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Löwen nur Remis gegen Wetzlar

Gensheimer rettet beim 26:26 einen Punkt – und überflügelt Jurasik

Hängende Köpfe bei den Rhein-Neckar Löwen. Durch das 26:26 (14:15) gegen die HSG Wetzlar verbuchte das Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson nur einen Zähler und erlitt im Rennen um die vorderen Bundesliga-Plätze einen kleinen Rückschlag. „Das war ganz schlecht“, ärgerte sich Rechtsaußen Patrick Groetzki. „Wetzlar ist eigentlich nicht die Mannschaft, mit der wir uns messen wollen.“

Nach 23 Minuten verließ Henning Fritz kopfschüttelnd die Platte und ließ sich im Löwen-Tor durch Sławomir Szmal ersetzen. Er war unzufrieden – mit sich und seinen Vorderleuten, die die Wetzlarer in schöner Regelmäßigkeit gewähren ließen. Die Gelbhemden machten da weiter, wo sie am Mittwochabend beim 33:28 gegen Ahlen-Hamm, als die zweite Halbzeit Unentschieden (16:16) endete, aufgehört hatten. Teilweise behäbig, viele einfache Fehler und in der Defensive ohne Druck. Die Rechtsaußen Peter Jungwirth und der bullige isländische Kreisläufer Kari Kristján Kristjánsson trafen nach Belieben und sorgten mit je vier Treffern für eine 9:8-Führung der Hessen (17.). In dieser Phase konnten sich die Löwen bei Uwe Gensheimer bedanken, dass sie im Spiel blieben. Dank seiner sieben Tore im ersten Durchgang hielten die Gelbhemden den Kontakt. Als Jungwirth und Kristjánsson ihr Pulver verschossen hatten, sprang Philipp Müller – Zwillingsbruder des verletzten Löwen Michael – in die Bresche und legte drei Tore in kurzer Abfolge nach. Beim Stand von 13:15 nahm Guðmundsson seine Auszeit (28:26), doch vor der Pause reichte es lediglich noch zum Anschlusstreffer, da Ivan Čupić bei abgelaufener Spielzeit noch mit einem Siebenmeter am hünenhaften HSG-Torwart Miloš Hačko scheiterte.

Zum ersten Mal überhaupt lag die Guðmundsson-Sieben in dieser Saison in der SAP ARENA bei der Halbzeitbesprechung im Hintertreffen. Doch die Gesichter der Löwen strahlten Optimismus aus, an eine drohende böse Überraschung glaubte niemand. Als Szmal gegen Jungwirth im Eins gegen Eins Sieger blieb und im Gegenzug Čupić traf, lagen die Löwen das erste Mal seit langer Zeit wieder in Front (17:16, 36.). Wer nun dachte, der Bann sei jetzt gebrochen, sah sich jedoch getäuscht. Ballverluste und Abspielfehler sorgten dafür, dass Wetzlar wieder auf zwei Tore davonzog (19:21, 44.), aber Čupić, Myrhol vor allem Szmal mit einigen wichtigen Paraden sorgten für einen 4:0-Lauf, bei dem Gensheimers Treffer zum 22:21 (47.) von löwenhistorischer Bedeutung war: Für den Linksaußen war es der 926. Treffer im Löwen-Trikot, damit zog er in der vereinsinternen ewigen Torjägerliste an Mariusz Jurasik (925) vorbei.

Viel wichtiger als diese statistische Randnotiz war jedoch, dass die Guðmundsson-Sieben – wenn auch mit Hilfe der Latte und weiterer Szmal-Paraden – nun wieder auf Kurs war, und das trotz Fehlpässen bei Gegenstößen en masse. Entschieden war die Partie aber noch lange nicht, zumal der frisch ins Spiel gekommene Georgios Chalkidis mit zwei Treffern in Serie für den neuerlichen Ausgleich sorgte und Tobias Hahn die HSG in Überzahl (Roggisch) sogar wieder in Front warf (23:24, 53.). Hochspannung gegen Wetzlar – das war nicht das, was die Löwen-Fans eine Woche vor dem Champions-League-Highlight gegen den FC Barcelona erwartet hatten. Und es kam schlimmer: Kevin Schmidt bestrafte zwei „Fahrkarten“ (Lund, Stefánsson) mit zwei weiteren Treffern, die HSG hatte das 4:0 der Löwen mal eben mit einem 5:0 gekontert. Jetzt war guter Rat teuer. Bjarte Myrhol und Karol Bielecki verkürzten auf 25:26, 50 Sekunden vor Schluss setzte Lars Friedrich einen Siebenmeter an den Pfosten. Auszeit Löwen. Sieben Sekunden vor der Schlusssirene wurde Gensheimer im Wurf gefoult und ging an die Linie … Tor! Der Treffer wurde bejubelt wie ein Sieg, während der letzte Verzweiflungswurf der Wetzlarer durch Timo Salzer hängenblieb. Dennoch: Die HSG feierte das Remis wie einen doppelten Punktgewinn, obwohl sie in den letzten Minuten noch einen 26:23-Vorsprung verschenkt hatte.

„Wir haben heute ohne Tempo gespielt, während es die Wetzlarer erfolgreich verschleppt haben“, analysierte Groetzki und fügte hinzu: „Beim Stand von 23:21 hatten wir weitere Möglichkeiten, davonzuziehen, aber diese leider nicht genutzt.“ Sein Kollege Oliver Roggisch urteilte: „Da ist noch viel Potenzial nach oben.“ Ein enttäuschter Guðmundsson sagte nach der Begegnung: „Das war das schlechteste Spiel meiner Amtszeit. Wir haben viel zu wenig Rückraumtore erzielt, schwach verteidigt und zwölf technische Fehler begangen. Natürlich sind wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden, müssen es aber aufgrund des Spielverlaufs sein.“ Angefressen zeigte sich auch Manager Thorsten Storm: „So können wir mit den Top-Mannschaften nicht mithalten. Wir haben viel zu viele Fehler gemacht, die Spieler müssen sich fragen, welches Saisonziel sie eigentlich verfolgen.“

Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Szmal (ab 23.) – Stefánsson (2), Schmid, Bielecki (3) – Groetzki, Gensheimer (10/2) – Gunnarsson – Roggisch, Šešum, Tkaczyk (n.e.), Lund (1), Myrhol (5), Sigurðsson (n.e.), Čupić (5/1).
HSG Wetzlar: Hačko, Christian (n.e.) – Friedrich (1), Harmandić (2), Müller (4) – Jungwirth (4), Schmidt (3) – Kristjánsson (5) – Rompf (n.e.), Salzer (2), Valo (2), Mráz, Chalkidis (2), Hahn (1), Sandu (n.e.).
Strafminuten: Roggisch (4), Myrhol (2), Čupić (2) – Müller (2), Mráz (4).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Gennadij Chalepo.
Zuschauer: 6.112.
Schiedsrichter: Ronny Dedens (Magdeburg) / Nico Geckert (Magdeburg).
Spielfilm: 2:3 (5.), 4:5 (10.), 6:6 (15.), 9:11 (20.), 12:13 (25.), 14:15 (Halbzeit) – 16:16 (35.), 19:19 (40.), 20:21 (45.), 23:21 (50.), 23:25 (55.), 26:26 (Endstand).
Zeitstrafen: 4 / 3.
Siebenmeter: 5/3 – 1/0.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Hačko.
Rhein-Neckar Löwen: Čupić scheitert an Hačko.
HSG Wetzlar: Friedrich wirft an den Pfosten.
Beste Spieler: Gensheimer, Szmal – Hačko.