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Löwen vor letztem Spiel des Jahres auf der Suche nach sich selbst

Am Donnerstag geht es in Düsseldorf gegen den Bergischen HC

Steffen Fäth spielte zuletzt keine Rolle bei den Löwen.

Handball und Weihnachten, das bedeutet jede Menge Arbeit. Nach den freien Tagen am 23. und 24. Dezember geht es für die Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen am ersten Weihnachtsfeiertag um 14 Uhr zum Training. Drei Stunden später steigen sie in den Bus nach Düsseldorf. Dort steigt am Donnerstag, 26. Dezember, um 16 Uhr das letzte Löwen-Spiel des Jahres. Gegner am 19. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ist der Bergische HC.

Tabellarisch betrachtet ist das Duell der beiden Löwen-Teams eine klare Sache. Die Badener sind aktuell Fünfter (26:12 Punkte), die Bergischen Zwölfter (15:21). In 14 Vergleichen konnten sich die Gelben 13 Mal durchsetzen. Der einzige BHC-Erfolg über die RNL datiert auf den 13. September 2014. Damals gab es ein hauchdünnes 24:23 für den Außenseiter. Schon damals stand Sebastian Hinze als Chefcoach an der Seitenlinie der Bergischen. Und auch bei den Badenern waren einige Mann an Bord, die sich nun, rund fünf Jahre später, lieber an die danach folgenden Partien erinnern.

Ein Gegner, der den Löwen immer alles abverlangt – und ihnen dennoch liegt

Seit diesem Herbsttag 2014 gab es neun weitere Duelle – und alle gingen an die Rhein-Neckar Löwen. Acht in der Liga. Eines im Pokal. Und so sind die Rollen für das Wiedersehen am zweiten Weihnachtstag klar verteilt. Favorit sind die Gelben wie eh und je. Und doch ist in dieser Saison etwas anders. Nicht nur, dass jeder Underdog – wie auch schon in den Vorjahren – theoretisch jede Spitzentruppe schlagen kann. In dieser Spielzeit passiert das auch ganz praktisch. Woche für Woche, egal ob auswärts oder daheim. Dass die Löwen, die diese Erfahrung unter anderem in Lemgo machten, gewarnt sind, versteht sich von selbst.

Gegen den BHC kommt es auch auf die Zweikampfhärte an.

„Wir sind nicht in der Lage, irgendeine Mannschaft zu unterschätzen.“ Dieser Satz von Andy Schmid, gesprochen vor Monaten in den Katakomben der SAP Arena, hat immer noch Bestand. Er steht stellvertretend für die Demut der Löwen, aber auch für die Verunsicherung, die sich seit langer Zeit in den Kopfen, Händen und Beinen der Spieler festgesetzt hat wie eine hartnäckige Erkältung in den Nebenhöhlen. Spaß, Leichtigkeit, Selbstverständnis: Das alles sucht man aktuell meist vergebens in den Spielaktionen des zweifachen Deutschen Handball-Meisters.

Raus aus der spielerischen Talsohle!

So war es auch beim jüngsten Auftritt in der SAP Arena, als man einmal mehr gegen die SG Flensburg-Handewitt den Kürzeren zog. Und das, obwohl man besser ins Spiel fand, Mitte der ersten Halbzeit die Chance hatte, davonzuziehen und dabei wieder einmal komplett den Faden verlor. Immer, wenn die Löwen zum Sprung ansetzen, verheddern sie sich in ihren eigenen Beinen. Das tut weh. Das vergrößert die Verunsicherung. Die Aufgabe am Donnerstag macht das auch nicht leichter. Und so sehnen sich die Löwen zum Jahresabschluss vor allem nach einem Erfolgserlebnis: einem guten Handballspiel, nach dem es außer zwei Punkten aufs Konto auch noch etwas gibt, an dem man sich aus der spielerischen Talsohle herausziehen kann.

Andreas Palickas denkwürdige Ansprache im Interview als „Spieler des Tages“ nach dem 32:28 gegen Nordhorn am 19. Dezember hat noch einmal deutlich den Finger in die Wunde gelegt. Als Profisportler falle es schwer, derart hinter den eigenen Ansprüchen herzuhinken. Er selbst habe auch keine Erklärung dafür. Dabei machte der Löwen-Torwart klar: So wollen er und seine Kameraden eigentlich nicht auftreten. „Uninspiriert“: Dieses Wort fiel in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder. Andy Schmid benutzte es, auch Uwe Gensheimer. Inspiration wird auch am Donnerstag gefragt sein. Denn nur über den Kampf wird man den BHC im ISS Dome von Düsseldorf wohl kaum bezwingen.

Kampf alleine wird nicht reichen

Oliver Roggisch und Jannik Kohlbacher.

Kämpfen – das ist schließlich die Spezialdisziplin der Mannschaft von Sebastian Hinze. Wobei auch bei Max Darj und Co. in dieser Saison zu sehen ist: Allein mit Einsatz und Tempospiel kann man in dieser Liga nicht mehr für Furore sorgen. Zuletzt gab es in Minden eine ziemlich deprimierende 23:26-Schlappe, davor zwei knappe Niederlagen gegen Magdeburg und in Balingen. Den letzten Sieg feierten die Bergischen vor rund einem Monat mit einem 35:33 über den TBV Lemgo Lippe. Nach der grandiosen Aufsteiger-Saison sind die Blauen in der knallharten Realität angekommen.

Die Konstellation ist also ähnlich wie am Samstag in der SAP Arena. Die Rhein-Neckar Löwen treffen auf eine genauso verunsicherte Mannschaft. Das ist eine Chance. Und alle Löwen-Fans hoffen, dass ihre Jungs diese zu nutzen imstande sind. Auf einen versöhnlichen Abschluss des turbulenten Jahres 2019!