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Löwen im großen Reisestress

Heidelberg. Es herrschte Ratlosigkeit, ein heilloses Durcheinander. Für die Rhein-Neckar Löwen entpuppte sich das Ungarn-Gastspiel gestern endgültig zum Horrortrip. Nichts lief so, wie es hätte laufen sollen, wie es eigentlich geplant war. Am Budapester Flughafen stand sich das Rudel die Beine in den Bauch, saß auf gepackten Koffern: „Um 10 Uhr sollte unser Flieger in Richtung Frankfurt gehen, aber der Flug wurde einfach gestrichen“, sagte Löwen-Trainer Ola Lindgren, ohne dabei hektisch zu wirken. Er war die Ruhe in Person. So wie immer eben. Denn den 45-Jährigen aus der Fassung zu bringen, ist fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Egal ob an der Seitenlinie oder im Pressegespräch: der Schwede verliert nie den Durchblick, behält immer einen kühlen Kopf.

Sorgen machte er sich diesmal aber trotzdem. Ein kurzer Blick auf den Löwen-Terminkalender zeigt, weshalb: Heute um 20.15 Uhr werden die Gelbhemden erneut gefordert. Die HBW Balingen-Weilstetten kommt in die SAP Arena. Es geht um Bundesliga-Punkte. Und die benötigen die Löwen ganz dringend. Schließlich will man nachlegen, hat die Jagd auf Rang drei, den Champions-League-Platz, noch nicht abgeblasen. Die Schwaben, die aktuell auf dem 15. Tabellenplatz stehen, sollen und dürfen da nicht zum Stolperstein werden.

Ein Selbstläufer wird es trotzdem Nicht werden. Vor allem nach einer derartigen Vorbereitung. Die für gestern Mittag vorgesehene Übungseinheit in der Kronauer Trainingshalle fiel nämlich ins Wasser. Der Löwen-Tross kam mit reichlich Verspätung zurück in die Kurpfalz: Oberlöwe Roggisch und Co. mussten die Fährte ändern. Zunächst düste man nach Wien, ehe man von dort aus dann am späten Nachmittag endlich in Frankfurt einschwebte. Wobei die Löwen nicht der einzige Bundesligist waren, dessen Pläne durchkreuzt wurden. So saß die SG Flensburg-Handewitt über acht Stunden am Flughafen in Marseille fest. „Aber die müssen nicht am Dienstag schon wieder ran“, weiß Löwen-Manager Thorsten Storm. Stimmt. Sein Ex-Klub kann bis zum Wochenende die Beine hochlegen. Beklagen will sich Storm aber nicht. Er sagt: „Wir haben den Terminkalender zwar nicht gemacht, nehmen es aber, wie es kommt.“

An die Balinger haben die Löwen nicht die allerbesten Erinnerungen. In der Vergangenheit tat man sich mehrfach schwer. Im Hinspiel hatte die Lindgren-Sieben gerade vor der Pause so ihre Probleme, gewann letztlich jedoch noch standesgemäß mit 24:21. Was auf seine Mannschaft zukommen wird, weiß Lindgren ganz genau: „Balingen wird alles versuchen“, erklärt er, „sie werden kämpfen und beißen. Da gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren.“

Im Hinspiel hat es geklappt. Damals hatten die Löwen eine große Schrecksekunde zu überstehen. Bjarte Myrhol, Lindgrens Nummer eins auf der Kreisläufer-Position, musste das Parkett schon in der Anfangsphase verlassen. Eine klaffende Platzwunde zwang ihn dazu. Und auch heute wird er nicht mithelfen können. Seine Nackenverletzung ist nach wie vor nicht auskuriert. „Bjarte kann derzeit noch nicht richtig am Mannschaftstraining teilnehmen“, berichtet Lindgren, „sein Einsatz würde also keinen Sinn machen.“ Grzegorz Tkaczyk, der Spielmacher, und Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson fehlen ebenfalls weiterhin. Die anderen werden heute laut Storm von rund 6.000 Zuschauern angefeuert. Ein akzeptabler Wert, gastiert mit Balingen doch nicht gerade ein Kassenmagnet im Bösfelder „Ufo“.

Von Daniel Hund

 23.02.2010