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Löwen wieder im Reisestress (RNZ)

Heidelberg. Zagreb, Zaporozhye, Melsungen. Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen leben derzeit aus dem Koffer. Sind mal hier und mal da. Aber selten zuhause. Heute ist nun die Ukraine dran, das Gastspiel beim HC Motor Zaporozhye. Ab 18.30 Uhr geht es dort um wichtige Punkte für die Champions League. Neun haben die Gelben bereits eingesackt, morgen Abend sollen es dann elf sein. Ein Selbstläufer wird es aber nicht. Das weiß auch Thorsten Storm, der Manager des badischen Bundesligisten. Er sagt: „Es wird sicher noch schwerer als in Zagreb und dort war es ja schon sehr knapp.“

Zagreb? In Kroatien gewannen die Löwen am Wochenende mit 28:24, drehten eine Partie, die zwischenzeitlich schon fast verloren schien. Und Zaporozhye? Gegen diesen Gegner reichte es im Hinspiel nur zu einem Unentschieden. Ein ärgerliches noch dazu. Denn beim 31:31 in St. Leon-Rot verpassten es die Badener den Sack zu zumachen. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson wirkte damals leicht zerknirscht. Vor allem die Analyse fiel ihm schwer. Gudmi, der Ehrgeizige: „Im Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter war der Gegner heute besser als wir.“

Heute, rund zweieinhalb Monate danach, soll es nun ein badisches Happy End in der Ukraine geben. Wenngleich die Vorzeichen nicht günstig sind: Die Löwen gehen auf dem Zahnfleisch. Das viele Reisen macht müde, schlaucht ohne Ende. Aber Ausreden zählen nicht, denn anderen Mannschaften geht es ähnlich. Storm nickt, betont: „Wer jetzt durch diese schwierige Phase kommt und gegen ‚kleinere Gegner‘ keine Punkte liegen lässt, der wird letztlich auch die große Chance haben, etwas zu gewinnen.“

Um in der Königsklasse etwas gewinnen zu können, muss zunächst der Sprung ins Final Four gelingen. Und der scheint durchaus realistisch zu sein: An guten Tagen können die Löwen jedem Gegner gefährlich werden. Storm und Co. wissen das genau, sagen es aber nicht. Zumindest nicht öffentlich. Das ist einer der Hauptunterschiede zu früher. Vollmundige Kampfansagen sind mittlerweile tabu, Bescheidenheit Trumpf. Storm zuckt mit den Schultern: „Final Four? Ich glaube, das ist Ende Mai 2014 und somit sehr weit weg. Und wenn man etwas erreichen will, ist es nicht gut, wenn man zu viel träumt.“ Schön gesagt.

Weniger schön: Auch in Zaporozhye fehlen wieder bewährte Kräfte. Neben den Langzeitverletzten muss Gudmundsson zudem auf Torhüter Goran Stojanovic (Knieprobleme) und Nikola Manojlovic verzichten. Abwehr-Ass Manojlovic wurde Vater und ist bei seiner Familie in Belgrad. 

Von Daniel Hund