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Löwen noch mit großen Sorgen

Heidelberg. Er ist noch jung. Gerade mal 19. Doch wenn er seinen Job macht, merkt man ihm das nicht an. Auf der Platte, zwischen den Pfosten, ist er bereits ein Großer, ein Meister. Seine Reflexe, sein Stellungsspiel, sein Auge. Bei Sebastian Ullrich stimmt das Gesamtpaket. Der Nachwuchs-Torwart der Rhein-Neckar Löwen ist schon weit für sein Alter. So weit, dass der Jungspund kürzlich sogar „befördert“ wurde. Er durfte bei den Profis ran, war die letzte Absicherung im Testspiel gegen die Stuttgarter Kickers. Eine Halbzeit lang mimte er den Hexer, den Vertreter von Weltmeister Henning Fritz.

Okay, es war nur ein Test gegen einen Drittligisten, den die Badener locker und leicht mit 44:30 gewannen. Trotzdem könnte es auch nur ein erster Vorgeschmack gewesen sein. Denn die Torwartposition ist bei den Gelbhemden nach wie vor die größte Baustelle. Thorsten Storm, der Manager der Löwen, nickt: „Die Torhütersituation beunruhigt auch mich. Gerade, weil Goran Stojanovic, der ein ganz wichtiger Spieler für uns ist, noch immer in der Reha steckt.“

Und Tomas Svensson, der eigentliche Neuzugang aus Valladolid? Der bangt immer noch um die Freigabe. Noch ist völlig unklar wie es bei ihm weitergeht, noch muss man mit dem Schlimmsten, der endgültigen Sperre für das Löwen-Tor, rechnen. Storm weiß das, weiß aber offenbar auch etwas, das sonst kaum jemand weiß. Er sagt: „Das mit Tomas wird klappen. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als dass wir nächste Woche seine Freigabe erhalten.“ Und zu Ullrich: „Sebastian ist einer unserer Internatsschüler und ein Talent, das wir fördern. Entwickelt er sich weiter so, wird er auch zu einer Alternative für uns.“

Vom Hoffnungsträger zu einem weiteren Sorgenkind: Bjarte Myrhol, dem Kreisarbeiter. Auf ihn angesprochen, verfinstert sich Storms Miene, Sorgenfalten machen sich breit: „Bjarte hatte leider einen Rückfall“, pustet der Manager tief durch: „In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob er erneut am Rücken operiert werden muss.“

Wie auch immer: Eine Pause von vier bis sechs Wochen scheint unvermeidbar zu sein. Ausgerechnet Myrhol, ausgerechnet der Kämpfer, der an guten Tagen jede Abwehrformation schwindelig spielen kann.

Die Vorbereitung fand demnach bislang ohne ihn statt. Und die ist schweißtreibend. Im Schwarzwald, oben auf dem Schliffkopf, gab das Rudel bis gestern Vollgas. Trainer Gudmundur Gudmundsson hatte das Kommando. Er machte viel, aber wenig mit dem Ball. Grundlagen wurden gelegt, Akkus aufgeladen. Doch auch das Teambuilding, sprich das gegenseitige Kennenlernen, wurde groß geschrieben. Storm:„Wer sich außerhalb des Spielfeldes gut kennt und versteht, kann sich auch auf dem Spielfeld besser helfen, wenn es in bestimmten Begegnungen mal eng wird.“

Am Samstag verließ das Rudel die Idylle des Schliffkopfs kurzzeitig, tauschte sie gegen die gute alte Kurpfalz ein: Die Löwen „jagten“ nur wenige Meter von ihrer Manege, der SAP Arena, entfernt: Auf dem Mannheimer Maimarktgelände, wo am Samstag der „REWE Family Day“, stattfand, machten sie Werbung in eigener Sache, warben für die neue Saison. Es war gleichzeitig der erste offizielle Auftritt des neuformierten Rudels. Interviewt wurden Uwe Gensheimer und Co. übrigens von einer bekannten TV-Größe. Gemeint ist Detlef D. Soost, der Jurychef der Castingshow Popstars. Apropos REWE, die Löwen und der Einzelhandelskonzern sind mittlerweile Partner, wollen künftig voneinander profitieren.

Heute kehren die Gelben nun zurück ins Kronauer Trainingszentrum. Der Schliffkopf ist Geschichte. Doch bevor die Heimat ruft, ist noch ein kleiner Zwischenstopp angesagt: In Hornberg, dort, wo Löwen-Sponsor Duravit seinen Hauptsitz hat, findet eine Autogrammstunde statt. Zwischen 19 und 19.30 Uhr werden sich die Handball-Riesen des badischen Bundesligisten die Finger wundschreiben.

Von Daniel Hund