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Löwen-Manager Storm ist siegessicher
Karlsruhe. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein Schuljunge, der seinen Schulranzen daheim vergessen hat: Höflich, zuvorkommend, einfach sympathisch. Doch da ist etwas, dass nicht ins Bild passt, etwas, dass ihn rebellisch wirken lässt: Auf Ivan Cupics linkem Unterarm prangt eine Tätowierung, groß und schwarz. Viele kennen sie, sehen sie regelmäßig, wenn sie über den Bildschirm flimmert. Denn der kroatische Nationalspieler, der rechte Wirbelwind von Gorenje Velenje, ist eine große Nummer in der Handball-Welt. Die Rhein-Neckar Löwen bekamen es spüren. Der 23-Jährige war einständiger Unruheherd beim 33:30-Sieg des Bundesligisten in Karlsruhe.
In der zwölften Minute ließ der 1,78-m-Mann sein Potenzial erstmals aufblitzen: Aus ganz spitzem Winkel tauchte er in den Kreis ein. Kurzer Blick, kurze Körperdrehung, kurze Wurfbewegung – drin war das Ding. Doch auch als Siebenmeter-Schütze ist er ein Schlitzohr durch und durch: Vier Mal überwand er Henning Fritz und Slawomir Szmal. Insgesamt leistete er sich bei acht Treffern nur einen Fehlversuch. Eine echte Tormaschine, dieser Kroate. Branko Tamse, Velenjes Co-Trainer, schwärmt: „Ivan ist ein Handball-Künstler, einer mit goldenem Händchen.“
Cupic weiß natürlich um seine Fähigkeiten, prahlt aber nicht mit ihnen: „Ich bin sicher nicht schlecht gewesen, aber gegen die Qualität der Löwen hat es trotzdem nicht gereicht“, zuckt er mit den Schultern. Angesprochen auf seinen als sicher geltenden Transfer zu den Löwen, grinste er, seine Backen wurden rot, seine Zähne blitzten. Und dann sprudelte es aus ihm heraus: „Die Chancen stehen gut. Die Löwen sind ein Topklub. Ich wünsche mir diesen Wechsel sehr“, erklärt er und schickt ein Augenzwinkern hinterher. Sein Kreuzbandriss ist übrigens schon lange auskuriert: „Ach der, der bereitet mir schon seit rund sechs Monaten keine Probleme mehr.“
Thorsten Storm wird’s gerne hören. Der Löwen-Manager wollte sich gestern aber nicht näher zur Personalie Cupic äußern. Nur so viel: „Er demonstriert sportliche Arroganz. Und würde zusammen mit Patrick Groetzki ein Top-Gespann bilden.“ Aber auch dem aktuellen Personal stellte der 45_Jährige ein gutes Zeugnis aus. Gerade Olafur Stefansson und Gudjon Valur Sigurdsson fand der Chef klasse: „Goggi versprühte diesen unbändigen Siegeswillen und was Olafur in Sachen Pass-Spiel geboten hat, das war zum Zungeschnalzen.“
Zum Kopfschütteln war Storm hingegen zumute, als er die neue Ausgabe der Handballwoche aufschlug: In ihr werden die Badener als Krisenklub dargestellt. Storm sagt: „Wenn wir die nächsten 13 Spiele auch ungeschlagen bleiben, habe ich mit dieser Art von Krise kein Problem.“ Und weiter: „Aber es gibt eben immer Menschen, die meinen alles besser zu wissen. Ich möchte, dass unsere Trainer und das Team weiter in Ruhe an sich arbeiten können.“ Wohlgemerkt ein Team, das beinahe von Monat zu Monat ein anderes Gesicht bekommt. „Dass es den Handball-Skandal geben wird, konnten wir nicht ahnen: Vor einigen Monaten hatten wir im sportlichen Bereich noch vieles anders geplant“, verrät Storm. Laut ihm seien die Verträge mit Nikola Karabatic, Vid Kavticnik und „Noka“ Serdarusic nämlich längst unter Dach und Fach gewesen. Doch bekanntlich kam alles anders.
Ein „Überbleibsel“ aus den Serdarusic-Planspielen ist Carlos Prieto, der weit oben auf der Wunschliste des Ex-Kielers gestanden haben soll. Im Innenblock versprach sich „Noka“ viel von ihm. Ola Lindgren beurteilt die Lage bekanntlich anders. Nach RNZ-Informationen wurde Prieto einWechsel nahe gelegt.
Am Wochenende zieht die Löwen-Karawane weiter. Am Sonntag um 17.45 Uhr spielt das Rudel in Minden und am Dienstag will man um 20.15 Uhr etwas beim TBV Lemgo reißen. Zwei Bundesliga-Duelle, die der Lindgren-Sieben sicher alles abverlangen werden. Storm ist dennoch nicht bange: „Wir möchten immer gewinnen – und das werden wir auch tun.“
Entwarnung gibt es bei Bjarte Myrhol: Der Kreisläufer, der sich im Abschlusstraining vor dem Velenje-Spiel am Knie verletzt hatte, wird beim Auswärts-Doppelpack wieder dabei sein. Wobei Andrej Klimovets ein würdiger Ersatz war. Storm sah es ähnlich: „Andrej hat seine Sache gut gemacht.“ Die Quote der Torhüter gefiel ihm weniger: „Das entspricht nicht ihrem Anspruch, aber auch nicht unserem. Aber zuletzt haben sie mehrfach bewiesen, dass sie es deutlich besser können.“
Von Daniel Hund
13.11.2009