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„Löwen sind reif für die Meisterschaft“ (MM)

Henning Fritz spielte für den badischen Bundesligisten und den THW Kiel – mit Freude verfolgt er das Duell seiner Ex-Klubs um den Titel

MANNHEIM. Er weiß, wie es sich anfühlt, ganz oben zu stehen und gefeiert zu werden. Fünf Mal wurde der ehemalige Weltklasse-Torwart Henning Fritz deutscher Handball-Meister. Von 2001 bis 2007 spielte der 39-Jährige für den THW Kiel, anschließend trug er bis 2012 das Trikot der Rhein-Neckar Löwen. Seine beiden Ex-Vereine machen die Meisterschaft am Samstag unter sich aus – und Fritz sieht die Löwen im Vorteil.

Herr Fritz, das Titelrennen neigt sich dem Ende entgegen. Wie geht es aus?

Henning Fritz: Das Saisonfinale lässt viele Szenarien zu. Darauf freue ich mich. Die Löwen haben es selbst in der Hand, mit einem klaren Sieg in Gummersbach die Meisterschaft zu holen. Gewinnen sie nicht so hoch, gibt es auch für Kiel noch eine Möglichkeit.

Für den Handball in Deutschland ist dieser irre Titel-Endspurt ein Glücksfall, oder?

Fritz: Absolut. Es ist schön, dass es dieses spannende Saisonfinale gibt. Da macht die Liga auch Spaß, wenn es mindestens zwei Mannschaften gibt, die um die Meisterschaft spielen und bis zum Ende für beide Teams alles drin ist.

Wem drücken Sie am Samstag die Daumen?

Fritz: Ich verfolge das ganz neutral. Die Löwen hätten es aber sicherlich verdient, ihre grandiose Saison zu krönen. Sie sind auch reif für die Meisterschaft. Lange Zeit hatte der Klub sogar die Möglichkeit, in drei Wettbewerben ganz vorne zu stehen. Im Pokal sind die Löwen meiner Meinung nach etwas überraschend an Flensburg gescheitert. Und das Aus gegen den FC Barcelona in der Champions League war nach dem tollen Hinspiel ganz, ganz bitter. Am Ende sollte es dann zumindest ein Titel sein. Denn letztendlich wird eine Saison auch danach bewertet.

Die Löwen und der THW fuhren zuletzt Kantersiege am Stück ein. Dabei reden immer alle von der stärksten Liga der Welt . . .

Fritz: Der Leistungsunterschied ist eigentlich nicht so riesig. Das ist einzig und allein eine Kopfgeschichte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so einen Titelendspurt schon einmal gegeben hat. Es geht einfach um jedes Tor. Da kann man sich als Gegner noch so sehr bemühen. Aber wenn die Löwen oder der THW 60 Minuten lang nicht zufrieden sind, mit voller Überzeugung in jede Aktion gehen und heiß auf jedes Tor sind, ist es einfach schwer, solch einen Lauf zu stoppen.

Der THW hat deutlich mehr Erfahrung im Titelrennen. Ist er im Vorteil?

Fritz: Nein. Die Löwen haben das zuletzt auch super gemacht. Ich sehe eher sie im Vorteil, denn die Löwen haben sieben Tore Vorsprung und können mit einer guten eigenen Leistung in Gummersbach die Meisterschaft gewinnen. Letztendlich wissen sie zwar auch nicht, wie viele Tore am Ende für den Titel reichen werden. Doch vom Ergebnis der Kieler gegen die Füchse Berlin sollten sich die Löwen komplett unabhängig machen.

Von Marc Stevermüer