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Löwen gehen als Spitzenreiter in die WM-Pause (RNZ)

Mannheim. „Hoffentlich gibt’s heute nicht den nächsten Dämpfer.“ So wie dem Mann mit den langen Haaren und dem Dreitagbart, dachten am Mittwoch viele, die in der Mannheimer SAP Arena aufkreuzten. Alles Menschen, die die Rhein-Neckar Löwen im Herzen tragen, bei denen der vorweihnachtliche Schock, das unnötige 26:26-Remis gegen Frisch Auf Göppingen, noch nachwirkte.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag hofften nun alle auf die Rückkehr in die Erfolgsspur, auf ein Handball-Fest, auf ein Happy End eines überragenden Löwen-Halbjahres. Und das ausgerechnet gegen Melsungen ausgerechnet gegen das Team, das zuletzt die Überflieger vom THW Kiel zurück auf den Boden der Tatsachen geholt hatte.

Doch Mannheim ist nicht Kiel. Dort lief es anders. Ernüchternder. Die Löwen waren zu stark, gewannen am Ende mit 27:22 (14:11). Und wurden dann indirekt von der SG Flensburg-Handewitt belohnt: Die Norddeutschen besiegten den Löwen-Konkurrenten THW Kiel mit 35:29, so dass die Kurpfälzer nun als Tabellenführer in die WM-Pause gehen.

„Es war ein verdienter Sieg“, analysierte Melsungens Trainer Michael Roth, „schade ist es trotzdem. Schließlich konnten wir das Spiel lange offen gestalten.“ Thorsten Storm hörte da ganz genau hin. Der Löwen-Manager saß direkt daneben und blickte dann bereits zurück, schwärmte von einem tollen halben Jahr. Der Nordmann schmunzelnd: „Eigentlich haben wir alles reduziert, bis auf die sportliche Leistung, die haben wir gesteigert.“

Dass es kein gemütlicher Weihnachtsausklang werden würde, deutete sich früh an. Melsungen war hungrig auf die nächste Überraschung, kam in die Kurpfalz, um zu gewinnen. Selbst von einem zwischenzeitlichen 3:6 ließ sich die Roth-Sieben nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Sie schlug zurück. Sofort! Führte nach 15 Minuten mit 7:6.

Das Löwen-Problem: Regisseur Andy Schmid und Co. kamen vorne nicht durch. Die Gelben bissen sich am Melsunger Abwehrriegel die Zähne aus. Und wenn sie dann doch mal durch waren, stand da noch ein Mann mit langen blonden Haaren. Sein Name: Mikael Appelgren. Sein Job: Tore verhindern. Und genau das tat der Keeper aus Schweden. Mehrmals. Auch aus sieben Metern klappte es nicht. Sage und schreibe drei Strafwürfe wurden in der ersten Halbzeit verballert. Erst scheiterte Schmid, dann Zarko Sesum und kurz vor der Pause auch noch Flügelmann Patrick Groetzki.

In die Pause stiefelten die Badener trotzdem mit einem Lächeln im Gesicht. 14:11 führten sie da, die Rhein-Neckar Löwen. Dank eines starken Schluss-Spurts.

Danach ging es dann zunächst ganz schnell: Zwei Minuten, drei Löwentore. 17:11. Die Vorentscheidung? Ja! Denn in Schlagdistanz kamen die Gäste aus Melsungen nicht mehr. Und das, obwohl die Löwen etliche „Hundertprozentige“ liegen ließen. Unglaublich war’s, was da teilweise neben oder über dem Gästetor einschlug. Was sicher auch ein wenig an den müden Beinen lag. „Die letzten Monate waren schon anstrengend“, pustete Schmid tief durch.

Weiter geht es für die Löwen erst im Februar. Im Januar ist WM-Pause.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 6/5, Sesum 1, Myrhol 5, Sigurmannsson 5, Groetzki 2, Petersson 4, Ekdahl du Rietz 4.
MT Melsungen: Stenbäcken 2, Fahlgren 2, Schröder 2, Hildebrand 1, Danner 4, Sanikis 1, Karipidis 5, Allendorf 5, Räbiger.
Zuschauer: 7588 – Strafminuten: 6/14 – Disqualifikation: -/Schröder (43./3. Zeitstrafe, Danner (60./3. Zeitstrafe).
Spielfilm: 3:2, 6:3, 6:6, 6:7, 8:8, 9:10, 13:10, 14:11 (Halbzeit), 19:11, 20:14, 21:17, 24:19, 26:21, 27:22 (Endstand).

Von Daniel Hund