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Löwen-Odyssee quer durch Dänemark

Abreise vom EHF-Cup-Spiel zieht sich auf knapp elfeinhalb Stunden – inklusive viel Improvisation und Mut zum Risiko

Kohlbacher & Co. hatten es nicht leicht, nach Hause zu kommen.

Nach dem Auswärtsspiel ist vor der Heimkehr. Was sich selbstverständlich anhört, hat sich für die Rhein-Neckar Löwen zu einem klassischen Fall von „Denkste“ entwickelt. Erst wurde der Rückflug vom nächstgelegenen Flughafen wegen schlechten Wetters gestrichen. Dann stellte sich der Versuch, über die Warteliste einen späteren Heimflug zu ergattern, als vergeblich heraus. Die Löwen-Odyssee durch Dänemark nahm anschließend noch ganz andere Ausmaße an.

In ihrer Verzweiflung schauten sich die Löwen nach Alternativen um – und wurden in Kopenhagen fündig. Von dort aus sollte am Abend ein Flieger gehen mit ausreichend Plätzen für das komplette Team. Kurzentschlossen mietete der Löwen-Tross vier Autos und setzte sich in Gang. 266 Kilometer, die meisten davon auf der Autobahn E20, ließen die Löwen in rund eineinhalb Stunden hinter sich – obwohl die Fluggesellschaft davon abgeraten hatte.

Wegen des schlechten Wetters könnte die Brücke über den Kleinen Belt, die einzige Landverbindung zwischen Billund und Kopenhagen, gesperrt sein, sagte man den Löwen. Dann würde man schlicht und ergreifend nicht weiterkommen und müsste wieder umdrehen. Mit einer guten Portion Zweckoptimismus ließen sich die Löwen auf das Risiko ein – und hatten auf dem Parkplatz mit den Mietfahrzeugen die nächste unheimliche Begegnung mit dem dänischen Wetter.

Andy Schmid geht auch auf dem Parkplatz voran

Andy Schmid geht auf und neben der Platte voran.

Da, wo die Autos standen, war leider nichts mehr vom Parkplatz zu sehen. Stattdessen: eine riesige Pfütze. Andy Schmid reagierte wie ein echter Kapitän, zog die schönen weißen Schuhe aus und stakste wie ein Storch durch die Untiefen. Was folgte, war eine ziemlich zügige Autobahnfahrt – in schlechtem Wetter, Dauerregen und unter Zeitdruck. Möglichst schnell mussten die Löwen am Flughafen Kopenhagen sein, um den Check-in für die Maschine Richtung Frankfurt am Main zu schaffen.

Mit etwas Glück und fahrerischem Können meisterten die Löwen auch diese Herausforderung und hoben gegen 19.15 Uhr vom Flughafen der dänischen Hauptstadt ab. Um 20.35 Uhr setzte man auf deutschem Boden auf. Um 21.10 Uhr plumpsten die Koffer auf das Förderband der Gepäckausgabe in der hessischen Bankenmetropole. Wieder zwei Stunden später, kurz nach 23 Uhr, setzte der Löwen-Bus Spieler, Trainer und Betreuer in der Heimat ab. Seit dem Aufbruch um 11.30 Uhr am Hotel in Holstebro waren elfeinhalb Stunden vergangen.

„Ein gestrichener Flug ist immer ein bisschen nervig“, kommentierte Löwen-Rechtsaußen Patrick Groetzki den etwas anderen Abreisetag. Andererseits sei man ja auch schon länger nicht mehr auf größerer Auswärtsfahrt gewesen und könne das dann auch besser verkraften, wenn es einmal etwas länger dauere. Die Zeit nutzten die Löwen ohnehin, um noch einmal über die vergangenen Wochen, das Spiel in Holstebro und die nahe Zukunft nachzudenken.

„In der Bundesliga nachlegen“

Löwe Patrick Groetzki hebt ab.

„Es hat sehr gutgetan, mal ein Spiel deutlich zu gewinnen und keine Wellen im eigenen Spiel zu haben“, sagte Groetzki. „Zuletzt mussten wir immer hart dafür kämpfen, um ein Spiel gewinnen zu können.“ Andy Schmid zog aus sportlicher Sicht ein positives Fazit vom Dänemark-Trip: „Wir sind als Mannschaft eng zusammengestanden. Jeder hat noch einmal mehr Verantwortung übernommen.“ Nach dem verkorksten Heimauftritt gegen Melsungen zu Beginn des Monats habe man sich bei der Ehre gepackt gefühlt. „Gegen Melsungen waren wir definitiv an einem Tiefpunkt. Jetzt müssen wir uns nach und nach aus diesem Loch herausgraben. Gegen Holstebro haben wir es geschafft. Jetzt gilt es, in der Bundesliga gegen Lemgo nachzulegen und auch da überzeugend aufzutreten.“

Am Donnerstag um 19 Uhr empfangen die Löwen den TBV in der SAP Arena. Zusätzliche Motivation kann man dabei aus dem Hinspiel ziehen, als eine indisponierte Löwen-Truppe 25:30 verlor. Karten für die Revanche gibt es unter anderem noch online.

Bilder: Steffen Hoffmann