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Löwen stürmen an die Spitze

Badener gewinnen gegen den THW Kiel mit 29:26 und übernehmen die Tabellenführung

Spitzenreiter, Spitzenreiter. Die Rhein-Neckar Löwen haben durch den 29:26 (14:12)-Erfolg im Top-Spiel der DKB Handball-Bundesliga am Mittwochabend in der ausverkauften SAP Arena gegen den THW Kiel die Tabellenführung übernommen. Die Badener zeigten sich wie ausgewechselt gegenüber der schwachen Vorstellung am Wochenende im Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal und überrollten die Norddeutschen in der zweiten Halbzeit phasenweise. Die Löwen dürfen nun weiter vom ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte träumen.

Nach 57 gespielten Minuten schwappte erstmals die Welle durch die SAP Arena. Die Zuschauer standen, klatschten, aus der Fankurve waren „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“-Rufe zu hören. Rund drei Minuten später entlud sich dann die ganze Spannung in einem lauten Jubel der Glückseligkeit. Die Mannschaft hüpfte erst im Kreis auf und ab, dann vor und mit den Fans. „Das war ein sehr geiles Spiel“, sagte Torwart Niklas Landin. „Es ist ein cooles Gefühl, die ganze Saison schon den THW Kiel zu jagen und jetzt plötzlich Erster zu sein.“ Oliver Roggisch merkte an: „Das verlorene Pokalspiel gegen Flensburg war für diese Leistung entscheidend. Diesmal waren wir bereit. Die Abwehr war klasse und Niklas hat sensationell gehalten.“

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson meinte im anschließenden Pressegespräch: „Ich möchte mich bei den Zuschauern für diese unglaubliche Atmosphäre bedanken. Ich bin sehr zufrieden. Wir haben in der Abwehr sehr gut gespielt. Und auch im Angriff haben wir eine gute Leistung gezeigt. Es war keine einfache Vorbereitung für uns, aber die Jungs haben die richtige Antwort auf das Pokalspiel gegeben. In der Meisterschaft ist noch nichts entschieden, es sind noch fünf Spiele zu spielen.“ Sein Gegenüber Alfred Gislason befand: „Es war ein hochverdienter Sieg der Löwen. Vorne haben wir ganz ordentlich gespielt, mit Abwehr- und Torwartleistung bin ich nicht ganz zufrieden. “

Dieses Spitzenspiel, dieses Gipfeltreffen, es zeigte von Beginn all das, was es zuvor versprochen hatte: Viel Tempo, viel Dramatik, viele Toren: Schon deren vier beim Stande von 2:2 nach noch nicht einmal zwei gespielten Minuten. Es folgte jedoch ein großer Schock für die Badener: Alexander Petersson war umgeknickt und humpelte vom Feld, sollte das Parkett in der Schlussphase allerdings nochmal betreten. Die Löwen ließen sich von diesem Rückschlag jedoch nicht beeindrucken, gingen durch einen Siebenmeter von Uwe Gensheimer und ein Tor von Petersson-Ersatz Isaias Guardiola, der stark spielte, mit 4:2 in Führung (8.). Es war unschwer zu erkennen, dass die Gelbhemden ein anderes Gesicht als am Samstag gegen Flensburg im Halbfinale um den DHB-Pokal zeigten, als sie mit 26:30 den Kürzeren gezogen hatten.

Die Löwen verteidigten stark, Torhüter Niklas Landin wehrte in den ersten Minuten bereits drei Bälle ab. Doch natürlich lässt sich gegen eine Spitzenmannschaft wie den THW Kiel das Tor nicht vollständig vernageln. Und da den Löwen nun im Angriff einige Fehler unterliefen, konnte Kiel zum 4:4 ausgleichen (11.). Der deutsche Meister, so schien es, wollte sich nicht abschütteln lassen. Doch es folgte eine ganz starke Phase der Löwen: Kim Ekdahl Du Rietz, dreimal Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer sorgten mit einem 5:1-Zwischenspurt der Löwen für das 9:5, während die Abwehr wie eine gelbe Wand stand. Kiel fiel in dieser Phase nicht viel ein, Kiel hatte Probleme, Kiel nahm seine erste Auszeit (17.). Die SAP Arena tobte.

Die verfehlte ihre Wirkung jedoch nicht. Denn anschließend konnten die Gäste aus dem hohen Norden schnell auf 10:8 verkürzen (19.). Es folgte die schwächste Phase der Badener in der ersten Halbzeit. In Überzahl gelang es den Löwen „nur“ auf 11:8 (Siebenmeter von Gensheimer) davonzuziehen – und das auch nur, weil Landin einen Siebenmeter abwehrte. Anschließend mussten die Löwen nach einer Zeitstrafe gegen Bjarte Myrhol in Unterzahl agieren, Kiel kam bis auf 11:10 heran, hatte per Siebenmeter von Niclas Ekberg sogar die Ausgleichschance, doch der Ball ging über den Kasten von Landin.

Und es ging weiter eng und spannend zu – so wie in einem Spitzenspiel eben. Die Schlussphase des ersten Durchgangs hatte es dabei richtig in sich: Die Löwen zogen durch Treffer von Myrhol und Isaias Guardiola und Gensheimer per Gegenstoß auf 14:11 davon, Landin parierte seinen siebten Ball im ersten Durchgang, doch dann warfen die Löwen im Angriff leichtfertig einen Ball weg, ein Treffer von Isaias Guardiola wurde nicht anerkannt, mit 14:12 wurden die Seiten gewechselt. Mit ein bisschen mehr Glück und Geschick hätten es auch durchaus eins, zwei Treffer mehr sein können.

 Die zweite Halbzeit begann dann mit einer super Vorstellung von Niklas Landin im Löwen-Tor. Der Däne wehrte vier Bälle in den ersten vier Minuten ab – dazu warf Filip Jicha einen Siebenmeter über das Tor. Die Löwen nutzten die Phase, um durch Treffer von Du Rietz, Andy Schmid und Isaias Guardiola auf 17:12 davonzuziehen. Die Halle kochte. THW-Trainer Gislason nahm eine Auszeit, die Halle kochte weiter (35.). Anschließend überstanden die Löwen eine Unterzahl, Nikola Manojlovic musste für zwei Minuten raus, problemlos. Auch weil Landin erneut zur Stelle war und Schmid ein klasse Tor erzielte. Der Schweizer legte sogar noch einen Treffer nach – 19:13 (38.).

Und den Löwen gelang es in der Folge diesen Sechs-Tore-Vorsprung zu halten: 20:14 Myrhol, 21:15 Schmid. Bei den Treffern von Du Rietz zum 22:15 und Isaias Guardiola zum 23:16 waren es dann sogar sieben Treffer Differenz. Als dann nach Landin-Parade Uwe Gensheimer gar auf 24:16 erhöhte, musste Gislason bereits seine dritte und letzte Auszeit nehmen. Da war noch genau eine Viertelstunde zu spielen.

Und was passierte nach der Auszeit? Ja genau. Es gab Siebenmeter für den THW Kiel und Niklas Landin parierte diesen. Und wenn die Kieler den Keeper der Badener mal überwanden, dann hatten die Löwen immer eine Antwort parat. Der Acht-Tore-Vorsprung, den konnten die Löwen nämlich erst mal halten, 27:19 stand es nach einem Myrhol-Treffer nach 52 Minuten – da war längst den Pessimisten in der ausverkauften Halle klar, dass die Löwen langsam aber sicher der Tabellenführung entgegensteuerten. Und das 28:21 per Gegenstoß von Groetzki (53.), natürlich war eine Landin-Parade vorausgegangen, feierten die Zuschauer in der Arena schon fast wie den Sieg. Auch wenn der THW das Ergebnis in den letzten Minuten noch auf 29:26 verkürzen konnte. 

Rhein-Neckar Löwen – THW Kiel 29:26 (14:12)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic – Schmid (5), Gensheimer (6/2), Sesum (n.e.), I. Guardiola (5), Manojlovic, Gorbok, Groetzki (4), G. Guardiola, Petersson, Ekdahl Du Rietz (5), Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (4).

THW Kiel: Palicka, Sjöstrand (31.-36., und ab 43.) – Toft Hansen (2), Sigurdsson (6/1), Sprenger (1), Wiencek (1), Ekberg, Zeitz (1), Jallouz, Palmarsson (4), Klein, Jicha (7), Vujin (4/1).

Trainer: Gudmundur Gudmundsson – Alfred Gislason

Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig

Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)

Strafminuten: Myrhol (2), Manojlovic (2), Ekdahl du Rietz (2) – Toft Hansen (4), Jicha (2),

Siebenmeter: 3/2 – 6/2

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Palicka.

THW Kiel: Vujin scheitert doppelt an Landin Jacobsen, Ekberg  und Jicha werfen über das Tor.

Zeitstrafen: 3 – 3

Spielfilm: 3:2 (5.), 4:3 (10.), 9:5 (16.),11:10 (25.), 14:12 (HZ), 17:12 (35.), 20:14 (40.), 24:16 (45.), 26:19 (50.), 28:21 (55.), 29:26 (EN).

Beste Spieler: Landin Jacobsen, I. Guardiola – Jicha, Palmarsson.