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Löwen suchen ihre Souveränität

Gezittert, gekämpft, 24:21 (11:12) gewonnen, aber die Rhein-Neckar Löwen sind weiter auf der Suche nach Sicherheit. Auch beim Landes-Derby bei der HBW Balingen-Weilstetten legten die Badener alles andere als einen souveränen Auftritt hin und konnten sich bei Torwart Szmal und den größeren Kraftreserven bedanken, dass nicht mehr passierte. „Am Schluss hat sich wohl unser breiterer Kader durchgesetzt. Damit konnten wir in der zweiten Halbzeit nochmal Gas geben“, meinte Nationalspieler Oliver Roggisch nach dem Abpfiff. Die Verunsicherung im Team war aber auch dem Defensiv-Spezialisten nicht verborgen geblieben. „Die müssen wir schnell rauskriegen, sonst bekommen wir weiter Probleme.“

Vor der Partie wollte Trainer Ola Lindgren vor allem „eine andere Einstellung“ als noch bei der Fast-Blamage im Pokal sehen und den Willen konnte man seinen Schützlingen dieses Mal auch nicht absprechen. Dennoch prägte eine erstaunliche Verunsicherung den Start in den gelben Reihen, die durch zwei schnelle Ausfälle noch verstärkt wurde. Erst zog sich Bjarte Myrhol nach einem Schlagwurf eines Balingers eine klaffende Platzwunde an der Stirn zu (5.) und kam nicht mehr zurück, dann sah Keeper Henning Fritz die Rote Karte (8.). Bei einem Gegenstoß der Balinger räumte er im Kampf um den Ball unabsichtlich Dennis Wilke ab, doch die Schiedsrichter sind angesichts der Gefährlichkeit solcher Situationen für den Angreifer schließlich angehalten, durchzugreifen. Der Löwen-Schlussmann musste auf die Tribüne, Szmal kam schneller in den Kasten als geplant.

Dort führte sich der Pole beim Stand von 4:4 (10.) mit einem gehaltenen Strafwurf gleich gut ein, aber im Angriff ging der Zitter-Handball der Badener weiter. Fehlwürfe, Fehlpässe, technische Fehler – die Löwen riefen das gesamte Repertoire der Unzulänglichkeiten ab und hielt die kampfstarken Balinger und die 2050 Fans in der Sparkassen-Arena damit entgegen dem Plan weiter im Spiel. Die 7:5-Führung war nur ein Zwischenstand (16.), die HBW drehte das Geschehen ihrerseits wieder zum 10:8 und 11:9 (26.). Erst eine Dreier-Serie durch Gudjonsson, Bielecki und Müller brachte die Löwen zur Halbzeit wieder in die Spur.

Nach dem Seitenwechsel setzten Gensheimer, Alvanos mit seinem ersten Bundesliga-Treffer für die Löwen und Bielecki den Lauf zum 11:15 (34.) fort, hätten die Gelben drei weitere „Hundertprozentige“ verwandelt, wären die Schwaben wohl noch früher aus dem Spiel gewesen. So blieb es dagegen lange beim Vier-Tore-Vorsprung, Keeper Szmal und der von allen Widrigkeiten scheinbar unbeeindruckte Bielecki (7 Tore) hielten die Löwen bis in die Schlussphase in Front. Dort versuchte es der findige HBW-Coach Rolf Brack kurzzeitig mit einer 4:2-Defensive sowie im Angriff mit einem zusätzlichen Feldspieler – und es wurde tatsächlich noch einmal brenzlig (18:20/52.), weil die Badener wieder dicke Möglichkeiten (zweimal Sigurdsson) ausließen. Dafür stand die Abwehr vor einem starken Szmal nun sicherer und als Gudjonsson bei angezeigtem Zeitspiel zum 23:19 (58.) traf, war das aufreibende Nervenspiel auf der Zollernalb überstanden. Mit 24:21 gingen die Punkte an die Gäste.

Von Thorsten Hof

27.09.2009