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Löwen vom eigenen Anspruch getrieben

Budapest/Mannheim. Als sich die Rhein-Neckar Löwen gestern über den Budapester Flughafen auf die letzte Etappe ihrer Heimreise aus Veszprém machten, wurde ihnen vielleicht gleich doppelt bewusst, dass man von anderen oft mehr abhängig ist, als man das selbst gerne hätte. Einerseits mit Blick auf den vom Pilotenstreik bei der Lufthansa bedrohten Flug LH 3441 nach Frankfurt, zum anderen war da noch die Tabelle in Gruppe B der Handball-Champions-League nach der 30:34-Niederlage beim ungarischen Meister.

„Natürlich kann Veszprém noch Punkte verlieren“, suchte Geschäftsführer Thorsten Storm nach Möglichkeiten, in den verbleibenden beiden Partien der Vorrunde doch noch auf Platz eins zu klettern. Viel mehr ärgerten den Manager aber die eigenen verpassten Chancen in Ungarn, die sich trotz des klaren Spielverlaufs zwischenzeitlich doch noch boten. „Aber mit zehn, zwölf technischen Fehlern kann man bei so einer Klasse-Mannschaft nichts holen“, wusste auch Spielmacher Snorri Gudjonsson, wo die Ursache für die erste Niederlage in der Königsklasse lag. Umso mehr schmerzen nun die unnötigen Last-Minute-Punktverluste gegen Kielce und Chambéry in eigener Halle.

Nur eine Trainingseinheit Zeit

Doch die Zeit, diesen Zählern länger nachzutrauern, bleibt den Löwen nicht. Heute Abend (20.15 Uhr) geht es in der SAP Arena gegen die HBW Balingen-Weilstetten bereits wieder in der Bundesliga um Punkte. Ein Terminplan, der es in sich hat und den Badenern alles abverlangt. „Das Spiel in Veszprém hat jede Menge Kraft gekostet. Und um uns auf die offensive Balinger Abwehr einzustellen, bleibt uns gerade eine Trainingseinheit“, blickte Trainer Ola Lindgren vor dem Abflug in Budapest etwas sorgenvoll voraus. „Aber wir sind im Rhythmus, vielleicht ist das auch ein Vorteil“, hofft der Coach, dass sein Team die Favoritenrolle auf dem Parkett umsetzen kann. Um sich doch noch direkt für die nächste Champions-League-Spielzeit zu qualifizieren, muss über die Ausgangslage ohnehin nicht weiter diskutiert werden. „Luft für eine weitere Niederlage ist da nicht mehr“, betonte Manager Storm.

Gegen die Schwaben muss Lindgren dabei weiter auf den schmerzlich vermissten Kreisläufer Bjarte Myrhol verzichten, dessen Verletzung im Wirbelbereich sich doch langwieriger als erwartet gestaltet. „Er hat noch keine Trainingseinheit mit der Mannschaft absolviert. Das macht keinen Sinn“, wird der Schwede wieder auf das Duo Andrej Klimovets/Carlos Prieto bauen.

Dagegen wird eine Verpflichtung von Myrhols Landsmann Börge Lund immer wahrscheinlicher. Auch Geschäftsführer Storm bestätigte Kontakte zu Lindgrens Wunschspieler, dessen Wechsel schon bald offiziell vermeldet werden soll.

Auf den Dänen Mikkel Hansen, der als Harbok-Ersatz gehandelt wurde, werden die Fans der Gelbhemden – wenn überhaupt – bis 2011 warten müssen. Der FC Barcelona hatte für einen Transfer Richtung Mannheim eine zu hohe Ablösesumme aufgerufen. Zum FC Kopenhagen, bei dem sich Löwen-Aufsichtsratschef Jesper Nielsen nun ebenfalls engagiert, lassen die Spanier Hansen dagegen für kolportierte 200 000 Euro ziehen. Auflage ist allerdings, dass Hansen nicht gleich zu den Löwen durchgereicht wird.

Von Thorsten Hof

 23.02.2010