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Löwen-Urgestein mit vielen Talenten

Michel Abt assistiert Chefcoach Machulla und soll Bindeglied sein zwischen Junglöwen und Profis

Löwen-Urgestein mit vielen Talenten. Michel Abt assistiert Chefcoach Machulla und soll Bindeglied sein zwischen Junglöwen und Profis
Michel Abt auf dem PK-Podium in Kronau.

Es fühle sich an wie heimkommen. Sagt Michel Abt. Bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz in Kronau blickt der gebürtige Heidelberger „in viele bekannte Gesichter“. Von 2004 bis 2022 stand der heute 35-Jährige schon einmal in Diensten der Rhein-Neckar Löwen, vier Jahre davon noch unter dem Vorgängernamen SG Kronau/Östringen. Abt ist ein Löwen-Urgestein und freut sich umso mehr auf seine neue Aufgabe in jenem Verein, der ihm bis auf drei Jahre immer sportliche Heimat war – und von nun an wieder ist.

Mit 14 Jahren kam Abt 2004 vom TV Forst zur SG Kronau/Östringen. Drei Jahre später, am Ende der Saison 2006/07, feierte er mit der U17 den ersten größeren Erfolg, wurde Baden-Württembergischer und Süddeutscher Meister sowie Dritter im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Ein Jahr danach, jetzt als U19, vervollständigten Abt und seine Kameraden die Titelsammlung, krönten sich zu Deutschlands bester Nachwuchsmannschaft 2008.

Im selben Jahr gelang Abt mit der U18 des deutschen Handballbundes der Gewinn der Europameisterschaft. Trainer war DHB-Legende Klaus-Dieter Petersen, auf dem Feld standen u.a. Hendrik Pekeler, Steffen Fäth, Christoph Steinert und Tim Hornke. Für Michel Abt ist es bis dahin die erfolgreichste Zeit in seiner noch sehr jungen Karriere. Den Schwung kann er nur teilweise mitnehmen zu den Löwen. 2010/11 rückt er zwar in den Perspektivkader des ambitionierten Bundesligisten – der finale Durchbruch auf Profi-Niveau bleibt ihm jedoch verwehrt.

Löwen-Urgestein mit vielen Talenten: Fataler Moment im ersten Training nach der Winterpause

Löwen-Urgestein mit vielen Talenten. Michel Abt assistiert Chefcoach Machulla und soll Bindeglied sein zwischen Junglöwen und Profis
Michel Abt feiert eine gelungene Aktion.

Weil er offiziell zum Kader gehört und auch regelmäßig mit den Profis trainiert, darf er sich EHF-Cup-Sieger (2013) und zweifacher Deutscher Meister (2016, 2017) nennen. Mehr zum Einsatz kommt er bei der zweiten Löwen-Mannschaft, ehe er für die Saison 2016/17 fest zu den Profis hochgezogen wird. Ausgerechnet an diesem Punkt, einem Meilenstein in Abts Karriere, schlägt das Verletzungspech gnadenlos zu. Im Januar 2017, bei der Wiederaufnahme des Trainings nach der Winterpause, zieht sich Abt einen Knorpelschaden im rechten Knie zu und muss ein halbes Jahr später seine Laufbahn als aktiver Handballer beenden – mit gerade einmal 26 Jahren.  

Die eine Tür geht zu, eine andere geht auf: Weil sich Abt nicht hängen lässt und bei den Löwen einen exzellenten Ruf genießt, bekommt er direkt im Sommer 2017 die Chance, sich auf der Trainerbank zu beweisen. Abt übernimmt die zweite Mannschaft. Es wird eine reine Erfolgsgeschichte. In seiner ersten Saison führt er die U23-Junglöwen auf den dritten, in seiner zweiten Saison auf den zweiten Platz. Nach zwei Corona-Spielzeiten folgt die alles andere als logische Fortsetzung, feiert Abt mit den Rhein-Neckar Löwen II im Frühjahr 2022 die Meisterschaft in der Dritten Liga, Staffel F.

Seine starke Arbeit spricht sich rum. Bei den Löwen, für deren Profis er die Videoanalyse übernimmt. Und auch bei den Eulen Ludwigshafen. Der Zweitligist holt Michel Abt im Mai 2022 als „Feuerwehrmann“: Er soll den taumelnden Klub vor dem Abstieg in die Dritte Liga bewahren. Tatsächlich holt Abt mit den Eulen fünf von acht möglichen Punkten, hievt die Truppe noch auf Platz 13 und damit ans rettende Ufer. Nach der folgenden Spielzeit, die Abt mit den Eulen im gesicherten Mittelfeld abschließt, entscheiden sich beide Seiten für eine vorzeitige Vertragsauflösung.

Löwen-Urgestein mit vielen Talenten: Ausflug zu den Eulen, Lehrerstelle in Östringen

Löwen-Urgestein mit vielen Talenten. Michel Abt assistiert Chefcoach Machulla und soll Bindeglied sein zwischen Junglöwen und Profis
Michel Abt ballt die Fäuste zum Jubel.

Zwei Jahre Auszeit vom Handball gönnt sich der Heidelberger nach der aufreibenden Eulen-Station, widmet sich ganz seiner Tätigkeit als Lehrer am Leibniz-Gymnasium in Östringen. Jetzt brennt er umso mehr für seine neue Aufgabe in der alten Heimat. „Ich freue mich riesig darauf, mit Maik (Machulla, Anm. d. Red.) und Patrick (Jahnke, A.d.R.) loszulegen“, sagt der 1,93 Meter große ehemalige Rückraum- und Kreisspieler bei der Vorstellung der Neuzugänge am 23. Juli in Kronau.

An seiner neuen alten Wirkungsstätte ist Michel Abt in erster Linie Co-Trainer von Chefcoach Machulla. In zweiter Linie soll er sich, gemeinsam mit Nachwuchskoordinator Martin Berger. 3. Liga-Trainer Holger Löhr und Torwarttrainer Patrick Jahnke, um die Heranführung der Junglöwen an den Profikader kümmern. Wer weiß besser, wie schwer dieser Übergang ist, worauf es dabei ankommt und wo es haken kann?