Veröffentlichung:

Löwen knacken Kieler Uralt-Serie (MM)

Badener bringen dem THW mit 32:30 die erste Heimniederlage im Pokal seit 23 Jahren bei und stehen im Viertelfinale

KIEL. Vor mehr als 23 Jahren, vor genau 8421 Tagen, verlor der THW Kiel zum letzten Mal ein Heimspiel im DHB-Pokal. Bis gestern. Da kamen die Rhein-Neckar Löwen – und die beendeten im Achtelfinale diese stolze Serie des Branchenführers. Mit 32:30 (16:14) gewann der EHF-Pokalsieger bei den Norddeutschen und feierte anschließend den Coup von Kiel – den zuvor niemand für möglich gehalten hatte. „Wir waren jetzt einfach mal dran, hier zu gewinnen“, sagte ein strahlender Kim Ekdahl du Rietz. Manager Thorsten Storm verfolgte stolz die Feierlichkeiten seiner Jungs, verteilte eifrig Komplimente und drückte Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Wir waren 60 Minuten die bessere Mannschaft. Der Sieg ist verdient.“

Starker Petersson

In einem packenden Pokal-Fight schenkten sich beide Mannschaften von der ersten Minute an nichts, etwas besser kamen jedoch die Löwen in Schwung. Und es spielte sich ein Mann in den Vordergrund, der vor fünf Wochen noch die Hauptverantwortung für die Bundesliga-Niederlage in Kiel übernahm: Alexander Petersson. Damals missglückte sein Comeback. „Es fühlt sich so an, als habe ich das Spiel alleine verloren“, sagte er Anfang November nach dem 28:31.

Doch diesmal war alles anders, er schwang sich zum Anführer auf. Der Isländer wollte es wissen – und sorgte mit vier Treffen bis zur zur 6:3-Führung (9.) der Badener für Furore. Stark im Abschluss, mit Übersicht bei seinen Pässen, konsequent in der Abwehr. Was Petersson in der ersten Halbzeit machte, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Weltklasse. „Ich hatte mir vor diesem Spiel unheimlich viel vorgenommen. Umso glücklicher bin ich, dass wir gewonnen haben“, sagte der Linkshänder.

Die frühe Führung gab den Löwen Sicherheit und Selbstvertrauen, THW-Star Filip Jicha war bei der badischen Abwehr genauso gut aufgehoben wie der zuletzt überragende Marko Vujin. Kiels Trainer Alfred Gislason wechselte früh durch, brachte für Jicha sogar das tunesische Talent Wael Jallouz. Doch die Löwen behielten die Ruhe, nutzten ihre Chancen und hatten in Niklas Landin einen ganz starken Torwart.

Petersson – wer sonst – erzielte das 10:8 (20.), anschließend machte der EHF-Pokalsieger aus seiner Überzahl zu wenig und verteidigte ausgerechnet mit einem Mann mehr auf dem Feld nicht so konsequent wie zuvor. Kiel glich mehrmals aus, profitierte dabei allerdings von Zeitstrafen gegen die Löwen, die weiterhin die etwas bessere von zwei starken Mannschaften waren.

Kim Ekdahl du Rietz spielte sich im Angriff jetzt in den Vordergrund – und die Abwehr stand nach wie vor. Mit einer Ausnahme: Den überragenden Aron Palmarsson bekam die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson nicht in den Griff, die 16:14-Pausenführung war allerdings hochverdient. Bjarte Myrhol legte nach dem Seitenwechsel das 17:14 nach, anschließen schenkten die Löwen zwei Mal den Ball her, anstatt die Führung auszubauen. Doch die Badener hatten ja noch Landin, der jetzt richtig heiß lief. Gedeon Guardiola besorgte das 18:14 (34.). Doch noch war die Partie lange nicht vorbei. Beim 28:23 (52). war das Viertelfinale zum Greifen nah, aber plötzlich schlichen sich Fehler bei den Löwen ein und Kiel kam heran. Landin ging auf die Bank, doch auch Goran Stojanovic bekam keinen Ball zu fassen.

Landin kehrte zurück – und verhinderte Sekunden später mit einer spektakulären Parade gegen Niclas Ekberg das 30:30. Im Gegenzug traf Groetzki (59.) – und der Coup von Kiel war perfekt.

Von Marc Stevermüer