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Löwen mit „guter Reaktion“ (RNZ)

Mit einem 34:26-Sieg beim Bergischen HC Tabellenführung in der Handball-Bundesliga verteidigt.

Wuppertal. Das Auswärtsspiel beim Bergischen HC war für die Rhein-Neckar Löwen ein Test. Nicht in erster Linie wegen der Stärke des Aufsteigers, der gegen den Abstieg aus der Handball-Bundesliga kämpft, sondern vielmehr wegen der mentalen Schwierigkeit, vier Tage nach dem bitteren Ausscheiden aus der Champions League in Barcelona wieder in den Liga-Alltag zu finden. Letztlich bestanden die Badener den Test beim 34:26 (14:14)-Sieg souverän und bleiben Tabellenführer. Der THW Kiel befindet sich allerdings durch den Parallelsieg mit 51:9-Punkten weiter gleichauf in Lauerstellung.

Die allgemeine Sprachregelung bei den Löwen lautet, nicht in Richtung THW zu schauen, sondern sich nur auf die eigenen Aufgaben zu konzentrieren. Doch so ganz klappt das nicht. Sieben Minuten vor dem Ende des Spiels in der Uni-Halle in Wuppertal drehte sich Andy Schmid zu den Medienschaffenden um, die direkt hinter der Löwen-Ersatzbank saßen und erkundigte sich nach dem Spielstand des Rivalen. „Wie steht es in Kiel?“ Die Antwort („Die haben mit plus 17 gewonnen“) sorgte dafür, dass Schmid und Kollegen noch mal aufs Tempo drückten und nach 60 Minuten so hoch führten wie nie zuvor im Spielverlauf. Am Ende kann jedes Tor zählen, vier Spieltage vor Schluss liegen die Badener „nur“ noch mit 14 Treffern im Torverhältnis vorne.

„Kiel wird die anderen Spiele nicht mehr so hoch gewinnen“, war Niklas Landin etwas später relativ entspannt. Und weil das Restprogramm des Dauer-Meisters der vergangenen Jahre in der Tat einige schwerere Aufgaben als den TSV Hannover-Burgdorf (37:20) vorsieht, hat der Torhüter wohl recht, der beim BHC mit 22 Paraden erneut eine außerordentlich gute Leistung gezeigt hatte. In der ersten Halbzeit lag es an Landin, dass die badischen gegen die bergischen Löwen nicht im Hintertreffen lagen. Der Gudmundsson-Sieben war anzumerken, wie schwer es war, nach den Partien gegen Barcelona wieder in den Alltag zurückzukehren. „Bergischer HC fängt auch mit B an, aber da stehen doch ein paar andere Leute auf dem Feld“, befand Manager Thorsten Storm nach dem Spiel.

14:14 stand es nach 30 Minuten, weil die Löwen im Kopf nicht bereit waren, gegen den tapfer kämpfenden Abstiegskandidaten – und weil das Fehlen von Bjarte Myrhol (Magen-Darm-Grippe) zunächst nicht kompensiert werden konnte. Der BHC nutzte das Fehlen des Weltklassemannes am Kreis, um offensiv zu decken und stellte die müde wirkenden Badener so vor große Probleme, weil der Spielfluss stockte.

Erst nach der Pause, als die Löwen in der Abwehr energischer zupackten und vorne mit mehr Tempo spielten, zerlegten sie den jetzt müde werdenden BHC. Auffallend war dabei, dass Schmid erneut als Torschütze aufdrehte, als sein Kongenialer Partner am Kreis nicht mit dabei war. Zuletzt schoss Schmid gegen die Berliner Füchse 13 Tore ohne Myrhol, beim BHC waren es neun Treffer – alle aus dem Feld erzielt.

Auch wenn bei den Löwen viele Spieler auf dem „Zahnfleisch“ daherkommen, wie der Trainer mitteilte, war ihnen der Willen anzumerken. „Ein Sieg mit acht Toren beim BHC, mit den Barcelona-Spielen im Hinterkopf. Damit bin ich sehr zufrieden“, sagte Gudmundsson. Den Coach interessierte das Geschehen in anderen Hallen nicht. „Wir haben eine gute Reaktion gezeigt und wir müssen unsere Dinge erledigen.“

Noch vier Mal.

Und die nächste, schwere Aufgabe stellt sich den Löwen bereits am Sonntag (20.15 Uhr), wenn der Verfolger HSV Hamburg in der Mannheimer SAP Arena der Gegner ist.

Bergischer HC: Nippes 1, Oelze 6/3, Berggren 5, Artmann 1, Weiß 2, Sablijc 3, Hegemann 3, Miljak 1, Szilagyi 3, Hoße 1

Rhein-Neckar Löwen: Petersson 3, Schmid 9, Groetzki 7, Gensheimer 3/3, G. Guardiola 3, Sesum 2, I. Guardiola 3, Manojlovic 1, Sigurmannsson 2, Ekdahl du Rietz 1

Spielfilm: 2:2, 4:2, 5:5, 9:7, 9:10, 14:14 (Halbzeit), 15:17, 17:20, 19:24, 20:27, 23:28, 26:34 (Endstand).

Zuschauer: 3006.

Von Michael Wilkening