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Löwen krönen eine sensationelle Hinserie (MM)

Badener schlagen Melsungen mit 27:22 und gehen als Spitzenreiter in die WM-Pause

MANNHEIM. Die Punkte 34 und 35 waren nach dem 27:22 (14:11) gegen die MT Melsungen längst in der Tasche, doch bei den Rhein-Neckar Löwen zog es gestern Abend trotz anstehender WM-Pause niemanden so schnell nach Hause. Erst wirkte der Fernseher in der benachbarten Schiedsrichterkabine für die Löwen-Profis wie ein Magnet, und auch im VIP-Bereich wurde natürlich der Atem angehalten, bis die 29:35-Niederlage des THW Kiel in Flensburg perfekt war. „Ach, du Sch . . .“, staunte da nicht nur Kim Ekdahl du Rietz mit einem breiten Grinsen im Gesicht und für Andy Schmid war dieses Ergebnis das i-Tüpfelchen auf einem gelungenen Jahresabschluss: „Nach dem Göppingen-Spiel waren wir fast etwas enttäuscht, weil wir dachten, wir können nicht als Tabellenführer in die Pause – aber jetzt dürfen wir uns dieses Tableau einen ganzen Monat lang anschauen.“

Bereits die Halbzeitmeisterschaft war der Lohn für eine sensationelle Hinrunde der Löwen, nun gehen die Badener sogar als die Gejagten in die sechswöchige Liga-Auszeit. „Wir haben alles reduziert – außer die sportliche Leistung“, blickte Geschäftsführer Thorsten Storm zufrieden auf ein bewegtes Jahr 2012 zurück und schickte gleich die ersten Kampfansagen in Richtung Kiel: „Wir werden den THW so lange ärgern wie es geht und auch nach der WM wieder angreifen.“ Und sollten die Badener tatsächlich noch einmal so eine konstante Serie aufs Parkett zaubern, darf sich die ganze Liga auf ein spannendes Titelrennen freuen.

Mit der MT Melsungen hatten die Gelbhemden gestern nur im ersten Abschnitt richtige Probleme, als sie sich sogar erlaubten, drei Siebenmeter zu verwerfen. Doch das zwischenzeitliche 9:10 (22.) drehte der Tabellenführer in einen 14:11-Pausenstand und legte nach dem Wiederanpfiff eine Fünfer-Serie zum 19:11 (36.) hin. Vor allem Torwart Goran Stojanovic vernagelte in dieser Phase seinen Kasten. Ohne die Verletzten Vasilakis und Vuckovic war dieser Rückstand zu viel für die Nordhessen, die nicht mehr näher als auf 21:17 (46.) herankamen. „In dieser Phase waren wir etwas unkonzentriert im Abschluss. Aber wir haben in beiden Halbzeiten nur je elf Gegentore bekommen. Das war sicher die Basis für unseren Sieg“, lobte Trainer Gudmundur Gudmundsson das Abwehrverhalten seines Kaders, der sich nun zur WM-Vorbereitung (Roggisch, Groetzki, Sesum, Landin, Sigurmannsson, G. Guardiola), zu Nationalmannschaftsmaßnahmen (Schmid, Myrhol) und DHB-Lehrgängen (Bitz, Steinhauser) verabschiedet.

Spätestens bis zur Weltmeisterschaft in Spanien (11. bis 27. Januar) soll dann auch feststehen, ob DHB-Kapitän Oliver Roggisch in der nächsten Saison beim Primus bleiben wird. „Es gibt keinen Grund wegzugehen, die Löwen sind mein erster Ansprechpartner und ich würde hier gerne meine Karriere beenden“, bekräftige Roggisch erneut, allerdings liegen der Abwehrspezialist, der auch mit anderen Klubs in Kontakt steht, und die Löwen, die ihren Etat weiter reduzieren müssen, wohl noch zu weit auseinander. Dem Vernehmen nach soll ein Weg gefunden werden, den neuen Vertrag über zusätzliche Sponsoren abzudecken.

Matthias Gerlich wird die Löwen dagegen wohl schon in der Winterpause verlassen. Der Rückraumspieler war zuletzt in Neuhausen und Balingen im Gespräch und sucht einen Klub, der ihm eine Perspektive gibt.

Von Thorsten Hof