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Löwen verpassen Sieg gegen Kiel

30:30-Unentschieden in der Champions League gegen den THW nach starker Vorstellung

Bis 30 Sekunden vor dem Ende schnupperten die Rhein-Neckar Löwen am Sieg über den THW Kiel. Am Ende reichte es für die Badener gegen die „Zebras“ zu einem 30:30 (17:14)-Remis in der Champions League gegen den aktuellen Titelträger. Mit 8:4-Zählern behalten die Löwen jedoch eine gute Ausgangsposition in der „Hammergruppe A“, verpassten aber die Möglichkeit, nach Punkten mit den Kielern gleichzuziehen.

Guðmundur Guðmundsson wirkte nach dem Unentschieden geknickt, war aber trotzdem zufrieden. „Wir haben lange Zeit in der Abwehr und im Angriff gut gespielt und es ist schade, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben“, sagte der Löwen-Coach. Die Schwächephase in den abschließenden Minuten ärgerte den Trainer: „Kiel war zum Schluss stark, aber wir haben die Fehler gemacht. Das hätte uns nicht passieren müssen.“

Beide Mannschaften waren Mittwochabend, also nicht einmal 48 Stunden vor dem Anwurf in der SAP ARENA, noch in der Bundesliga aktiv. Entsprechend verhalten begannen sowohl die Löwen als auch der THW. Das Tempo war zunächst gedrosselt, die Abwehrreihen dominierten die Partie.  Nach fünf Minuten waren gerade drei Treffer gefallen (2:1), nach zehn Minuten sieben (4:3.). Der Kieler Coach Alfreð Gíslason schonte zu Beginn seine Topstars Filip Jícha, Marcus Ahlm und Christian Sprenger, was sich zunächst nicht, plötzlich aber doch negativ auswirkte.

Mit einem Zwischenspurt von 6:5 auf 9:5 setzten sich die Badener unter dem Jubel der 12.337 Zuschauer ab, die von der ersten Minute an „Vollgas“ gaben, wie sich Manager Thorsten Storm vor dem Spiel gewünscht hatte. Gíslason hatte genug gesehen, nahm eine Auszeit, brachte Ahlm und Jicha und beorderte Andreas Palicka für Thierry Omeyer ins Tor. Der schwedische Keeper kam schnell auf Betriebstemperatur, doch Henning Fritz hielt mit tollen Paraden dagegen, so dass die Löwen den Vorsprung konstant bei drei bis vier Toren hielten. Auch Jícha, der zwischen der 17. und 30. Minute fünf Mal traf, konnte seine Farben im Alleingang nicht näher heranbringen. In der Schlusssekunde der ersten Halbzeit parierte Fritz einen Wurf von Sprenger, so dass die Badener zu diesem Zeitpunkt verdient mit 17:14 vorne lagen.

Nach dem Seitenwechsel kämpften beide Teams verbissen gegeneinander, wobei die Kieler zunächst durch zwei weitere Jícha-Tore näher herankamen. Die Löwen wehrten sich jedoch gegen den drohenden Ausgleich und hielten bis zur 39. Minute eine Drei-Tore-Führung (22:19). Ein paar Minuten später bebte die Arena, als Gensheimer innerhalb von wenigen Sekunden von 23:20 auf 25:20 erhöhte. Zunächst verwertete er ein Zuspiel von Patrick Groetzki, anschließend schloss er einen Gegenstoß sicher ab. 18 Minuten vor dem Ende wurde die Siegchance gegen den aktuellen Champions-League-Sieger realistisch.

Nachdem die Kieler auf 23:26 verkürzt hatten, zogen die Guðmundsson-Schützlinge wieder auf 28:23 davon und schienen für die Schlussphase gerüstet. Nachdem Omeyer ins THW-Tor zurückkehrte und sich mit zwei Paraden gegen Groetzki und Gensheimer beim Siebenmeter einführte, waren die Norddeutschen wieder zurück im Spiel (26:28). Zunächst hielten die Löwen ihren Gegner weiter auf Distanz, doch nach dem 30:27 (55.) wirkten sie vor allem im Angriff zu fahrig. Mehrfach verpassten Andy Schmid & Co. den entscheidenden Treffer, so dass die Kieler eine Minute vor dem Ende beim Stand von 29:30 noch einmal in Ballbesitz kamen. Milutin Dragićević nutzte ein Zuspiel von Jícha zum Ausgleich und in den verbleibenden Augenblicken kamen die Badener nicht mehr zum Torabschluss. „Ich bin mit dem Unentschieden zufrieden, meine Mannschaft hat in den Schlussminuten sehr gut gekämpft“, urteilte Gíslason, der allerdings mit Christian Sprenger und Marcus Ahlm zwei angeschlagene Akteure zu beklagen hatte. Bei Kreisläufer Ahlm besteht Verdacht auf Handbruch.

„Nach dem Spielverlauf ist der eine Punkt zu wenig für uns“, ärgerte sich Thorsten Storm direkt nach Spielende: „Wir waren 54 Minuten die bessere Mannschaft, Kiel sechs. Aber das hat für sie gereicht.“ Immerhin hatte der Manager der Löwen gesehen, dass sein Team in der Lage ist, den THW zu schlagen.

Das nächste Duell gegen die Kieler steigt bereits in fünf Tagen. Dann gastieren die „Zebras“ erneut in der SAP ARENA, wenn es in der Bundesliga um Punkte geht. Restkarten für das Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen oder im Internet unter www.saparena.de, Spielbeginn ist um 20:45 Uhr.

Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Szmal (ab 44.) – Stefánsson (2/1), Lund (1), Bielecki (7) – Groetzki (4), Gensheimer (7/3) – Gunnarsson (4) – Schmid (3), Roggisch, Šešum (n.e.), Tkaczyk, Myrhol (2), Ruß (n.e.).
THW Kiel: Omeyer, Palicka (17.-49.) – Fernandez (7/2), Palmarsson (3), Ilić (2) – Reichmann (3), Klein (3) – Dragićević (3) – Lundström (n.e.), Sprenger, Ahlm, Kubeš, Jícha (9).
Strafminuten: Myrhol (4), Lund (2), Roggisch (4), Groetzki (2) – Ilić (2), Fernandez (2), Kubeš (2), Jícha (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Alfreð Gíslason.
Zuschauer: 12.337.
Schiedsrichter: Per Olesen / Lars Ejby Pedersen (Dänemark)
Spielfilm: 2:1 (5.), 4:3 (10.), 7:5 (14.), 10:5 (17.), 11:7 (21.), 17:14 (Hz.), 19:17 (35.), 22:19 (39.), 25:20 (42.), 26:23 (46.), 28:25 (50.), 30:28 (56.), 30:30 (Endstand).
Zeitstrafen: 6 / 4.
Siebenmeter: 5/4 – 4/3.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Omeyer.
THW Kiel: Jícha wirft an den Pfosten.
Beste Spieler: Bielecki, Gensheimer – Fernandez, Jícha.