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Löwen scheitern an Barcelona

Knappes 28:30 beim VELUX EHF Final4 in Köln

Der Traum vom Endspiel in der VELUX EHF Champions League blieb für die Rhein-Neckar Löwen unerfüllt. Die Badener verloren das Halbfinale beim Final4 in Köln gegen den FC Barcelona mit 28:30 (12:12) und treten deshalb am Sonntag im Spiel um den dritten Platz an. Trotz einer couragierten Leistung reichte es für die Mannschaft von Guðmundur Guðmundsson nicht, weil das nötige Glück fehlte. Uwe Gensheimer war mit sieben Toren bester Werfer der Partie.

„Wir hatten die Chance, das Spiel heute zu gewinnen“, sagte Guðmundsson nach den 60 spannenden Minuten. Der Isländer hatte seine Truppe sehr gut auf den Gegner eingestellt und schnupperte mit ihr deshalb lange an der Überraschung. „Wir hätten in der zweiten Halbzeit höher in Führung gehen können, das haben wir nicht geschafft und das ist schade.“

Bei den Badenern waren alle Akteure mit nach Köln gekommen und standen auch auf dem Spielberichtsbogen. Børge Lund stellte sich trotz Rückenbeschwerden zur Verfügung und überraschend war vier Wochen nach seiner Knie-Operation auch Michael Müller beim Halbfinale in der Königsklasse mit dabei. Der Linkshänder kam bereits früh in der Abwehr zum Einsatz, um Ólafur Stefánsson Ruhepausen zu ermöglichen.

Die ersten Minuten verliefen überhaupt nicht nach dem Geschmack der mitgereisten Fans der Löwen, die der Halle einen gelben Anstrich gaben. Barça hatte den besseren Start, weil die Guðmundsson-Schützlinge kein Abschlussglück fanden und Danijel Šarić im FCB-Kasten warmschossen. Als Stefánsson nach mehr als sieben Minuten der erste Treffer für sein Team gelang, lagen die Badener schon mit 1:4 hinten. Kurz danach beim 2:6 sah es sogar noch ein wenig düsterer aus, ehe sich die Löwen ganz langsam ins Spiel kämpften. Verbissen packten die Badener in der Abwehr zu und ließen sich auch von einigen diskussionswürdigen Entscheidungen der slowenischen Schiedsrichter nicht aus dem Konzept bringen.

Ganz langsam, aber doch stetig, verkürzten die Löwen den Rückstand und waren nach dem Rückraumkracher von Karol Bielecki bis auf zwei Tore heran gekommen – 6:8 (20.). Sechs Minuten später ballerte Žarko Šešum den Ball im Gegenstoß zum 10:10 in die Maschen, so dass die Badener zum ersten Mal seit Spielbeginn egalisieren konnten. Auch zwei schnelle Gegentreffer nach einer Zeitstrafe gegen Oliver Roggisch konnten Bielecki und Ivan Čupić, der zehn Sekunden vor der Pausensirene erfolgreich war, noch einmal zum 12:12 kontern.

Nach 30 Minuten waren beide Teams also auf Augenhöhe, auch das Duell der Keeper lautete bis dahin Remis, weil Šarić und Sławomir Szmal zu diesem Zeitpunkt je sieben Würfe abgewehrt hatten. Allerdings hatte „Kasa“ mehr freie Bälle pariert und seine Mannschaft damit im Spiel gehalten. „Wir haben Moral gezeigt“, sagte Stefánsson nach Spielschluss, auch wenn es am Ende nicht zum Sieg reichte.

Die zweiten 30 Minuten begannen ausgeglichen und nach 36 Minuten war es passiert: Zum ersten Mal in dieser Partie gingen die Löwen durch Bjarte Myrhol in Führung – 15:14. Jetzt stand die Begegnung auf der Kippe, weil Barcelona Nerven zeigte und den Badenern mehrfach die Chance gab, mit zwei oder mehr Toren in Führung zu gehen. Doch die Löwen nutzten die Möglichkeiten nicht, so dass es spannend blieb. „Das war die entscheidende Phase“, sagte Szmal später, der nach 45 Minuten vom Feld musste. Eine Verletzung im rechten Oberschenkel beim Warmmachen behinderte den Schlussmann und 15 Minuten vor dem Ende wurden die Schmerzen zu groß. „Ich konnte die rechte Seite nicht mehr bewegen“, erklärte der Pole, der von Henning Fritz ersetzt wurde.

Genau in diesem Moment nahmen sich die Löwen eine Schwächephase, was dafür sorgte, dass die Spanier wieder in Führung gehen konnten. Mehr noch: Zwölf Minuten vor dem Ende stand es 23:20 für Barcelona und Guðmundsson nahm eine Auszeit. Die half jedoch nicht, weil die Fehlerquote zu hoch war und Barca dies zum vorentscheidenden 25:20 nutzte. In den Schlussminuten kämpften sich die Löwen noch einmal auf 26:28 heran, doch Barcelona war jetzt abgebrüht genug, spielte seine Angriffe lange aus und hielt die Löwen damit auf Distanz.

„Wenn sich Kasa nicht verletzt und 60 Minuten durchgespielt hätte, hätten wir das Spiel gewonnen“, war sich Fritz sicher, der der Partie in der Schlussphase keine Wende mehr geben konnte. Insgesamt enttäuschten die Löwen nicht, hatte aber nicht das nötige Fortune, um ins Finale um den Pokal in der Königsklasse einzuziehen.

Im Spiel um den dritten Platz treffen die Löwen am Sonntag auf den HSV Hamburg. Der deutsche Meister unterlag BM Ciudad Real im zweiten Halbfinale mit 23:28 (10:12). Um 15.15 Uhr spielen die Löwen gegen die Hansestädter, um 18 Uhr wird im Endspiel in einer innerspanischen Begegnung der Champions-League-Pokal 2011 ausgespielt.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (ab 45.) – Stefánsson (4), Šešum (3), Bielecki (4) – Čupić (4), Gensheimer (7/2) – Myrhol (2) – Roggisch, Lund (n.e.), Tkaczyk (1), Schmid (1), Gunnarsson (n.e.), Müller (1), Sigurðsson (n.e.), Groetzki (1).
FC Barcelona: Šarić, Perez (bei zwei Siebenmetern) – Nagy (2), Entrerríos (3), Rutenka (5)– Tomás (3), García (6) – Nøddesbo (1) – Rocas (2/2), Ugalde (2), Sorhaindo (1), Sarmiento (1), Romero (n.e.), Jernemyr, Oneto (3), Igropulo (1).
Strafminuten: Myrhol (2), Roggisch (4), Tkaczyk (2) – Jernemyr (4), Nagy (2), Oneta (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Xavier Pascual.
Zuschauer: 19.000.
Schiedsrichter: Nenad Krstić / Petar Ljubić (Slowenien)
Spielfilm: 0:3 (7.), 1:5 (10.), 3:6 (15.), 4:8 (18.), 7:9 (22.), 9:10 (26.), 12:12 (Hz.), 15:14 (36.), 16:17 (40.), 18:17 (43.), 20:23 (48.), 21:25 (51.), 25:27 (55.), 26:29 (58.), 28:30 (Endstand).
Zeitstrafen: 4/4.
Siebenmeter: 3/2 – 1/1.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Perez.
Beste Spieler: Gensheimer – Šarić, Rutenka.