Veröffentlichung:

Löwen spielen nur bis elf Minuten mit

Gummersbach. Das Entsetzen stand den Rhein-Neckar Löwen ins Gesicht geschrieben. So wird das nichts mit der direkten Qualifikation für die Champions League. Die Badener enttäuschten gestern in der Handall-Bundesliga auf ganzer Linie und verloren beim VfL Gummersbach nach einer phasenweise unterirdischen Leistung mit 28:36 (14:18). Im Kampf um Platz drei sind die Gelbhemden fortan auf Schützenhilfe angewiesen.

„Wir waren nicht zu 100 Prozent da. Fast von Beginn an waren wir unterlegen, es hat die Aggressivität gefehlt“, sagte ein spürbar enttäuschter Uwe Gensheimer nach der Partie.

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson musste auf Ivan Cupic (Rippenprellung), Børge Lund (Rückenprobleme) und Michael Müller (Meniskuseinriss) verzichten. Beim VfL fehlte Torwart Goran Stojanovic, der in der nächsten Saison das Trikot der Badener tragen wird. Erst gestern war der Montenegriner aus einer Münchner Klinik nach einer Rückenoperation entlassen worden, am Abend schaute er sich die Begegnung zwischen seinem Noch-Klub und seinem zukünftigen Arbeitgeber an.

„Ich habe noch Schmerzen, aber das ist nach solch einem Eingriff normal“, sagte Stojanovic: „Ich muss drei Monate pausieren und gehe davon aus, dass ich Mitte August wieder komplett mit der Mannschaft trainieren kann. Diese Zwangspause motiviert mich. Ich will in der nächsten Saison noch besser spielen als vor der Verletzung.“

Genau elf Minuten lang präsentierten sich die Löwen gestern wie ein Anwärter auf die Champions League, nach der 6:5-Führung riss bei den Gelbhemden komplett der Faden. Mit unvorbereiteten Torabschlüssen, technischen Fehlern und leichtfertigen Ballverlusten machten sich die Badener selbst das Leben schwer. Der Höhepunkt der Fehlerkette war in der 21. Minute erreicht, als Rechtsaußen Patrick Groetzki bei einem Einwurf VfL-Kreisläufer Igor Anic bediente und der prompt zum 13:9 traf (21.).

Gudmundsson nahm eine Auszeit, schwor seine Mannschaft neu ein, doch es stellte sich keine Besserung ein. Auch der Torwartwechsel von Slawomir Szmal zu Henning Fritz zahlte sich nicht aus, selbst in Überzahl kassierten die Löwen immer wieder Tore. Keine Frage: So kann man keinen Rückstand verkürzen, zumal Uwe Gensheimer mit dem Halbzeitpfiff leichtfertig einen Siebenmeter vergab. Der 14:18-Rückstand zur Pause war vollkommen verdient – und die große Aufholjagd blieb auch nach dem Seitenwechsel aus.

Gummersbach legte zwei Treffer zum 20:14 (34.) vor, während die Badener weiterhin den Ball herschenkten oder klarste Chancen ausließen. Ólafur Stefánsson ließ den nächsten Siebenmeter aus, der VfL nutzte dagegen eiskalt seine Möglichkeiten und bestrafte gnadenlos jeden Ballverlust der Löwen. Schon früh war eine Vorentscheidung gefallen, als Patrick Wiencek zum 25:17 (40.) traf. Gudmundsson nahm die nächste Auszeit, doch das Spiel seines Teams blieb behäbig, ungenau und unkonzentriert.

Von Marc Stevermüer

 25.05.2011