Veröffentlichung:

Löwen sind auf der Hut

Heidelberg. „Leichte Spiele gibt es in der Handball-Bundesliga nicht.“ Das hört man immer wieder, von Trainern, von Spielern, insbesondere von den Hauptdarstellern der Topvereine. Dort kramen sie solche Aussagen gerne heraus. Ernst gemeint sind sie nicht immer. In Bezug auf den TBV Lemgo hingegen schon. In diesem Fall ist es kein Understatement, sondern Respekt, der in den Worten mitschwingt. Denn Lemgo, der deutsche Meister von 1997 und 2003, kann jedem gefährlich werden. Kiel, Hamburg und auch den Rhein-Neckar Löwen. Die Badener sollten heute Abend ab 19 Uhr, wenn der TBV in der Mannheimer SAP Arena gastiert, deshalb hellwach sein.

Thorsten Storm, der Manager der Löwen, beurteilt die Lage ähnlich: „Wir müssen sehr konzentriert in diese Partie gehen. Das wird ein ganz anderes Niveau als am letzten Samstag gegen Friesenheim.“ Die Lemgoer gleichen in dieser Saison bislang einer Wundertüte: Vieles kann, nichts muss klappen. Topleistungen folgen Aussetzer – und umgekehrt. Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Gelbhemden nickt. Er grübelt: „Ich bin mal gespannt, wie sie sich nun gegen uns präsentieren werden. Es ist definitiv ein gefährlicher Gegner, der an einem Tag, an dem alles läuft, wirklich jeden schlagen kann.“

Am Sonntag lief es. Gegen den HSV Hamburg unterlag der Altmeister daheim zwar mit 27:29 (13:18), spielte aber vor allem in der zweiten Halbzeit groß auf. Lemgo holte Tor um Tor auf. Als besonders treffsicher erwies sich Florian Kehrmann. Der Weltmeister von 2007 erzielte auf der rechten Außenbahn acht Treffer.

Apropos rechte Außenbahn, hier tut sich auch was bei den Löwen. Ivan Cupic, der zuletzt wegen einer Operation am rechten Knie pausieren musste, dürfte gegen Lemgo wieder auf dem Spielberichtsbogen stehen. Gegen Friesenheim saß er noch hinter der Bande, machte sich vor der Partie aber mit warm. Gudmundsson: „Es kann durchaus sein, dass er diesmal nun wieder mitspielen kann.“

Gebrauchen können sie ihn, wobei auch Patrick Groetzki zuletzt einen glänzenden Eindruck hinterlassen hat. Trotzdem sind Alternativen immer gut. Gerade in der derzeit stressigen Phase: Bis zur WM-Pause müssen die Löwen noch drei Mal ran. Heute gegen Lemgo, am Sonntag daheim gegen dieHBW Balingen-Weilstetten (17.30 Uhr) und am Mittwoch, den 29. Dezember, bei Frisch Auf Göppingen (19.30 Uhr). Drei Siege sind der Plan.

Doch so weit schaut beim Tabellen-Vierten niemand voraus – zumindest offiziell. Storm erklärt: „Wir haben intern unsere Ziele und zu denen gehört zunächst einmal ein Heimsieg gegen den TBV Lemgo.“ Und wer weiß, vielleicht schiebt man sich vor dem Jahreswechsel dann sogar noch einen Rang nach vorne. Denn die punktgleichen Kieler wirken momentan alles, nur nicht souverän. Und schon morgen ist der Titelhamster wieder voll gefordert: Der THW muss bei der TuS N-Lübbecke ran, wo Kiel in der letzten Woche nur um Haaresbreite an einer Pokal-Blamage vorbeigeschrammt ist.

Von Daniel Hund

 21.12.2010