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Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen sah „einen Schritt nach vorne“ (RNZ)

Nach Friesenheim ist vor Montpellier: Die Rhein-Neckar-Löwen sind am Samstag wieder gefordert

Ludwigshafen. Autogrammjäger, Selfie-Sammler, Schulterklopfer. Gefordert wurde Uwe Gensheimer am Mittwochabend erst in der dritten Halbzeit. Da hatte der König der Löwen alle Hände voll zu tun. Die halbe Vorderpfalz schien hinter dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft her zu sein.

Aber „Gensel“ kennt das ja. Professionell wickelt er solche Sachen ab – und hat offenbar auch selbst Spaß daran. Ausgeruht war er ja. Trainer Nikolaj Jacobsen machte seinen Topstar beim Derbyerfolg in Friesenheim zum Bankangestellten. Formkrise? Oder gar verletzt? Nichts von beidem. Der Mann mit den gefühlt tausend Wurfvarianten sollte einfach nur mal regenerieren: Champions League, Bundesliga, Nationalmannschaft – Gensheimers letzte Wochen und Monate waren hart.

Außerdem hat er ja einen talentierten Backup im Nacken. Stefan Sigurmannsson, den Isländer. Der hat sie auch, diese Ruhe vor dem Tor. Dementsprechend machte er seine Sache in der Vorderpfalz sehr gut. Sechs Mal schlug er zu. Jacobsen: „Ich weiß einfach, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Stefan ist ein Topmann, der eben ab und an auch Spielpraxis braucht.“

Auf der anderen Rheinseite wäre man froh überhaupt so einen zu haben. Doch die Nachbarn trennen Welten. In der Tabelle und vor allem auch finanziell. Mitspielen konnten die Roten trotzdem. Rund 40 Minuten hielten sie wacker dagegen. Mit viel Kampf und noch mehr Herz. Auch Jacobsen ist das nicht entgangen. Der Däne: „Bis zur 38. Minute konnten wir uns nicht absetzen. Da war es immer eng.“

Lobende Worte, die man bei der TSG gerne hörte. Wobei sich die Enttäuschung beim Aufsteiger ohnehin in Grenzen hielt. Eulen-Trainer Thomas König sagte: „Meine Spieler haben das gegen diesen starken Gegner ordentlich gemacht.“ Aber auch: „Ab Mitte der zweiten Halbzeit hatten wir dann keine Chance mehr.“ Und das, obwohl Jacobsen in der Schluss-Viertelstunde komplett durchwechselte. Auch Marius Steinhauser durfte ran und bedankte sich mit einem Tor. Kurzum: Spielen die Löwen mit der ersten Sieben bis zum Schluss, wäre es für Friesenheim wohl noch schlimmer gekommen.

Doch für Jacobsen war das Ergebnis zweitrangig. Er schaute auf etwas anderes: Auf Einsatz und Engagement, auf die Art und Weise, wie sich sein Personal im Nachbarschaftsduell präsentierte. Und war der Auftritt letztlich nach seinem Geschmack? „Ja, in Sachen Engagement war das ein Schritt nach vorne“, schmunzelte er, „allerdings gehen da immer noch ein paar Prozent mehr.“

Die sollen nun am Samstag ab 21 Uhr rausgekitzelt werden. Was ratsam wäre, denn in Montpellier erwartet die Löwen ein heißer Königsklassen-Tanz. Zwei Punkte müssen her, egal wie. „Wir hoffen, dass das auch klappt“, zuckt Jacobsen mit den Schultern, „aber gegen das beste Team aus Frankreich gibt es keinen Selbstläufer.“

Das Montpellier-Abenteuer beginnt am Freitag. Morgens wird noch in Kronau trainiert, mittags hebt der Flieger ab.

Von Daniel Hund