will.
Von Marc Stevermüer
05.09.2010