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„So bekommen wir gegen jeden Probleme“

In der 33. Minute während der Partie bei der HBW Balingen-Weilstetten hatte die lange Leidenszeit des Alexandros Alvanos ein Ende. Im Sommer aus Gummersbach zu den Rhein-Neckar Löwen geholt und nach den Verpflichtungen von Olafur Stefansson und Michael Müller zwischenzeitlich als überflüssig betrachtet sowie entsprechend behandelt, kam der Linkshänder beim 24:21 (12:11) auf Rechtsaußen doch noch zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz. Er bedankte sich dabei mit drei nicht unwichtigen Treffern in der Zitter-Partie auf der Zollernalb. Doch grundlegend wird sich die Situation des Griechen wohl nicht verändern.

„Natürlich freue ich mich für Alexis, der sich nie aufgegeben und seine gute Laune nicht verloren hat. Aber er ist eben eher ein Rückraumspieler und da haben wir drei Leute für zwei Plätze“, wollte Löwen-Coach Ola Lindgren die Spielanteile für Alvanos („Ich werde weiter kämpfen“) nicht als generelles Signal für die Zukunft des 29-Jährigen werten. „Da spielen wir auch mit offenen Karten“, so Lindgren.

Kein oberes Bundesliga-Niveau

Und realistisch betrachtet war die Entscheidung pro Alvanos in Balingen auch eher Lindgrens verzweifelter Suche nach Spielern geschuldet, die angesichts der katastrophalen Chancenverwertung beim Torwurf die Nerven behielten. Bis auf Uwe Gensheimer und den offenbar völlig unbekümmerten Ballermann Karol Bielecki (7) erreichte gegen die bissig kämpfenden Schwaben nämlich keiner der Löwen oberes Bundesliga-Niveau.

Letztlich kämpften die Badener die Partie mit dem starken Keeper Slawomir Szmal und einer in der zweiten Halbzeit aggressiven Abwehr nach Hause. Dem angepeilten „klaren Sieg“ stand jede Menge Verkrampfung und Verunsicherung entgegen. Die Pokal-Partie in Bittenfeld wirkte offenbar noch nach.

„Diese Verunsicherung müssen wir schnell rauskriegen, sonst bekommen wir gegen jeden Gegner Probleme“, hofft etwa Abwehrchef Oliver Roggisch auf den nächsten Anlauf am Mittwoch (19.15 Uhr) gegen Großwallstadt. Und dass der Nationalspieler nach der frühen Verletzung Bjarte Myrhols (Platzwunden am Kopf) für den völlig indisponierten Prieto zusätzlich im Angriff (2 Tore) ran musste, war nur ein weiteres Indiz dafür, dass es in der Löwen-Offensive noch ordentlich knirscht. „Ja, wir strotzen nicht gerade vor Selbstvertrauen“, räumte der zu Recht mit Rot bedachte Keeper Henning Fritz ein. Linksaußen Gensheimer machte sich ebenfalls seine Gedanken. „Viele spielen noch nicht so, wie sie können. Damit bauen wir schwächere Teams wieder auf“, analysierte „Gensel“, während Trainer Lindgren darauf bedacht war, das Positive in den Vordergrund zu rücken. „Wir haben zwei Spiele gewonnen, drei Halbzeiten mit Leidenschaft agiert und uns wieder viele Chancen herausgespielt. An der Verwertung müssen wir eben arbeiten“, legte der Coach den Finger in die Wunde. Das Problem ist nur, dass sich die nötige Kaltschnäuzigkeit wohl nur unter Wettkampfbedingungen zurückgewinnen lässt.

Von Thorsten Hof

28.09.2009