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Löwen wollen die Zebras erlegen

Göppingen. Thorsten Storm, 45, hielt es nicht mehr aus. Nervös tippelte er von einem Bein aufs andere, schaute immer wieder auf die Anzeigentafel. Rund 60 Sekunden vor Schluss verschwand der Manager der Rhein-Neckar Löwen dann plötzlich im Bauch der Göppinger EWS-Arena. Beim Wegdrehen huschte ihm ein flüchtiges Lächeln übers Gesicht. Erst eins, dann ein zweites und schließlich schickte er noch ein drittes hinterher. Storm wusste: Hier und heute brennt nichts mehr an. Göppingen war geschlagen, bezwungen von einer Löwen-Mannschaft, bei der diesmal fast alles passte. Storm ballte die Fäuste: „Das war ein geiles Spiel. Wir konnten kämpferisch und spielerisch voll dagegen halten.“ Glücksgefühle pur! Doch es schwang auch Erleichterung mit. Denn eine Pleite wäre dramatisch geworden: Es hätte eine Saison ohne Höhepunkt gedroht, eine Art Graue-Maus-Dasein. Selbst Storm nickt das ab, zumindest indirekt, sagt: „Diesen Sieg haben wir dringend gebraucht.“

Und der Lohn kann sich sehen lassen: Die Löwen sind dabei, wenn die Hamburger Color Line Arena in rund zwei Monaten (10./11. April) wieder zum Pokal-Gipfeltreffen lockt. Gegen wen das Rudel im Halbfinale seine Krallen ausfahren muss, ist seit gestern klar. Es geht gegen den VfL Gummersbach, den sonntäglichen Kiel-Bezwinger. Ola Lindgren, der schwedische Löwen-Dompteur, hat Respekt vor den Oberbergischen: „Das wird ein hartes Stück Arbeit“, erklärt er, „aber wir fahren da hin, um zu gewinnen.“ Oder anders ausgedrückt: Diesmal soll der Pott her. Der Topfavorit ist die Lindgren-Sieben allerdings nicht. Diese Rolle füllt ein anderes Schwergewicht aus, der HSV Hamburg, der Gastgeber, der im Semifinale die TuS N-Lübbecke zugelost bekommen hat.

Doch das ist Zukunftsmusik, interessiert momentan nur am Rande. Denn die Terminhatz geht weiter. Schon morgen wartet der nächste Höhepunkt. Der gestürzte Branchenführer kreuzt in der restlos ausverkauften SAP Arena auf: Am Mittwoch ab 20.15 Uhr gastiert der ruhmreiche THW Kiel vor den Toren Mannheims. Löwen gegen Zebras, Süden gegen Norden, Emporkömmling gegen Titelhamster. Patrick Groetzki freut sich schon auf den Bundesliga-Kracher. Sein Ehrgeiz ist groß, die Zuversicht auch. „Gummersbach hat es doch vorgemacht: Kiel ist schlagbar“, schmunzelt das Löwen-Juwel. Gespannt darf man darauf sein, wer morgen das Löwen-Tor hüten wird. In Göppingen demonstrierten sowohl Henning Fritz als auch „Kasa“ Szmal ihre Stärke. Aber gerade Fritz, 35, raubte den Schwaben den Nerv.

Pünktlich zum Schlagabtausch mit seinem Ex-Klub scheint er in Topform zu sein. In der EWS-Arena mimte er den Siebenmeter-Töter. Seine Ruhe, seine Erfahrung, seine Reflexe – eine teuflisch gute Mischung. Er beherrscht das Spiel zwischen den Pfosten nach wie vor. Gestern äußerte er sich nun auch erstmals selbst zu seiner Zukunft. „Fritze“ bestätigte, dass er die Option gezogen habe. Allerdings nur für ein zusätzliches Jahr, kürzlich hieß es noch sie gelte für zwei Jahre – die RNZ berichtete. Wie auch immer, der Weltmeister von 2007 ist heiß auf eine weitere Spielzeit im Löwen-Dress: „Ich will mit den Löwen Titel gewinnen und dazu mit guten Leistungen beitragen.“

Folglich werden Szmal (Vertrag bis 2011) und Fritz auch im kommenden Jahr das Löwen-Tor hüten, sprich es kommt kein neuer Torhüter?! „Das kann man jetzt noch nicht sagen“, betont Storm, „das hängt auch von der weiteren sportlichen Entwicklung ab.“ Will heißen: Bringen beide bis zum Sommer die gewünschten Leistungen, schenkt man ihnen das Vertrauen. Andernfalls schaut man sich nach Ersatz um. Oder hat man das etwa schon längst getan? Rings um das Kronauer Trainingszentrum hält sich nämlich hartnäckig das Gerücht, dass längst ein dritter Torwart verpflichtet wurde. Vor allem der Name Dan Beutler von der SG Flensburg-Handewitt wird dabei gehandelt. „Das ist Blödsinn“, beteuert Storm, „es gibt keinen Vertrag mit einem dritten Torhüter.“

Zurück zum Kiel-Duell. Laut Fritz ist ein Heimsieg mehr als nur drin: „Innerhalb der Kieler Mannschaft soll es brodeln, nicht jeder versteht sich offenbar mit jedem.“

Von Daniel Hund

 09.02.2010